Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde
hergestellt?"
„Ist hergestellt, Sir. Ich stelle durch."
Die Stimme eines unserer Controllers erklang:
„VEGA-Venus ist klar zur Beobachtung, Sir. Wie steht es mit Ihnen?"
Ich warf einen raschen Blick hinüber zu Ludmilla Wolska. Sie nickte. „Die Medusa ist klar für den Countdown. Achtung, ich fahre ab!"
Die Schächte auf dem Q.R.O./H. waren geladen, der Leitstand war installiert. Der Mensch hatte seine Schuldigkeit getan. Der Rest war Computersache. Ich drückte den Knopf. Die blecherne Stimme des
Computers begann zu dröhnen: „Zehn -" „Neun -" „Acht -" Sieben -"
,Bekommen Sie das mit, VEGA-Venus?" Sechs -" ,Astrein, Sir." „Fünf -"
,Drücken Sie die Daumen!" „Vier -"
„Da gibt's noch mehr, die Ihnen jetzt die Daumen drücken, Sir." „Drei -" „Zwei -"
Davon war ich überzeugt. Was sich gleich entscheiden mußte, war nicht mehr und nicht weniger als das Schicksal der menschlichen Zivilisation.
„Eins -"
„Null!"
Mein Blick richtete sich auf den Helin.
Ein Atemzug an Verzögerung. Dann, auf einmal, schoß aus dem verdammten Ding heraus eine gewaltige Flamme: ein greller, gleißender, blendender Kometenschweif, der kein Ende zu nehmen schien. Der Helin hüllte sich in Rauch und Staub. Doch bevor er dies tat, riß ihn der urplötzliche, gewaltige Schub - ich sah es mit bloßem Auge - herum.
„VEGA-Venus, es ist passiert."
„Augenblick, Sir. Es wird eine Weile dauern, bis wir das Ergebnis der Messungen haben."
Ich wartete - mit trockenem Mund und angehaltenem Atem. Meine Hände verkrampften sich. Schweiß rann über mein Gesicht.
Die andern an Bord schienen Ähnliches durchzumachen.
Niemand sprach.
Der Kometenschweif im Raum war erloschen; die atomaren Energiezellen hatten sich entladen. Das Q.R.O./H. wirkte auf beängstigende Weise unverändert.
„Sir!"
Meine Stimme klang heiser: „Ich höre, VEGA-Venus!" „Meinen Glückwunsch, Sir. Sie haben's geschafft. Das verdammte Ding zieht tatsächlich davon."
Mir war zumute wie nach meinem Kampf mit dem MOB: ich fühlte mich erschöpft und ausgelaugt. Erst als Ludmilla Wolska sich aus den Gurten löste und mich umarmte, kam ich zu mir.
„Commander, sagen Sie doch etwas! Commander!"
Wir hatten gebangt und gearbeitet. Die Arbeit lag hinter uns. Man konnte sie vergessen. Vor uns lag die Rückreise. Langsam stand ich auf. Unter Anstrengungen zwang ich mir jenes Lächeln ab, das man von mir in dieser Sekunde des Triumphes erwartete.
Ich drückte Alle Stationen:
„Commander an Besatzung. Leute - wir haben's geschafft. Der Klarschiffzustand ist hiermit aufgehoben. In der Messe wird Champagner serviert."
Bevor ich die Brücke verließ, nickte ich der verdutzten Miss Wolska zu:
„Damit es keine Mißverständnisse gibt: es handelt sich um jene zwei Flaschen, die ich für diese Gelegenheit eigens an Bord genommen habe."
17.
Bis kurz vor Mitternacht hatte ich in der stillen Abgeschiedenheit meines Ruheraumes über dem Abschlußbericht gesessen. Späteren ähnlich gearteten Expeditionen mochte er als Richtschnur dienen; einen anderen Sinn vermochte ich in ihm nicht zu erkennen; falls es ihn gab, kannten ihn einzig und allein unsere Bürokraten.
Die aufheiternde Wirkung des genossenen Champagners war längst verflogen. Meine Stimmung war gespalten: von einem Extrem fiel ich ins andere.
Die Arbeit war getan, die der Medusa gestellte Aufgabe erfüllt. Nach menschlichem Ermessen hatte ich nunmehr allen Grund, auf das Geleistete stolz zu sein.
Immerhin: die Gefahr für die Erde war gebannt; unsere Zivilisation hatte eine zusätzliche Chance erhalten, um ihre ganze Kraft und ihre ungeschmälerte Phantasie der Rekultivierung des afrikanischen Kontinents zuzuwenden. Es gab keine Sintflut mehr, die all dem einen Strich durch die Rechnung machen konnte.
Die Nacht vorn 18. auf den 19. Juni würde ruhig verlaufen.
Die Ursache für meine Unzufriedenheit lag in meinem Tresor: die unausgewertete Kassette.
Wider alle Wahrscheinlichkeit, wie ein Spieler, der das große Los zieht, war ich auf dem Q.R.O./H. auf die Spuren eines Schiffes gestoßen, das seit rund zwei Jahrzehnten als verschollen galt; doch obwohl ich nichts unversucht gelassen hatte, um das Geheimnis, das diese lange zurückliegenden Ereignisse bedeckte, zu lüften, war mir dies nicht gelungen. Ich hatte gehofft, mit einer paraten Antwort heimzukehren; nun aber mußte ich, sobald ich die Venus betrat, den Fall abgeben; andere Instanzen würden sich mit dem Inhalt der Kassette
Weitere Kostenlose Bücher