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Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde

Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde

Titel: Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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höchsten Einsatz tat, war geplant und durchdacht.
    „Zunächst einmal weisen Sie Ihren Zigeuner an, daß er den Landeanflug abbricht."
    Ich blicke rasch hinüber zu Captain Romen. Er saß starr und unbeweglich. Aus seinem Gesicht war alles Blut gewichen; die Wangenmuskeln waren gespannt. Er rührte keinen Finger, um Chemnitzers Anordnung zu entsprechen. Ich kannte diesen seinen Zustand, der einem leidenschaftlichen Temperamentsausbruch unmittelbar vorausging; daher beeilte ich mich zu sagen:
    „Tun Sie, was Chemnitzer sagt, Captain! Tun Sie es, bevor er ein Blutbad anrichtet!"
    Captain Romen biß sich auf die Lippen und gehorchte. Die Medusa schwang zurück in die Umlaufbahn. Ich atmete auf. Zumindest war gewonnen worden, was in Situationen dieser Art am meisten zählt: Zeit. Nun konnte man hoffen, daß Chemnitzer das Heft des Handelns früher oder später aus der Hand glitt. Ich dachte an meine Männer. In wessen Hand sollte ich unser aller Schicksal legen?
    Chemnitzer ließ mich nicht zur Besinnung kommen. Er schien zu ahnen, was mich beschäftigte, und sagte:
    „Und nun, Commander, werden Sie und Ihre Leute die Anzüge anlegen und von Bord gehen. Irgendwer wird sie schon auflesen."
    Ich zögerte. Chemnitzer machte eine rasche, knappe Bewegung. Die Pistole in seiner Hand zielte nun an Ludmilla Wolskas Kopf vorüber auf meine Brust.
    „Vorwärts, Commander! Und versuchen Sie nicht, mich hinters Licht zu führen!"
    Mir blieb keine andere Wahl. Die Drohung war tödlicher Ernst. Chemnitzer war fest dazu entschlossen, seinen Willen durchzusetzen: um jeden Preis. Seitdem es ihm klargeworden war, daß es für ihn nichts mehr zu verlieren gab, war er doppelt und dreifach gefährlich. Schweren Herzens drückte ich Alle Stationen.
    „Commander an Besatzung. Eine Durchsage. Wie Sie längst bemerkt haben, befindet sich das Schiff in der Gewalt des ehemaligen Chefs der Pioniere, Friedrich Chemnitzer. Wir gehen jetzt von Bord. Widerstand wird nicht geleistet. Ich fordere nunmehr jeden einzelnen namentlich auf, den Befehl zu bestätigen und sich in den Schleusenraum zu begeben ... Captain Romen!"
    Captain Romen warf die Gurte los und stand auf. Sein Gesicht war unverändert bleich.
    „Aye, aye, Sir."
    Ich sprach bereits weiter: „Lieutenant Stroganow!" Der Lautsprecher knackte: „Aye, aye, Sir."
    „Lieutenant Simopulos!"
    Der Lautsprecher knackte: „Aye, aye, Sir."
    „Lieutenant Mercier!"
    Der Lautsprecher knackte: „Aye, aye, Sir."
    „Lieutenant Xuma!"
    Der Lautsprecher knackte: „Aye, aye, Sir."
    „Lieutenant Torrente!"
    Der Lautsprecher knackte: „Aye, aye, Sir."
    Ich ließ die Taste los. Captain Romen war schon damit beschäftigt, sich in seinen Anzug zu zwängen. Nachdem er den Helm aufgesetzt hatte, reichte er Ludmilla Wolska und mir die jeweiligen Kombinationen. Schweigend bereiteten wir uns für den Ausstieg vor. Chemnitzer belauerte jede unserer Bewegungen.
    Nacheinander begaben wir uns zur Schleuse; dort waren schon die aufgerufenen Männer versammelt. Chemnitzer schritt hinter uns her. Und nun erst, da wir in der Enge der Schleusenkammer wie eine Herde Schafe zusammengedrängt waren, unfähig, auch nur einen Arm zu bewegen, begriff ich, was Chemnitzer wirklich im Schilde führte.
    Von Anfang an hatte es keineswegs in seiner Absicht gelegen, uns am Leben zu lassen. Erneut hob er die Waffe.
    „Eine letzte Frage, Commander: Wie sind Sie auf mich gekommen?"
    War es dies, worauf ich hoffte: daß Chemnitzer anfing, gesprächig zu werden? Auf jeden Fall - solange wir miteinander plauderten, drückte er nicht ab.
    „Igor Rublew hat es mir verraten."
    Chemnitzer lachte.
    „Nicht doch, Commander! Tote reden nicht."
    Ich blickte erleichtert in ein rothaariges, sommersprossiges Gesicht. Der einzige Mann meiner Besatzung, den namentlich aufzurufen ich absichtlich versäumt hatte, war dem stummen Wink gefolgt. Er kam geradewegs aus der Kombüse; die Schürze, die er noch trug, verriet das.
    Seine Hand schwang die erstbeste Waffe, die er gefunden hatte.
    „Sie irren, Chemnitzer", sagte ich langsam. „Dieser Tote hat gesprochen."
    Chemnitzers Augen verengten sich; sein Finger am Abzug bewegte sich.
    Sergeant Caruso ließ das schwere Nudelholz niedersausen.
    Das Drama schlug um in den Schlußakt einer Komödie.
    Friedrich Chemnitzer lag mir zu Füßen, und Enrico Caruso, das kleine rothaarige Männchen, stand neben ihm in der Positur eines triumphierenden Großwildjägers und preßte ihm einen mehlbestäubten Fuß

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