Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker
Höflichkeit:
»Commander Brandis?«
»Ja.«
»Entschuldigen Sie, Sir, dass ich Sie bemüht habe - aber wissen Sie vielleicht, wie man diese Büchse aufkriegt?«
Die Büchse war in diesem Fall der
Tiger
, dessen von innen verriegelte Schleuse den Pionierleutnant in Verlegenheit brachte. Nach einigem Suchen fand ich den entsprechenden Knopf, und als ich ihn gedrückt hatte, ging eine Klappe auf und gab die Kurbel frei, mit deren Hilfe man die Schleuse auf mechanische Weise von außen öffnen konnte.
»Danke, Sir. Ich hätte nur ungern ein Loch da hineingesprengt«, sagte der Leutnant. »Wenn Sie jetzt, bitte, zurücktreten -«
Der Leutnant und seine Männer gingen an Bord.
Ich weiß nicht, was den Mann im Tower bewogen hatte, ausgerechnet meinen Namen zu rufen. Jeder Mechaniker hätte den Pionieren das Schiff ebenso rasch geöffnet wie ich; wahrscheinlich war er in der Aufregung gar nicht erst auf diesen Gedanken gekommen. Aber weil dem so war, erlebten Captain van Kerk und ich die Katastrophe als unmittelbare Augenzeugen.
Später wurde mir berichtet, dass um diese Zeit sowohl in der EAAU als auch in den VOR sämtliche TV-Verbindungen unterbrochen waren - dies auf Weisung des Ministers Nekrassow, der den Ausbruch einer weltweiten Panik befürchtete. INTERPLANAR XII war zurückgefallen in sein gewohntes Schweigen. Und Ruth erzählte mir hinterher, weder sie noch jemand sonst in ihrer Umgebung hätten in dem Abbrechen der Verbindung zunächst mehr gesehen als eine alltägliche technische Panne.
Ein Transporter mit heulender Sirene brachte Hauptmann Heyerdahl und eine Anzahl weiterer Offiziere. Heyerdahl sprang heraus und wandte sich an mich.
»Sind sie drin?«
»Ja.«
Etwas in Hauptmann Heyerdahls Augen verriet mir, dass er sich nur mühsam beherrschte. Er machte auf mich den Eindruck eines Mannes, der nicht mehr ein noch aus wusste.
»Sven, unter uns, was wird eigentlich gespielt?«
»Ich weiß es nicht, Mark. Ich weiß nur, dass es nichts Gutes ist. Kennen Sie die neue Ultraschallkanone auf dem Tower?«
»Ja. Was ist mit ihr?«
Hauptmann Heyerdahl blickte sich um und überzeugte sich davon, dass außer Captain van Kerk und den Offizieren niemand uns hören konnte.
»Jemand hat sie abgefeuert, scheint’s. Wir fanden an ihrem Fuß einen Aufruf der Vollstrecker.«
Und noch während Hauptmann Heyerdahl sprach, begann ich zu frösteln. In diesem Augenblick kam der Pionierleutnant mit seinen Männern aus der Schleuse, wachsbleich und wortlos. Auch ohne dass er Meldung machte, wusste jeder, dass an Bord des VOR-Schiffs niemand mehr am Leben war.
Die zweigeteilte Welt, die den Frieden wollte, stand am Rand des Krieges.
2.
Besser und ausführlicher, als ich selbst über die Vollstrecker und ihre Aktivität Auskunft zu geben vermag, tun es die folgenden Zeitungsmeldungen aus den Jahren 2072 bis 2073.
Metropolis-Kurier:
Eine Bombenexplosion im Puschkin-Theater hat gestern Abend 84 Todesopfer gefordert. Der Anschlag, hinter dem eine radikale Organisation vermutet wird, deren Mitglieder sich selbst als die Vollstrecker bezeichnen, hat allem Anschein nach politischen Hintergrund. Die Sicherheitsbehörde hat eine groß angelegte Fahndung eingeleitet. Einzelheiten wurden nicht bekannt gegeben.
The Times:
Liu Kun-yi, der VOR-Handelskommissar, der sich zur Zeit in London aufhält, sollte gestern Mittag entführt werden. Radikale Elemente drangen mit Waffengewalt überraschend in die VOR-Handelsmission ein, in deren Räumen es dann zu einem erbitterten Gefecht kam. Der Anschlag misslang: Liu Kun-yi hatte eine Viertelstunde zuvor überraschend das Gebäude verlassen. Die Sicherheitsbehörde hat mehrere verdächtige Personen vorläufig festgenommen, denen enge Kontakte zur radikalen Organisation der Vollstrecker nachgesagt werden.
Venus-Report:
Der von der Sicherheitsbehörde verhängte Belagerungszustand dauert an. Das von unbekannten Elementen mit einem bisher noch nicht identifizierten Virus verseuchte Trinkwasser, dem inzwischen 13 481 Einwohner der Towns zum Opfer gefallen sind, wird aller Voraussicht nach einem langwierigen Sterilisierungsprozess unterworfen werden müssen. In Metropolis hat die Regierung bekannt gegeben, dass bei Bedarf die gesamte Strategische Raumflotte mit der Wasserversorgung für die Venus beauftragt werde.
Der Verdacht, dass dieser heimtückische Anschlag auf das
Konto von VOR-Agenten geht, scheint sich nicht zu bestätigen. Ein Sprecher der Sicherheitsbehörde bezeichnete ihn
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