Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht
bedeutete, es würde Anfragen und Formulare hageln. Die Buchhalter der VEGA waren, wenn es um das Abschreiben von fliegendem Material ging, von peinlichster Gewissenhaftigkeit. Nun, mochte Direktor Harris sich mit ihnen auseinandersetzen. Ich nickte.
„Einverstanden, Doktor. Und halten Sie mich auf dem laufenden."
„Selbstverständlich, Sir." Doktor Jugovitsch zögerte. „Noch etwas, Doktor?" fragte ich. „Ja, Sir. Wenn es Ihnen recht ist, möchte ich den halben Alarm vorerst aufrechterhalten. Der Wetterbericht ist nicht unbedingt der günstigste." Doktor Jugovitsch galt als hervorragender Strahlenfachmann. Ihm ins Handwerk zu reden, wäre mehr als töricht gewesen.
„Tun Sie, was Sie für richtig halten, Doktor."
„Danke, Sir."
Doktor Jugovitsch war kaum fort, als Inspektor Levin eintrat, der Kommandant des VEGA-Sicherungs-korps.
„Sir, ich komme gerade von Lieutenant Xuma."
„Wie geht es dem Lieutenant?" fragte ich. „Oh, er macht schon wieder einen ganz munteren Eindruck, Sir. Wenn er auch nicht gerade der gesprächigste ist."
„Worauf wollen Sie hinaus, Inspektor?" fragte ich. „Auf diesen Sturz von der Strickleiter, Sir" sagte Inspektor Levin. „Ich bin der Sache routinemäßig nachgegangen. Es war kein Unfall."
„Kein Unfall?"
„Kein Unfall!" bestätigte Inspektor Levin mit Nachdruck. „Sehen Sie, Sir - der Helm von Lieutenant Xuma wies an der rechten Seite, in Schläfenhöhe, eine Verschmorung auf, die mich stutzig werden ließ. Ich habe den Helm daher zur Untersuchung ins Labor gegeben. Dabei wurde eindeutig festgestellt: der Helm wurde auf große Entfernung von einem Laser-Gewehr getroffen."
Ich war nur mäßig überrascht. John Malembos Warnung hallte in mir nach. Ein gedungener Scharfschütze hatte ihr Nachdruck verliehen. Unnötig, nach ihm zu suchen! Falls er das Erdbeben überlebt hatte, war er längst auf und davon.
„Noch eines, Sir", sagte Inspektor Levin. „Der Schuß kam schräg von oben. Mit anderen Worten: wir haben es mit einem fliegenden Schützen zu tun."
„Ich werde mich der Sache annehmen, Inspektor", sagte ich.
Der Vorfall war delikat. John Malembo - falls er wirklich dahintersteckte - war ein vorsichtiger Mann. Ihn, ohne jeden Beweis, unter Anklage stellen? Unmöglich. Ich war ratlos. Captain Romen erschien. Sein Rapport war kurz. Sergeant Dahlsen war ins Lazarett eingeliefert worden: vorerst nur zur Beobachtung. Captain Romen machte auf mich einen niedergeschlagenen Eindruck.
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8.
Die dreitägige Zwangspause brachte keinem von uns auch nur eine zusätzliche Stunde Schlaf. Im Gegenteil: sie war gekennzeichnet von einer geradezu hektischen Betriebsamkeit.
Was Doktor Jugovitch befürchtet hatte, trat ein. Noch in der ersten Nacht entluden sich über Ostafrika mehrere heftige Gewitter, wobei es an mehreren Stellen des Kontinents zum radioaktiven Fallout kam: mit allen seinen verheerenden Folgen.
Die Katastrophenmeldungen, die von VEGA-Metropolis gesammelt und an mich weitergeleitet wurden, rissen nicht ab.
Nuklear-Report des Gesundheitsministeriums der EAAU (Sektion Afrika) vom 21. 12. 2076.
Bezirk:
Curie:
Röntgen:
Massai-Steppe
0,001
0,05
Südliches Hochland
0,003
0,07
Usumbwa
0,002
0,04
Ukimbu
0,001
0,02
Muchinga Berge
0,004
0,09
Nord-Katanga
0,001
0,04
Süd-Katanga
0,001
0,04
Niassa
0,003
0,06
Daressalam (Stadt)
0,001
0,03
Zambesia
0,001
0,05
Befund: In den o. g. Bezirken ungewöhnlich starke Fallouts.
Direktschäden: Todesfälle bisher nicht gemeldet.
Folgeschäden: Hiroshima-Krankheit im großen Umfang (ca. 17 Mio. Betroffene) unabwendbar. Zunahme von Totgeburten.
Maßnahmen: Erklärung der Bezirke zum Sperrgebiet. Evakuierung der Bevölkerung.
Die Folgen dieses einen Erdbebens wetteiferten mithin mit denen von San Francisco.
Dabei - dessen war sich jeder im Camp bewußt -war dies nur ein Vorgeschmack dessen, was unweigerlich kommen mußte, falls Ostafrika von einem weiteren, womöglich noch heftigeren Erdbeben heimgesucht wurde. Nach wie vor warteten rund zwei Drittel der im Berg ursprünglich deponierten transuranischen Abfälle auf ihren Abtransport.
Von der Wiederaufnahme der unterbrochenen Flüge konnte unter Umständen das Schicksal des gesamten afrikanischen Kontinents abhängen. Colonel Chemnitzers Pioniere arbeiteten rund um die Uhr, und rund um die Uhr arbeiteten auch alle Angehörigen der VEGA.
Glücklicherweise - zu erklären mit den regionalen atmosphärischen Verhältnissen - blieben sowohl das VEGA-Camp als auch die
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