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Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht

Titel: Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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abringen. „Was heißt: der Eimer streikt?"
    Lieutenant Torrente hob die Schultern. „Das heißt, Sir: der Eimer sagt plötzlich nicht Piep und nicht Papp - egal, was man in der Zentrale auch anstellt."
    Ich ließ mich zurücksinken. „Die Werftleute sollen ihn einschleppen."
    Lieutenant Torrente rührte sich nicht vom Fleck. „Sir", sagte er, „das Miststück steht schon auf der Rampe. Das ist ja das Problem."
    Die Benommenheit fiel von mir ab. Ich sprang auf die Füße. „Wecken Sie Lieutenant Xuma!"
    „Schon geschehen, Sir."
    „Wer hat Nachrichtendienst?"
    „Sergeant Dahlsen, Sir. Er hat mit Lieutenant Mercier die Schicht gewechselt."
    „Soll ebenfalls mitkommen."
    „Aye, aye, Sir."
    Lieutenant Torrente rannte los. Ich drehte den Wasserhahn auf und hielt den Kopf unter den lauwarmen Strahl. Danach nahm ich den Schutzanzug vom Haken und kleidete mich an. Auf der Verladerampe mußte zu jeder Zeit mit Strahlengefahr gerechnet werden: selbst dann, wenn die installierten Geigerzähler keinen Alarm schlugen. Leichtsinn - zu dem Routine so oft veranlaßt - durfte bei dieser Art von Arbeit nicht aufkommen.
    Lieutenant Xuma und Sergeant Dahlsen warteten bereits am Helikopter. Die aller Voraussicht nach benötigten Ersatzteile sowie ein für den bockenden Eimer bestimmtes Funkgerät waren schon verladen.
    09.31 Uhr Ortszeit: der Helikopter hob ab.
    Über die Verladerampe pfiff ein böiger Wind. Weiter oben herrschte Windstille. Die Wolken, die den Gipfel des Kibo unseren Blicken entzogen, rührten sich nicht. Nachdem ich den Helikopter auf dem Unterstand geparkt hatte, stiegen Lieutenant Xuma und Sergeant Dahlsen aus, klemmten sich ihre Geräte und Werkzeuge unter den Arm und machten sich auf den Weg. Über die Strickleiter, die vom Cockpitluk des alten Kreuzers herabhing, gelangten sie in das Innere des Schiffes.
    Ich sah, wie Lieutenant Xuma, bevor er im Luk entschwand, dem störrischen Eimer einen Tritt versetzte. Im Helikopter zurückgeblieben, wartete ich mit wachsender Ungeduld auf Lieutenant Xumas Diagnose. Endlich war es soweit.
    Sergeant Dahlsens Stimme drang aus dem Lautsprecher. „Können Sie mich hören, Sir?"
    „Ich höre."
    „Also, Sir... irgendein Relais ist durchgeschmort. Der Eimer kriegt keinen Saft."
    „Kann der Schaden behoben werden?"
    „Augenblick, Sir. Der Lieutenant ist noch am Fummeln." Ich wartete.
    Den Schaden beheben und den rostigen Eimer auf Nimmerwiedersehen zur Sonne schießen - das war die eine Möglichkeit, die blockierte Rampe wieder freizubekommen. Die andere war weniger erfreulich und hätte uns wenigstens zwei kostbare Arbeitstage gekostet. Sie bestand darin, das Schiff zu sprengen und dann die Trümmer zu räumen: Wasser auf Colonel Chemnitzers Mühlen. „Sir!"
    „Ich höre."
    „Der Lieutenant hat's hingebogen. Für einen Schuß, läßt er ausrichten, könnte er geradestehen."
    „Danke, Sergeant."
    „Wir kommen jetzt zurück, Sir. Ende." Erleichtert verständigte ich Captain Romen in der Zentrale. Er scherzte:
    „Wie wär's mit einer kleinen Schlußmusik, Sir?" Ich blieb ihm die Antwort schuldig. Im Luk des Kreuzers war Lieutenant Xumas Kehrseite in Sicht gekommen.
    Der Lautsprecher begann erneut zu scheppern. In der Zentrale hatte Captain Romen seine Mundharmonika zur Hand genommen, und über die nüchterne, windgepeitschte Verladerampe am Kilimandscharo ergoß sich - wohl zum ersten Mal, seit die Welt bestand - die wehmütige Melodie einer alten Zigeunerweise:
    Auf, auf, noch einmal!
    Auf, auf, noch viele, viele Mal... Lieutenant Xuma stieg die pendelnde Strickleiter herab, gefolgt von Sergeant Dahlsen.
    Im Lautsprecher weinte und klagte die Mundharmonika.
    Lieutenant Xuma befand sich auf halber Höhe, noch rund dreizehn Meter über der Erde, als er die Strickleiter plötzlich losließ, mit beiden Händen nach seinem Helm griff und abstürzte.
    Ich griff nach der Verriegelung des Cockpits - und als hätten die unkontrollierbaren Mächte der Tiefe nur auf diesen Augenblick gewartet, um loszuschlagen, ging ein erstes warnendes Zittern durch den Helikopter, das mich auf den Sitz zurückwarf.
    Ein dumpfes Donnern übertönte die Mundharmonika. Das Geräusch war mir nicht unbekannt. Zuletzt hatte ich es in San Francisco gehört. In Ostafrika bebte die Erde.
    Der zweite Erdstoß rollte heran. Das Plateau der Verladerampe begann auf einmal Wellen zu schlagen. Vor dem Horizont pendelte der Beta -Kreuzer hin und her. Sergeant Dahlsen klammerte sich an die Strickleiter.

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