Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe
Goodman-Bazillus!«
Harris' Stimme klang auf einmal müde.
»Sie werden Geld und Transportmittel benötigen. Verfügen Sie, ohne Rücksicht auf Unkosten und Verluste, über das gesamte Potential der VEGA. Die Vollmacht wird Ihnen zugestellt.«
Es war keine Aufgabe, um die ich mich riß. Daß ich sie annahm, war eine Frage des Gewissens, aber eher noch eine Frage, wieviel ein Mensch in seinem Leben opfern kann.
Mein Opfer hieß Ruth O'Hara. Und seitdem gab es auf der ganzen verdammten Welt nur noch einen Menschen, der mir, dem ich vielleicht etwas bedeutete: Nat – Dr. Jonathan West.
Mehr noch als Harris hatte ich einen Anspruch darauf, müde zu sein. Hinter mir lag die Hölle – die der Verzweiflung und der sinnlosen Raserei und die der Trunksucht. Für mein Gefühl war ich schon viel zu lange auf den Beinen.
»In einem Punkt, Sir«, sagte ich, »haben Sie recht. Meine körperliche Verfassung ist wirklich miserabel. Ich werde einen Kutscher benötigen, der mich von einem Ort zum anderen befördert, ohne viele lästige Fragen zu stellen.«
Harris' Augen zeigten keinerlei Erstaunen.
»An wen haben Sie gedacht?«
»Es müßte jemand sein«, sagte ich, »der es bereits gewohnt ist, mit mir zusammenzuarbeiten. Ich glaube, daß Captain Romen der richtige Mann dafür wäre.«
Harris nickte, drückte auf eine Taste, und durch eine plötzlich lautlos auffahrende Tür betrat in der Gestalt eines sehnigen, braunhäutigen Zigeuners und meines ehemaligen langjährigen Piloten an Bord der Medusa meine Vergangenheit den Raum. Grischa Romen grüßte knapp und korrekt zu Harris hinüber, kam dann rasch auf mich zu und reichte mir die Hand.
»Freut mich, daß Sie wieder dabei sind, Commander. Wir haben Sie verdammt vermißt.«
Die VEGA hatte mich wieder. Romens Freude war echt und ungeheuchelt. Seine Herzlichkeit galt ebenso dem aufrichtig verehrten Commander als auch dem guten, alten Freund. Er hatte nicht teil an Harris' Komplott, dem ich soeben zum Opfer gefallen war. Der einarmige Halunke hatte die ganze Zeit über gewußt, daß ich den Auftrag annehmen würde.
An ihn gewandt, sagte ich: »Nun gut, Sir, Sie hatten es sich in den Kopf gesetzt, mich aus der Gosse zu holen, und Sie haben es tatsächlich geschafft. Aber erwarten Sie um Himmels willen keine Dankbarkeit von mir.«
Harris verzog keine Miene.
»Finden Sie Dr. West!« knarrte er. »Dann sind wir quitt.«
4.
5.4.2079
Im chromglänzenden Kontor der halbstaatlichen Ice-Shipping-Company in Toronto geriet ich, nachdem man mich von einer Tür zur anderen geschickt hatte, schließlich an die richtige Instanz. Der Personalchef war eine sehr anziehende rothaarige junge Dame mit zur Haarfarbe passenden überlangen Fingernägeln. Ein längliches Schildchen über ihrer Brust verriet ihren Namen: Mrs. Baxter.
Mrs. Baxter prüfte meinen Ausweis und mein Empfehlungsschreiben, reichte mir beides zurück, bot mir einen Platz an und kam zur Sache.
»Was kann ich für Sie tun, Commander?«
Ich erklärte es ihr.
»Ich bin auf der Suche nach Tanja Grusinow. Soviel ich weiß, ist sie bei Ihnen beschäftigt.«
Mrs. Baxter wiegte ein wenig den Kopf.
»Im Prinzip«, sagte sie, »trifft das schon zu. Nur haben Sie insofern Pech, als Miss Grusinow nicht in Toronto ist. Würden Sie mir verraten, Commander, worum es überhaupt geht?«
Ich machte ihr einen Vorschlag.
»Sie verraten mir, wo ich Tanja Grusinow finden kann – und dann wird sie schon von mir erfahren, worum es geht.«
Mrs. Baxter stand federnd auf und trat mit einem gekonnten Hüftschwung vor eine erleuchtete Kartenwand. Ihre beiden schlanken Hände legten sich auf ein Seegebiet im Indischen Ozean, knapp oberhalb der Antarktis.
»Etwa hier«, sagte sie leichthin. »Miss Grusinow bekam das Büroleben satt und hat darum vor rund einem halben Jahr ihr Ice-Skipper-Patent gemacht – falls Sie das noch nicht wissen. Vielleicht wollte sie damit auch ihrem Freund imponieren.«
»Dr. West?«
»Kann sein, daß er so heißt. Er war mal hier, um sie abzuholen, ein Biochemiker mit einer schrecklich geheimen Tätigkeit. Auf jeden Fall wollte er nichts darüber erzählen.«
Mrs. Baxter setzte sich wieder und schlug ihre aufregenden Beine übereinander. Der Abstecher nach Toronto, stellte ich fest, begann sich auszuzahlen. Tanja Grusinow, die weizenblonde Russin, war nach wie vor Nats Freundin. Ich mußte mit ihr sprechen. Wenn überhaupt ein Mensch wußte, wo sich Nat verbarg, dann war das sie.
»Sie hat
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