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Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri

Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri

Titel: Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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auf fünf-, sechs-, ja sogar auf achttausend Meter.
    »Er weiß noch nicht, daß er Glück im Unglück hat.« Vidal reichte mir eine angezündete Zigarette. »Um ein Haar wäre er bei seinem Kopfsprung in die Tiefe auf die Teufelsfelsen aufgebrummt. Dann aber - gute Nacht, Marie!«
    Die Teufelsfelsen waren der Grund, weshalb wir diese verhältnismäßig seichte Meeresstelle bei unseren Tauch-versuchen mieden. Ganz offensichtlich hatte sich Vargas in seiner Sollposition geirrt. Ein lebensrettender Irrtum! Auf dem Weg zum Tower versetzte ich mich in Vargas’ Lage: dreitausend Meter unter dem Meer, mutterseelenallein in einem manövrierunfähigen Schiff, das unter der übergroßen Belastung ächzt und stöhnt. Wie liegt das Schiff? Wohl mit der Nase schräg nach unten. Das bedeutet: im Cockpit beginnt sich das Wasser zu sammeln. Und da ist einer, der redet dir gut zu -einer, der weit oben sicher im Trockenen sitzt. Was weiß er von der kalten Einsamkeit und der die Füße benetzenden Angst? Im Tower wartete bereits ein Gespräch auf mich. Das Gesicht des Anrufers kam mir irgendwie bekannt vor. »Endlich einer, der mir Auskunft geben kann. Trifft es zu, daß es beim Kolibri-Projekt einen neuen Unfall gegeben hat? Ich habe sicherheitshalber ein TV-Team losgejagt.«
    Einer von diesen Fernsehleuten. Zuletzt hatte ich ihn auf der lunaren Pressekonferenz gesehen - im Gefolge von Ruth O’Hara.
    »Kein Unfall, kein Team!« sagte ich. »Und jetzt gehen Sie bitte aus der Leitung!«
    Er wollte sich nicht abwimmeln lassen. »Hören Sie, Commander - VEGA ist so etwas wie eine öffentliche Institution. Wir haben ein Recht auf volle Information.«
    Ich antwortete: »Wenden Sie sich an das Public-Relation-Office! Meine Antwort heißt: Nein. Ende.«
    Eine Hand legte sich mir auf die Schulter. Der diensttuende Controller sagte:
    »Vargas, Sir, dringend! Ich glaube, er spielt verrückt.«
    Ich schaltete den Monitor ab.
    »Wer hält die Verbindung zum U-Boot!«
    »Ich, Sir!« Der zweite Controller hob die Hand. »Es braucht noch vierzig Minuten - maximal.«
    »Es soll gefälligst Dampf aufmachen!« Ich schob Vidal zur Seite. Sein rotes Halstuch reizte mich mehr denn je.
    »Vargas, hier spricht Brandis. Die Aktion läuft. In vierzig Minuten geht es mit Ihnen wieder aufwärts. Kommen!«
    Vargas war sofort da.
    »Sir, Sir - es geht zu Ende. Das ächzt und knackt irrsinnig. Was soll ich tun? Kommen!«
    »Beißen Sie die Zähne zusammen, Vargas! So rasch ersaufen Sie nicht! Wenn die Nase ganz nach unten geht, verlassen Sie das Cockpit. Nur nehmen Sie den Finger vom Alarmstarter!
    Das ist ein Befehl. Kommen!«
    Mit welchem Recht erteilte ich diesen Befehl? Nicht ich, sondern Vargas kämpfte um sein Leben. Ich stand auf festem, sicherem Boden. Was wußte ich wirklich von dem, was sich in diesen Minuten in der schweigenden Tiefe des Ozeans vollzog? Nur eines vielleicht erteilte mir Vollmacht: Im Gegensatz zu Vargas hatte ich einen kühlen Kopf und vermochte die Chancen gegeneinander abzuwägen.
    Vargas’ Bestätigung ließ auf sich warten. Neben mir hörte ich die scharfen Atemzüge eines der beiden Controller. Ein Frösteln lief mir den Rücken herab.
    » Kolibri -Tower ruft Kolibri Neun. Was ist los, Vargas? Warum melden Sie sich nicht mehr? Kommen!«
    Nummer Neun schwieg. Ein Controller unterhielt sich mit dem U-Boot. Um es einzuweisen, benutzte er den Marinecode. Seine Stimme klang gehetzt; ein paarmal versprach er sich und mußte berichtigen. Vidal räusperte sich, als ob er etwas sagen wollte. Ich drehte mich nach ihm um. Rauchend lehnte er an der Richtfeuersäule. Als er meinen Blick auf sich ruhen sah, hob er die Schultern.
    »Kolibri-Tower ruft Kolibri Neun. Ich vermisse Ihre Bestätigung, Vargas. Ich höre gerade: Das U-Boot bereitet eine magnetische Bergung vor. Da kann nichts schiefgehen. Kommen!«
    Vargas meldete sich nicht. Sollte er das Cockpit bereits verlassen haben? Aber warum hatte er es dann unterlassen, mich zu unterrichten? Ich wischte mir den Schweiß aus den Augen.
    »Brandis!« Aus der Tiefe des Ozeans erreichte mich ein Auf schrei höchster Verzweiflung. »Das Licht - das Licht ist ausgefallen! Kein Licht mehr im Schiff - alles dunkel! O Gott!«
    Vargas und sein verdammter Alptraum! Die Situation hatte sich zugespitzt. Wenn es mir nicht gelang, ihn zurückzuhalten, war er verloren.
    »Vargas, hier spricht Brandis. Machen Sie keine Dummheiten. Der Lichtausfall ist völlig normal - verstehen Sie? Völlig normal!

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