Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde
Romen pfeift mir was. Wenn Sie sich nun auf Landeposition bemühen, mein Täubchen, reiche ich Ihnen sogar den kleinen Finger."
„Wie wär's statt dessen mit 'nem kleinen Peilstrahl?"
„Sag' ich ja. Sobald Sie auf Landeposition sind, bekommen Sie ihn."
Ich hörte kaum hin. All diese Sprüche und Witze kannte ich längst auswendig.
Die Landung stand unmittelbar bevor; das Schiff befand sich in den erfahrenen Händen von Captain Romen, dem ich blindlings vertraute. Ich warf die Gurte ab und erhob mich; wohl oder übel war ich Ludmilla Wolska noch einige Erklärungen schuldig, um zu vermeiden, daß sie meinem Entschluß, den unvermeidlichen Schlußpunkt hinter die Stella-Polaris-Tragödie zu setzen, persönliche Beweggründe unterstellte.
Der Lautsprecher knackte. Lieutenant Stroganow, der vom Kartenhaus Einblick hatte in das Cockpit, warnte:
„Achtung, Sir!"
Die Warnung änderte nichts mehr an den Tatsachen.
Um Ludmilla Wolska zu treffen, brauchte ich nicht weit zu gehen. Sie hatte soeben die Brücke betreten, mit bleichem, verstörtem Gesicht, gefolgt von dem Mann, der bereits die vier Besatzungsangehörigen der Stella Polaris auf dem Gewissen hatte.
Ich blieb abrupt stehen.
Die Erkenntnis, daß ich ihn unterschätzt hatte, traf mich wie ein Schlag. Dieser Mensch verfügte über eine geradezu unheimliche technische Intelligenz, die überdies gepaart war mit der Fingerfertigkeit eines Taschenspielers.
Ich entsann mich der auf der Venus aus einem verschlossenen Raum heraus verschwundenen Dokumente. Irgendwie war es diesem Menschen auch diesmal wieder gelungen, eine verschlossene, verriegelte Tür ohne erkennbare Gewaltanwendung, zu öffnen. Schwerer noch als dies fiel jedoch der Umstand ins Gewicht, daß es ihm gelungen war, Hauptmann Nelson hinters Licht zu führen. In seiner Hand lag eine kurzläufige, schwerkalibrige Laser-Pistole, deren Mündung er Ludmilla Wolska ins Genick preßte.
„Keinen Schritt weiter, Commander, oder ich drücke ab! „
Inzwischen wußte ich genug über ihn, um die Situation richtig einzuschätzen. Ich verspürte ein Frösteln. In dieses Schiff hatte sich der Tod eingeschlichen. Man konnte ihn atmen, man konnte ihn schmecken: als den süßlichen Hauch von teurem Rasierwasser.
Friedrich Chemnitzer hatte die Maske fallen lassen. Nicht länger war er der elegante, hochmütige Chef der Pioniere im Range eines Colonels. Er hatte sich zurückverwandelt in den skrupellosen, vor keiner Gewalttat zurückschreckenden Ferdinand Chauliac.
Ich spürte, wie der Zorn mich zu unbedachtem Handeln verleiten wollte. Eben dies war es, worauf Chemnitzer wartete. Sein erster Schuß würde Ludmilla Wolska gelten, der zweite mir, der dritte Captain Romen. Meine Gedanken arbeiteten fieberhaft, doch kein rettender Ausweg wollte mir einfallen. Chemnitzer beherrschte die Situation. Das Heft des Handelns lag fest und unerschütterlich in seiner Hand.
Worum es ihm ging, daran bestand für mich kein Zweifel. Schon einmal war es ihm gelungen, in eine neue Existenz zu schlüpfen, in der er seinen verzehrenden Ehrgeiz ausleben durfte. Hinter ihm stand das Gold der Stella Polaris; es hatte ihm die Gunst und das Vertrauen vieler hochgestellter Persönlichkeiten eingebracht. Wahrscheinlich besaß er mehr einflußreiche Freunde, als Sterne am Himmel standen; seine blitzartige militärische Karriere deutete darauf hin. Nun, da diese Karriere ein jähes Ende genommen hatte, plante er, sich erneut mit einer anderen schillernden Haut zu bekleiden. Der Augenblick dafür war günstig. Die afrikanische Katastrophe hatte die Sicherheitsbehörden der EAAU überrollt; ein Milliardenheer von evakuierten Personen wartete noch immer darauf, registriert und sortiert zu werden.
Chemnitzer sagte: „Das Schiff befindet sich in meiner Hand, Commander. Sorgen Sie dafür, daß Ihre Leute das beherzigen."
Er übertrieb nicht. Die Waffe in seiner Hand erstickte jeden Gedanken an Widerstand im Keim. Darin, sich eine ganze Schiffsbesatzung gefügig zu machen, war er Meister. Auch an Bord der Stella Polaris hatte er es mit einer unerschrockenen Mannschaft zu tun gehabt, die keinesfalls leichtfertig kapitulierte. Die Bedingung freilich, unter der ich das Leben meiner Leute erkaufte, war hart: ich verlor das Schiff.
Ich fragte mit trockenem Mund: „Und wie soll das jetzt weitergehen?"
Um Chemnitzers Lippen schwebte das übliche hochmütige Lächeln. Er war sich seiner Sache sicher. Jeder einzelne Zug, den er in diesem Spiel um
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