Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht
die ganze Bande unter die Fuchtel Ihrer Frau gestellt."
Harris nickte mir noch einmal zu und schaltete sich aus.
Ruth O'Hara war auf dem Wege zu mir.
Ich gab mir Mühe, mich über diese Nachricht zu freuen.
Aber über allem, was ich dachte und empfand, lastete die Erinnerung an Sergeant Dahlsen.
Der Alte in Metropolis glaubte, er könne mir die bittere Pille versüßen. Nicht ganz zu Unrecht.
An jedem anderen Ort, zu jeder anderen Zeit wäre ich aus dem Häuschen gewesen.
Diesmal hatte ich nur den Start des verdammten Eimers mit der Nummer Siebzig im Sinn.
Der Wurm steckte nicht nur im Globus, sondern auch im Detail. Dieser Mittwoch hatte es in sich. Nachdem Colonel Chemnitzer die Lagebesprechung zweimal hatte verschieben lassen, ohne Angabe von Gründen, erschien er kurz vor 20.00 Uhr überraschend im VEGA-Camp, begleitet von den Offizieren seines Stabes.
Ich empfing ihn in der Zentrale. Nun, da das Ärgste vorüber war, hatte er sein übliches hochfahrendes Wesen wieder angenommen. Mit dürren Worten teilte er mir mit, daß die Flüge kommenden Tages gegen vierzehn Uhr - auf keinen Fall früher - wiederaufgenommen werden könnten.
Mitten in die Besprechung platzte - verschwitzt, unrasiert, mit geröteten Augen - Captain Romen herein.
„Sir, noch eine Frage zu -"
Captain Romen erkannte den Chef der Pioniere und wandte sich diesem zu.
„Gerade, Colonel, habe ich an Sie gedacht... Es geht um das Problem der Absperrung. Soviel ich weiß, fällt das in Ihre Kompetenz."
Chemnitzer nickte. „Das ist richtig."
Captain Romen wandte sich an mich. „Zu Ihrer Information, Sir: Während Colonel Chemnitzer seine duftende Erscheinung spazierenfliegt, haben unsere Männer gerade einen halbnackten Neger aufgegriffen, der in der Nähe des Camps herumlungerte. Inzwischen hat sich herausgestellt: der Mann ist harmlos, ein armer Irrer. Aber ebensogut hätte er auch ein Gewehr bei sich haben können. Mir scheint, Sir, es wird hier an allen Ecken und Enden geschlampt."
Nach dem Anschlag auf Lieutenant Xuma war Captain Romens Erregung verständlich, und im stillen pflichtete ich ihm bei. Nur wäre es mir - um des Einvernehmens mit dem Colonel wegen - lieber gewesen, wenn er es mir überlassen hätte, diesen Zwischenfall zur Sprache zu bringen.
Nun, da es geschehen war, hielt ich mich zurück. Captain Romen war im Recht, und als Flugleiter war er überdies durchaus befugt, diese Beschwerde vorzubringen. Colonel Chemnitzer lief rot an.
„Commander", sagte er, an mich gewandt, „ich bin nicht gewillt, in einem solchen Ton mit mir reden zu lassen. Dieser stinkende Zigeuner scheint vergessen zu haben, wen er vor sich hat."
Captain Romen gefror zu Eis. Mit einer knappen Handbewegung bat er mich um Nichteinmischung.
„Colonel!" Captain Romens Stimme klirrte. „Daraus, daß ich Zigeuner bin, habe ich nie ein Hehl gemacht. Damit können Sie mich nicht treffen. Und wenn ich heute ausnahmsweise einmal stinke, dann liegt es daran, daß ich - im Gegensatz zu Ihnen - vor lauter Arbeit noch nicht dazu gekommen bin, meinen Arsch in Parfüm zu tauchen."
Colonel Chemnitzer schnappte nach Luft. „Sir", keuchte er, immer noch an mich gewandt, „ich muß doch sehr bitten!"
Wieder eine knappe Handbewegung von Captain Romen: er war noch nicht fertig.
„Im übrigen , Colonel, hätte mein Vater Sie für eine solche Bemerkung zum Duell mit dem Messer gefordert. Ich selbst werde mich damit begnügen, Sie bei nächster passender Gelegenheit windelweich zu prügeln." Captain Romen grüßte flüchtig zu mir herüber, wandte sich auf dem Absatz um und polterte hinaus. Colonel Chemnitzers Stabsoffiziere machten versteinerte Gesichter. Er selbst war totenbleich. Mit einem gefalteten, blütenweißen Tuch betupfte er sich die Stirn.
„Commander, ich erhebe Protest!"
Ich traute meinen Ohren nicht: Colonel Chemnitzer wähnte sich tatsächlich im Recht. Es war höchste Zeit, den Sachverhalt richtigzustellen. „Colonel, es scheint Ihnen entgangen zu sein, daß Sie sich erheblich im Ton vergriffen haben. Ich möchte vorschlagen, daß ich Captain Romen jetzt zurückrufe, damit Sie Gelegenheit haben, sich bei ihm zu entschuldigen."
Chemnitzer starrte mich aus bösen Augen an. „Ich mich entschuldigen? Bei einem stinkenden Zigeuner?
Ich denke nicht daran."
Ich hatte ihn überschätzt. Auch in diesem Augenblick war er nicht bereit, über seinen Schatten zu springen. Statt den Rettungsring zu ergreifen, den ich ihm zuwarf, und die mißliche
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