Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars
dringend benötigen. Aber der Schlaf, den ich so sehr ersehnte, stellte sich nicht ein.
Als Major Bodley anrief, war ich hellwach.
»Commander, würde es Ihnen viel ausmachen, sofort in die Zentrale zu kommen?«
Ich fühlte mich zerschlagen und gemartert. Ich zögerte. »Was ist los?«
Die Stimme des Majors klang heiser: »Was los ist, Commander? Die Hölle selbst ist los. Die FLOBs haben uns ein Ultimatum gestellt.«
Ich warf den Hörer hin, zog mich an und rannte zum Fahrstuhl.
Um Major Bodley war sein ganzer Stab versammelt, ich blickte in gespannte, schweißnasse Gesichter. Die allgemeine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf das Gefechtspult.
Die Anzeige war gestochen scharf.
Zehntausend Meter über der Garnison, im matten, verwaschen wirkenden Blau des Marshimmels, kreisenden Geiern vergleichbar, die ihre noch zuckende Beute belauern, manövrierte in geschlossener Formation ein vollzähliges FLOB-Geschwader.
Die Frist, die ich der Garnison erkauft hatte, daß ich die Medusa durch die Beta-Gamma-Passage führte, war um. Die FLOBs hatten die vergebliche Suche eingestellt und bereiteten nun den entscheidenden Schlag vor.
Im Gegensatz zu meinem nächtlichen Erlebnis vor Nugget 1 verband sich mit ihrem Anblick – rein optisch – nichts Schreckliches. Ein Geschwader verbündeter Taurus-Zerstörer hätte nicht anders ausgesehen. Dennoch spürte ich, wie sich meine Eingeweide verkrampften. Halblaut erkundigte ich mich: »Und das Ultimatum?«
Major Bodley wandte sich flüchtig um. »Es kommt gleich noch einmal.«
In der Tat: In der blassen Bläue blitzte es auf. Ein starker Scheinwerfer war in Aktion getreten. Ich las – und zugleich faßte ein junger Offizier mit schwankender Stimme die Botschaft in Worte:
FLOB Chef an Kommandant! Übergeben Sie kampflos die Garnison oder Sie werden von uns vernichtet!
Der Scheinwerfer in der blassen Bläue erlosch. Das Geschwader begann zu steigen und entfernte sich –vielleicht, um sich neu zu formieren, vielleicht aber auch, um anderweitig nach dem Rechten zu sehen. Nun, da das Ultimatum gestellt worden war, konnten es sich die FLOBs erlauben, der Garnison Bedenkzeit zu geben; sie brauchten nichts zu überstürzen; die Zeit arbeitete für sie.
Einige Atemzüge lang herrschte in der Zentrale tödliches Schweigen.
In diesen Sekunden gab es wohl für die im gepanzerten Befehlsstand versammelten Verteidiger nur einen Gedanken.
Ob man das Ultimatum annahm oder ablehnte – die Folgen würden die gleichen sein.
Auf der einen Seite drohten sofortige Vernichtung und Tod. Einigen wenigen MOBs hätte man vielleicht noch eine Weile lang standhalten können – zumal die Erfahrung zeigte, daß ihnen an einer offenen Konfrontation wenig gelegen war. Einem konzentrierten Angriff der FLOBs jedoch war die veraltete Festung nicht gewachsen. Eine letzte verzweifelte Schlacht nach Art von Bastille zeichnete sich ab. Das Ultimatum abzulehnen bedeutete Kampf und unweigerlichen Untergang.
Auf der anderen Seite mochte man sich mittels der Kapitulation noch eine Spanne Leben erkaufen – etwa von der Art, wie sie ein jeder Schlachthof für seine Opfer bereithielt. Der Nachschub der FLOBs war ins Stocken geraten; sie würden nicht zögern, die Speicher des Warren-Centers mit frischen Gehirnen aufzufüllen. Wahrscheinlich war dies – die Aussicht auf eine größere Anzahl Gefangener – auch der Grund, weshalb sie mit dem Angriff zögerten.
Dennoch mochte eine Kapitulation dazu führen, daß wenigstens der eine oder der andere mit dem Leben davonkam: infolge mangelnder Qualifikation oder durch die Flucht – oder auch, weil irgendwann einmal die Strategische Raumflotte die Raumherrschaft zurückeroberte und dem Spuk ein Ende machte. Gewiß, dies war die Hoffnung eines Ertrinkenden, der sich an einen Strohhalm klammert …
Dies waren die Überlegungen der Verteidiger. Niemand sprach sie laut aus; es war überflüssig. Aber in den bleichen Gesichtern, stand, was gedacht wurde, geschrieben: ein ungleicher Dialog zwischen Hoffen und nüchterner Erkenntnis.
Das lastende Schweigen wurde durchbrochen; der junge Offizier, der das Ultimatum verlesen hatte, erkundigte sich: »Major, was soll ich antworten?«
Major Bodley warf den Kopf in den Nacken.
»Richtig, die Antwort! Nun, antworten Sie …« Major Bodley verstummte; seine Miene verhärtete sich. »Ach, zum Teufel, antworten Sie überhaupt nichts! Der FLOB, mit dem ich verhandele, muß erst noch gebaut werden.«
Der junge Offizier
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