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Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Titel: Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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erneut über die Medusa.
    Sein Scheinwerfer blinzelte.
    Der grüne FLOB erhöhte die Geschwindigkeit, kippte seitwärts ab und stürzte in einer spiralförmigen Drehung dem Mars entgegen.
    Er blieb nicht lange allein. Sein Angriff auf einen anderen FLOB erforderte sofortige Vergeltung. Hinter ihm her jagte das ganze aufgescheuchte FLOB-Geschwader. Für eine Weile glich die Szenerie einem Vorgang aus der Astronomie: ein grüner stürzender Stern – und hinter ihm ein silbriger, sonnenfunkelnder, flatternder Schweif.
    Ich starrte auf die Szenerie und hätte nicht zu sagen gewußt, welches Gefühl in mir in diesem Augenblick das am stärksten ausgeprägte war: das Grauen über das, was man einem Menschen antun konnte, oder der Stolz darauf, daß es immer wieder Menschen gab wie diesen – dem ich so lange Kamerad hatte sein dürfen. Mir fiel sein aufsässiges Lachen wieder ein, dem ich damals keinerlei Bedeutung zugemessen hatte, und seine von mir fälschlicherweise als närrisch bezeichnete Botschaft. Und nun entpuppte sich all dies als eine letzte, große, mit nüchterner Überlegung begangene Tat, die alles aufhob, was es zuvor an Verrat und Schuld und verzeihlicher Schwäche gegeben hatte.
    Nicht daß ich, was geschehen war und sich immer noch, solange sich der grün-silberne Komet dem Warren-Center entgegenwandt, als unabwendbares Geschehen fortsetzte, auf Anhieb begriffen hätte. Gewisse Erkenntnisse gleichen einem Mosaik; erst indem man geduldig und ausdauernd Steinchen an Steinchen fügt, erhält man das ganze Bild. Eigentlich begriff ich es erst, als Captain Romen mich ansprach: »Sir, Sie sollten es bekanntgeben!«
    Und mit einer Hand, die schwer war wie Blei, drückte ich Alle Stationen.
    War es wirklich meine Stimme, die da sprach – kühl, nüchtern, emotionslos –, als wäre nichts, was nicht in den Bordalltag hineinpaßte, geschehen?
    »Hier spricht der Commander. Ich gebe den Wortlaut des Lichtspruchs bekannt, der uns vom grünen FLOB soeben übermittelt wurde …«
    Ich zögerte. Dann sprach ich weiter: »Der Lichtspruch lautet: Lieutenant Mercier an Medusa! Viel Glück!«
    Zugleich jedoch war mein Blick auf die Oberfläche des Mars gerichtet.
    Ich sah: Immer noch verfolgt vom ganzen FLOB-Geschwader, stürzte der grüne Stern, dem Lieutenant Mercier seinen Verstand und seinen Mut gegeben hatte, tiefer und tiefer.
    Und dann hielt ich den Atem an.
    Der grüne Stern schlug mitten hinein in das Warren-Center, und für den Bruchteil einer Sekunde schien über dem Mars eine zweite, riesige Sonne zu glühen. Dann wallte der Staub auf, und rote Dämmerung brach an.
    Als sich der rote Staub wieder verzogen hatte, war der Himmel über dem Mars leer.
    Die Medusa zog eine letzte Schleife über der Garnison.
    Was es an Botschaften auszutauschen gegeben hatte, war längst ausgetauscht. Vor dem Cockpit lag der leere Raum.
    Ich rief das RC.
    »Brücke … RC, Frage: Kontakte?«
    Im Lautsprecher ertönte Lieutenant Simopulos Stimme: »Keine Kontakte, Sir.«
    Ich atmete auf. Es war alles vorüber. Die Schlacht war geschlagen, und die Medusa hatte sie wider Erwarten überlebt. Der Schlund der Hölle hatte sich aufgetan und die FLOBs,  seine Kinder, zurückgefordert.
    Irgendwann würde man auf den Trümmern des Warren-Centers ein Denkmal errichten – zur ewigen Mahnung und zum unauslöschlichen Gedenken an Lieutenant Mercier.
    Irgendwann …
    Bis dahin gab es noch viel zu tun. Ich nickte und bestätigte: »Danke, RC.«
    Captain Romen erschien und nahm seinen Platz ein. Die Gurte rasteten ein.
    Ich sagte: »Sie übernehmen, Captain.«
    Captain Romen warf mir einen fragenden Blick zu. »Sir, dürfte ich dann um den Kurs bitten?«
    Ich dachte an die Venus, auf der die Medusa zurück erwartet wurde. Aber ich dachte auch an Claudia Mercier und an Ruth O’Hara. Die Verhältnisse auf der Erde waren nach wie vor verworren. Militär und Polizei hatten anderes zu tun, als sich um die Aufklärung persönlicher Schicksale zu kümmern. Mein Entschluß stand fest – und mochte es mich auch die Laufbahn kosten.
    »Kurs Madrid.«
     

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