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Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht

Titel: Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Unterkünfte der Pioniere im Tal vom Fallout so gut wie verschont. Das Unheil zog über unsere Köpfe hinweg, um andernorts niederzugehen. Lediglich auf der Verladerampe, dem Zentrum des Übels, herrschte unverändert Alarmstufe Rot. Als ob die Menschheit an einem Übel nicht genug hatte, gesellte sich am Dienstag zu der monströsen Plackerei auch noch die psychische Belastung infolge der plötzlichen Verschlechterung der Beziehungen zwischen den beiden weltbeherrschenden Machtblöcken. VEGA-Metro-polis übermittelte uns im Telegrammstil die Chronik der Ereignisse.
    08.00 Uhr: Scharfe Protestnote der VOR wegen angeblicher Territorialverletzung durch Fallouts. Peking droht mit Repressalien. 08.32 Uhr: Erste Verletzung des EAAU-Luftraumes über dem Roten Meer durch - offenbar zum Zwecke der Rekognoszierung - tieffliegende VOR-Pagoden. 09.30 Uhr: EAAU bedauert in einer Note an Peking die Fallouts und protestiert ultimativ gegen den Zwischenfall über dem Roten Meer. 11.14 Uhr: Zweite Verletzung des EAAU-Luftraums durch Kampfeinheiten der VOR. Über Madagaskar wird eine Pagode aufgebracht und nach kurzem Gefecht vernichtet. 11.44 Uhr: Die gesamte Strategische Raumflotte der VOR konzentriert sich im toten Winkel hinter dem Mond.
    12.01 Uhr: Der Präsident der EAAU versetzt Strategische Raumflotte und Armee in erhöhte Alarmbereitschaft.
    Auf dem Gebiet der hohen Politik war und blieb dies vorerst der Stand der Dinge.
    Mehr als vier Jahre hatten einsichtige Politiker in Ost und West mit wechselndem Erfolg daran gearbeitet, das explosive Mißtrauen zwischen den beiden Machtblöcken abzubauen - und nun genügte ein unabsichtlich ausgelöster Fallout, um alle diese Bemühungen in Frage zu stellen.
    Freilich - durfte man sich wundern? Seit dem Monsun-Zwischenfall waren noch keine drei Jahrzehnte vergangen.
    Damals hatte eine Handvoll machtlüsterner Militärs der EAAU den Versuch unternommen, die Kampfmoral der Asiaten mittels einer gezielten Verseuchung der Monsunwinde durch nukleare Giftstoffe zu untergraben. Die Verantwortlichen waren vor ein Standgericht gekommen und mit hohen Freiheitsstrafen belegt worden. In der EAAU war dieser Zwischenfall längst vergessen, überdeckt von den Ereignissen des Bürgerkrieges, doch in den asiatischen Ländern lebte die Erinnerung daran weiter.
    Die Nachrichten, die aus Metropolis zu uns drangen, waren nicht angetan, um unsere Stimmung zu heben. Wir alle waren überarbeitet; wir alle waren nervös und gereizt; wir alle wollten die verdammte Müllkutscherei wiederaufnehmen und zu einem guten Abschluß bringen.
    Und wir hatten es satt, diesem widerwärtigen TamTam der Buschtrommeln zu lauschen, das nie verstummte.
    Am Mittwoch verabschiedete sich die Medusa -Crew von ihrem Kameraden: Sergeant Dahlsen wurde nach Nairobi überführt. In der Nacht hatte sich sein Zustand plötzlich verschlechtert.
    Die Ärztin, der das VEGA-Lazarett unterstand, zweifelte an seiner Wiederherstellung. Ein neuerlicher Test hatte das Vorhandensein von Yttrium-90, einem Zerfallsprodukt von Strontium, in seiner Hirnanhangdrüse ergeben.
    Während Sergeant Dahlsen uns nacheinander die Hand drückte, lachte und scherzte er, als glaubte er ernstlich an seine baldige Genesung.
    „Also dann, Sir... und halten Sie auf der Medusa ein Plätzchen für mich frei."
    In einem TV-Film über die Tätigkeit der VEGA war ich als deren ,harter Mann' bezeichnet worden. Der Reporter hielt für Härte, was lediglich eine andere Form von Disziplin war. Wem wäre wohl damit gedient gewesen, wenn ich bei diesem Abschied meinen Gefühlen freien Lauf gelassen hätte? Sergeant Dahlsen hatte Anspruch auf ein lachendes Gesicht.
    „Auf bald, Sergeant... und lassen Sie in Nairobi die Krankenschwestern in Ruhe!"
    Ein letztes aufmunterndes Schulterklopfen - dann machte ich, daß ich hinauskam: bevor meine Augen feucht wurden.
    Draußen blieb ich stehen und starrte den Berg an, der Sergeant Dahlsen auf dem Gewissen hatte. Kilimandscharo: ,Berg des bösen Geistes'. Wieviel Egoismus, Eigennutz und Skrupellosigkeit einer einzigen menschlichen Generation lagen in ihm gespeichert! Genug, um die gesamte lebende Menschheit mit der Pest des siechenden Unterganges zu überziehen.
    Wie mochte wohl das Motto jener schuldhaften Generation gelautet haben? Vielleicht: ,Nach uns die Sintflut'?
    Oder hatte sie sich über das, was sie dieser Erde antat, einfach keine Rechenschaft abgelegt: aus Unverstand, aus Gleichgültigkeit?
    Wie dem auch war: das

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