Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde
Universum waren in den Trakt gleichsam mit einbezogen. Man hatte das Gefühl, im Freien zu sitzen.
Ruth sagte leise:
„Auf der Erde gibt es bereits genug Leute, die um diese Zeit besorgt zum Himmel aufblicken."
Ich wiegte den Kopf.
„Und was erwarten sie von mir? Daß ich Wunder wirke? Wir haben es mit einem verdammten Ding zu tun. Und wir packen es praktisch mit leeren Händen an - ohne jede Erfahrung. Und wer, wenn nicht diese Hochblicker selbst, hat uns das eingebrockt? Und hätte sie die ,Operation Sonnenfracht' nicht schließlich mit der Nase daraufgestoßen - sie hätten weitergeschlafen!"
Ich hatte mich in Zorn geredet - nicht zuletzt wegen Dr. Battingtons Tod, der vermeidbar gewesen wäre, wenn man sich beizeiten um den Helin gekümmert hätte.
Ruth sagte:
„Da gibt es aber auch die vielen anderen, die Ahnungslosen. Bis jetzt hat die Presse von der ganzen Sache noch keinen Wind bekommen. Aber Harris befürchtet, daß es früher oder später durchsickern muß."
Ich lachte und küßte Ruth auf die Wange.
„Die Medusa-Crew brauchst du nicht zu überzeugen! Wir wissen, was auf dem Spiel steht."
Eine Weile unterhielten wir uns noch über die Situation auf der Erde. Die Mittelmeerländer, vor allem Spanien, Frankreich und Italien, wurden noch immer von heftigen Fallouts heimgesucht. Der Hauptherd der radioaktiven Verseuchung, der Kilimandscharo selbst, war zwar ausgeschaltet, doch jeder Wind, der über den verpesteten afrikanischen Kontinent hinstrich, wirbelte die giftigen Aschenreste auf.
Ich erfuhr: Professor Aksakow, der bereits die Kilimandscharo-Schlacht dirigiert hatte, war von Old Jenny, der Präsidentin der EAAU, mit der Wiedergewinnung des verlorenen Erdteils beauftragt worden. Er hatte akzeptiert und schon seinen technischen Operator bestimmt: Professor Dr. med. Dr. Ing. Henry Warren, eine Kapazität auf dem verhältnismäßig jungen Feld der Psychomechanik. Operationsstab, Laboratorien und Fabriken waren bis auf weiteres auf der Venus untergebracht: dies im Hinblick auf die nicht völlig auszuschließende große Flutwelle.
Irgendwann wechselten Ruth und ich hinüber in den Speisesaal.
Als wir dort eintraten, zuckte Ruth zusammen; sie blieb plötzlich stehen und erstarrte. Ihre Augen -eben noch heiter und lachend -waren unnatürlich geweitet.
„Mark!"
Ich sah mich um.
An einem der Tische, mit dem Rücken zu uns, saßen Colonel Hilsenrath vom Stab der Strategischen Raumflotte und Colonel Friedrich Chemnitzer von den Pionieren; ich glaubte, einen Hauch von teurem Rasierwasser zu atmen, der in der Luft schwebte.
Über Chemnitzers Anwesenheit auf der Venus war mir bis zu diesem Augenblick nichts bekannt gewesen; sie berührte mich unangenehm. An zwei verschiedenen Projekten hatten er und ich gemeinsam gearbeitet: eine unerfreuliche Angelegenheit. Bei dem letzten war ich nur knapp mit dem Leben davongekommen; um ein Haar hätte Chemnitzer mich und meine Crew samt dem Kilimandscharo in die Luft gejagt. Der Vorfall war kurz untersucht und - da Chemnitzer formaljuristisch nichts nachzuweisen war - ad acta gelegt worden.
Ruth faßte meine Hand und zog mich hinter sich her zum Aufzug.
„Wohin?" fragte ich.
„Ich muß dir etwas zeigen!" sagte sie. „Es ist dringend. Deswegen bin ich überhaupt hier."
Der Aufzug nahm uns auf und beförderte uns in die zweite Etage.
„Was mußt du mir zeigen?"
Ruth senkte - obwohl dazu, da wir im Aufzug völlig allein waren, kein Anlaß bestand - die Stimme:
„Es betrifft Chemnitzer. Ich wußte, daß er hier sein würde."
Ich verstand nicht, worauf sie hinauswollte. „Und?"
Ruth war aufgeregt. Gewiß, auch sie hatte ihre Erfahrungen mit diesem aufgeblasenen Pionierobersten gemacht...
„Die Sache neulich ... am Kilimandscharo... Mark, sie hat mich nicht ruhen lassen. Er wollte dich umbringen! Chemnitzer wollte dich umbringen!"
Davon war auch ich überzeugt. Aber um dies laut auszusprechen zu können, benötigte man Beweise.
„Ruth, lassen wir die alten Geschichten ruhen!"
Der Aufzug gab uns frei; wir eilten durch den Gang.
„Mark, ich habe Material gesammelt gegen Chemnitzer... Zeugenaussagen... die ganzen damals gemachten Filme ... die Tonbänder! Aus all dem geht hervor: er wollte dich umbringen, es war Absicht."
„Das Ergebnis der Untersuchung lautete anders."
„Ich weiß. Die Zeugen hatten sich gefürchtet, die Wahrheit zu sagen. Aber mir gegenüber sind sie gesprächig gewesen. Ich habe ihre eidesstattlichen Aussagen."
„Du hast
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