Weltraumpartisanen 02: Verrat Auf Der Venus
einst die mannigfaltigen Installationen in das Gebäude hineingeschafft worden. „Das dürfte es sein, Sir." Ich drehte mich um. Delta VII stand steil und stolz im Licht. „Commander Brandis hier", sagte ich. „Wir betreten jetzt das Gewölbe. „Verstanden, Sir", erwiderte Lieutenant Stroganow mit seltsam blecherner Stimme. Ich setzte mich wieder in Bewegung, und Lieutenant Ibaka schloß sich mir an. Seite an Seite gingen wir durch den knöcheltiefen Staub die Rampe hinunter. Nach ein paar Schritten schalteten wir die Helmscheinwerfer ein. Fortan waren wir ganz auf uns allein gestellt. Zwischen Delta VII und uns bestand keine Verbindung mehr. Die Staubschicht wurde dünner. Die Rampe schlängelte sich in eine Halle hinein. Eine Anzahl von Maschinen stand dort, deren Funktion mir schleierhaft blieb. In einer Ecke erkannte ich einen von diesen alten MondBulldozern. Er hatte nur noch eine Kette. Wir durchquerten die Halle und stießen auf ein geöffnetes Schleusentor. Dahinter schlängelte sich die Rampe weiter. Lieutenant Ibaka blieb auf einmal stehen. „Sir!" sagte er. Aber auch ich hatte es bereits gemerkt. Der Boden unter meinen F'üßen bewegte sich. Es war ein sonderbares Zuk-ken und Schütteln, schwer zu beschreiben. Zu diesem Zeitpunkt befanden wir uns rund fünzig Meter unter der Mondoberfläche.
Vielleicht, wäre ich allein gewesen, hätte ich die Flucht ergriffen. Selbst heute noch, da ich dies niederschreibe, meine ich, daß ich mich meiner damaligen Angst nicht zu schämen brauche. Auf die Erkenntnis, daß der Mond bebte, folgte ein Augenblick totaler Panik. Ich weiß nicht, wie lange dieser Zustand anhielt und was ich in diesen Sekunden oder Minuten alles getan habe. Meine Erinnerung setzt wieder ein bei einem Aufschrei von Lieutenant Ibaka: „Sir, das Gewölbe bricht ein!"
Die Entdeckung, daß ich mit meiner Angst nicht allein war, brachte mich wieder zur Vernunft. „Gehen Sie schon weiter, Lieutenant!" sagte ich. „Hier stürzt überhaupt nichts ein!" Und dabei ging ich an ihm vorüber - weiter in die Dunkelheit hinein. „Was wir jetzt erleben, ist ein ganz gewöhnliches luneares Beben, das wahrscheinlich durch die schweren Explosionen hervorgerufen worden ist."
Nach ein paar Schritten blickte ich zurück. Lieutenant Ibaka befand sich schräg hinter mir. „Vergessen Sie es, Sir", sagte er.
„Schon vergessen", sagte ich. „Wir drehen alle irgendwann mal durch."
Das Beben hörte so plötzlich auf, wie es eingesetzt hatte. Dafür stießen wir auf die ersten Anzeichen der Verwüstung, offenbar weil wir uns dem Zentrum des Observatoriums näherten. Der Beton der Wände hatte Risse. Teile der Deckenverkleidung waren eingestürzt. Das Gehen wurde beschwerlich. Die Rampe mündete erneut in eine geräumige Halle ein, aber von dieser Halle war nur noch ein Teil vorhanden. Die Säulen hatten nachgegeben. Es war ein chaotisches Durcheinander von deformierten Maschinen, zerfetztem Beton und zerstäubtem Mondgestein. Major Bjelowski hatte offenbar noch versucht, den rettenden Ausgang zu erreichen. Ich erkannte ihn, weil er einen unserer Raumanzüge trug. Er lag auf dem Rücken, und nur seine Schultern und sein Kopf ragten aus den Trümmern hervor.
Ich kniete neben ihm nieder, nicht weil ich erwartet hätte, ihn noch am Leben zu finden. Ich kniete neben ihm nieder, weil es das einzige war, was ich noch für ihn tun konnte. Sein Anzug war zerfetzt und zerrissen, die Sichtscheibe seines Helmes geborsten. Seine Augen waren geöffnet. Ich wollte sie zudrücken, aber die schweren Handschuhe, die meine Hände umschlossen, ließen es nicht zu.
„Lieutenant", sagte ich, „ich habe den Major gefunden. Er ist tot."
Ich bekam keine Antwort und richtete mich auf. Lieutenant Ibakas Helmscheinwerfer warf weit von mir entfernt ein schwaches Licht. „Lieutenant!" wiederholte ich. „Haben Sie nicht gehört, Lieutenant?"
Lieutenant Ibakas Stimme klang heiser und aufgeregt. „Sir, ich habe den ändern gefunden. Ich bin mir nicht ganz sicher, Sir, aber mir scheint, daß er noch lebt." „Ich komme."
Ein Gefühl unendlicher Traurigkeit erfüllte mich, als ich mich von Major Bjelowski abwandte. Für ein paar Stunden war er mir ein guter Freund gewesen. Nun war er der einsamste Tote.
Irgendwann, Bogdan Bjelowski, dachte ich, komme ich zurück und bringe dich heim in die Welt der Menschen.
Mit dem linken Knie stieß ich hart gegen ein Trümmerstück, und der Schmerz riß mich aus meiner Versunken-heit. Einen
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