Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
sich verkrochen?«
    Boris kicherte.
    »Oh, Sie reden von Nat.«
    »Ich rede von Dr. Jonathan West!« sagte ich. »Vor dem Haus steht seine Tornado. Ich weiß also, daß er sich hier in der Gegend aufhalten muß. Und Sie werden mir jetzt sagen, wo ich ihn finde.«
    Drohend hob ich den Eimer. Boris verschränkte die Arme über der Brust.
    »Nicht, Sir!«, bettelte er. »Nicht noch einmal! Bitte, nicht!«
    »Dann 'raus mit der Sprache!« schrie ich ihn an. »Wo ist Dr. West?«
    Boris sank in sich zusammen; seine Stimme klang auf einmal weinerlich.
    »Er … er wollte hinauf auf den Turm!«
    Mehr war aus ihm nicht herauszubringen. Er schlief sofort wieder ein. Ich überließ Boris seinen Träumen.
    Romen fragte: »Hat er's ausgespuckt?«
    »Ja«, erwiderte ich. »Dr. West ist auf dem Turm.«
    Ich rannte hinaus, und Romen folgte mir. Vom Haus des Wärters führte ein gewundener Pfad zum Kraftwerk. Ihn schlug ich ein. Vom Turm aus mußte er gut zu übersehen sein – aber darauf kam es nun nicht mehr an. Unsere Anwesenheit auf dem Gelände war für Dr. West ohnehin längst kein Geheimnis mehr.
    Nach ein paar Metern drehte ich mich um; Romen war mir auf den Fersen. Ich rief ihm zu: »Grischa, du bleibst hier und bewachst die Tornado – für den Fall, daß mir etwas zustößt. Wenn ich nicht zurückkomme, hast du freie Hand.«
    Romen blieb stehen. Ich sah noch, wie er die Pistole zog. Er rief mir nach: »Mark, paß auf dich auf! Geh kein Risiko ein!«
    Sein Rat war ebenso weise wie überflüssig. Ich kam zu Dr. West nicht als sein Henker. Noch immer war ich sein Halbbruder – auch wenn ich dies am liebsten geleugnet hätte. Ich kam, um mit ihm zu reden. Ich mochte an die hundert Schritt weit gelaufen sein, als ich mit voller Wucht gegen ein unsichtbares Hindernis prallte. Ein jäher, grausamer Schmerz durchzuckte mich; ich verlor die Kontrolle über meine Glieder und stürzte zu Boden. Vor meinen Augen rotierten rote Nebel.
    Als ich wieder zu mir kam, lag ich rücklings auf der Erde und rang nach Luft. Meine ganze Brustmuskulatur war verkrampft. Nur ganz langsam ging die Lähmung zurück. Es war mir klar, daß ich mich benommen hatte wie ein Tölpel.
    Um die Anlage spannte sich – zu ihrem Schutz gegen etwaige Saboteure in Zeiten politischer oder militärischer Spannung – ein elektronischer Zaun, für das Auge unsichtbar, und Dr. West hatte oben auf dem Turm in aller Seelenruhe den betreffenden Schalter betätigt. Das Netz, dessen war ich mir sicher, hatte keine Lücken; wahrscheinlich reichte es bis hoch in den Himmel hinein und bildete über der Anlage eine Glocke. Das Kraftwerk war zu einer schier uneinnehmbaren Festung geworden. Um sie zu stürmen, mußte man schon schweres Geschütz auffahren.
    Mein Blick wurde klarer; ich richtete ihn auf den Turm.
    Dr. West stand oben auf der Galerie und blickte auf mich herab. Seine Brillengläser funkelten. 
    »Hallo, Mark!« Dr. Wests Stimme klang verdrossen. »Mit dir habe ich am wenigsten gerechnet. Warum, zum Teufel, bist du nicht bei deinen Flaschen geblieben?«
    Ich rollte mich schwerfällig auf die Seite und stemmte mich auf die Knie.
    »Nat«, sagte ich, »jemand mußte dich finden – und zufällig bin ich der einzige, der dich nicht auf Anhieb verurteilt. Das mag etwas mit den Flaschen zu tun haben. Ich war ganz unten auf dem Grund – genauso wie jetzt du. Eine solche Erfahrung stimmt nachdenklich.«
    Dr. West nahm die Brille ab, hauchte sie an, rieb sie blank und setzte sie wieder auf. 
    »Man nimmt mich also ernst«, sagte er. »Man hat sich davon überzeugt, daß ich nicht bluffe. Geh heim, Mark, und sag deinen VEGA-Göttern, daß ich von meinem Ultimatum nicht abrücke. Und sag ihnen auch noch dies: Falls man nicht aufhört, mich zu belästigen, werde ich es sehr viel früher ablaufen lassen, als es euch lieb sein kann.«
    Oben auf der Galerie schwenkte Dr. West einen knallroten zylindrischen Behälter. 
    »Hier drin, Mark, befindet sich alles, was ich benötige, um meinen Willen durchzusetzen. Ich brauche nicht mehr zu tun, als den Behälter zu öffnen und seinen Inhalt dem Wind zu überlassen. 
    »Aber warum?« fragte ich.
    »Warum?« wiederholte Dr. West erstaunt. »Aber das ist euch doch längst bekannt. Weil ich es satt habe, die Menschheit in Sünde zu sehen. Und von allen falschen Hohenpriestern ist John Harris der schlimmste.«
    Ich hoffte, er würde auf mich hören. 
    »Nat, du bist krank. Du merkst es nicht, aber wir anderen wissen das. Der

Weitere Kostenlose Bücher