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Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde

Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde

Titel: Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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beschäftigen.
    Igor Rublew! Wie hatte ich als junger Mensch zu diesem großartigen Offizier und Piloten hochgeblickt! Ihm nachzueifern, mich seiner würdig zu zeigen: auch wenn ich das nie aussprach, war es für mich stets selbstverständlich gewesen. Doch nun, da mich durch puren Zufall seine Stimme über Zeit und Raum hinweg erreichte, saß ich mit tauben Ohren da, war ich der Sklave einer weiterentwickelten Technik, die stets nur das Neue anerkannte und alles Alte achtlos verwarf.
    Ich hob eine Hand und drückte die Taste.
    „Commander Brandis. Wer hat die Wache?"
    Einen Atemzug lang vernahm ich das gedämpfte Wimmern einer Mundharmonika. Der Zigeuner saß auf der Brücke und vertrieb sich die Zeit unter den Sternen auf seine Weise. Die Melodie brach ab.
    „Captain Romen, Sir."
    „Können Sie schon absehen, Captain, wann wir auf der Venus landen?"
    „In gut drei Stunden, Sir. Wir hätten früher da sein können, aber Direktor Harris hat vor einer Weile abgewinkt. Uns erwartet ein ziemlich großer Bahnhof. Ich wollte Sie deswegen nicht stören, Sir."
    „Schon gut, Captain. Danke." Drei Stunden noch.
    Um mich von meinem großen Vorbild zu verabschieden, um einen letzten Blick zu werfen auf sein zur ewigen Ruhe erstarrtes Antlitz, um Auge in Auge mit dein ungelösten Rätsel eine kurze Gedenkminute einzulegen: zu all dem blieb mir nicht mehr allzuviel Zeit.
    Ich schwankte; der Aberglaube wurzelte tief. Schließlich entschied ich mich und stand auf. Die nüchterne Vernunft trug den Sieg davon.
    Die Tür zum Kühlraum war verriegelt. Ich löste die Sperre und trat ein. Stumm stand ich da.
    Kaltes, grelles, unbarmherziges Licht fiel auf die vier toten Astronauten in ihren orangefarbenen, längst aus der Mode gekommenen Raumanzügen. Die kalkigen Gesichter unter dem geschlossenen Visieren wirkten auf bestürzende Weise fremd und abweisend.
    Mein Blick suchte und fand Colonel Rublew.
    Was erhoffte ich mir von diesem stummen Zwiegespräch?
    Er hatte die Stella Polaris auf ihrer letzten unseligen Reise geführt; er hatte - dessen war ich gewiß - die letzte Botschaft gesprochen: bis zuletzt ein Mann der Pflicht, mit ersterbender Stimme, gefangen im Panzer seines Helmes, der ihm, da Luft und Heizung versagten, mehr und mehr zum Sarg zu werden begann.
    Niemand an Bord war darauf gekommen, wie einfach es war, die Kassette zum Sprechen zu bringen, niemand - auch ich nicht. Bis jetzt.
    Langsam bückte ich mich, öffnete den Riegel, der Helm und Anzug miteinander verband, löste die Steckkontakte von Luft und Heizung, -und dann, mit der stummen Bitte um Verständnis und Verzeihung, streifte ich Igor Rublew den schweren, klobigen Helm vom Kopf.
    Aus den Lautsprechermuscheln des mir ungewohnten, fremden Helmes drang die Stimme eines Toten. Die Stimme von Colonel Rublew:
    Ich spreche diese Nachricht, die - falls kein Wunder geschieht, woran ich nicht glaube - meine letzte ist, für den, der sie irgendwann einmal findet. Und da ich selbst nach meinem Tode fürchten muß, daß man sie mir raubt, verberge ich sie an einem sicheren Ort.
    Ich bin Igor Rublew, Colonel der Strategischen Raumflotte der EAAU und Kommandant des Astroklippers Stella Polaris, eines Expeditionsschiffes mit besonderen Aufgaben.
    Da ich spüre, daß meine Luft zu Ende geht, fasse ich mich kurz.
    Eine Weile lang vernahm ich nichts als schwere, qualvolle Atemzüge. Colonel Rublew füllte seine Lungen noch einmal mit Luft. Er fror. Auch dies war zu hören. Seine Zähne schlugen aufeinander.
    Welch ein Tod! Einsam unter den Sternen ...
    Ich wagte mich nicht zu rühren. Die Tragödie, die noch einmal auflebte, schlug mich in ihren Bann.
    Erstens. Hiermit verrate ich ein Geheimnis, das, sobald man diese Nachricht findet, längst keine Bedeutung mehr besitzen wird. Die der Stella Polaris gestellte Aufgabe bestand darin, auf fremden Himmelskörpern nach Gold zu suchen. Zu diesem Zweck wurde mir als wissenschaftlicher Berater der Astrogeologe und Bohrtechniker Ferdinand Chauliac mit auf den Weg gegeben.
    Colonel Rublew sprach mit versagender Stimme. Zwischen den einzelnen Wörtern lagen mitunter lange Pausen. Offenbar benötigte er diese, um neue Kraft zu sammeln.
    Eine letzte Botschaft: gesprochen für die Ewigkeit. Reiner Zufall war es, daß man sie so relativ früh gefunden hatte. Ebensogut hätten Jahrtausende vergehen können. Letzte Worte eines Mannes, der sich weigerte abzutreten, ohne noch einmal Rechenschaft abgelegt zu haben.
    Zweitens. Die Suche war lange

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