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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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falls man ihn zu sehr in die Enge trieb. Einstweilen jedoch gab er, was er für seine Mission hielt, noch nicht verloren. Sein Verlangen, eine Welt nach seinen Vorstellungen zu formen, war immer noch größer als sein Wunsch, die Welt zu zerstören.
    Die Zeit schleppte sich dahin, ohne daß Dr. West zum Vorschein kam. Ich begann, unruhig zu werden. Auch Romen, obwohl er es nicht aussprach, wirkte unsicher; auch sein Blick richtete sich in immer kürzeren Abständen auf die Uhr. Ich beschloß, doch noch einmal zum Zaun zurückzukehren.
    Kurz davor hielt ich an. Die Hitze, die vom Kraftwerk ausging, reichte bis hierher. 
    Durch die trichterförmig vorgehaltenen Hände rief ich hinauf: »Nat, es hat doch keinen Sinn! Komm 'runter, und ich werde für dich tun, was in meiner Macht steht. Du hast nichts zu befürchten. Ich gebe dir mein Wort.«
    Dr. West schwieg.
    Mit gemischten Gefühlen wandte ich mich ab – und zum ersten Mal fragte ich mich, ob einer von John Harris' Experten für diese Aufgabe nicht doch der geeignetere Mann gewesen wäre. Mein Herz – auch wenn ich das fast vergessen hatte – gehörte den Sternen. Als Menschenjäger würde ich zeitlebens ein Dilettant bleiben.
    Romen blickte mir entgegen und zuckte mit den Achseln.
    Vom Turm herab gellte plötzlich Dr. Wests Stimme: »Mark!«
    Ich fuhr herum – gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Dr. West von der Galerie herab mit einem Laser-Karabiner auf mich anlegte. Romen duckte sich, schnellte sich vorwärts – und indem er neben mir bäuchlings auf der Erde landete, riß er mir die Beine unter dem Leib fort. Für den Bruchteil einer Sekunde spürte ich sengende Hitze.
    Der Schuß bohrte sich in einen Lärchenstamm und ließ ihn im Handumdrehen in Flammen aufgehen. Romen und ich wälzten uns in das Unterholz. Hinter einer Bodenwelle gingen wir in Deckung. Romen spie Erde. Er fragte: »Bist du immer noch der Ansicht, daß du unbedingt mit ihm reden mußt?«
    Ich blieb ihm die Antwort schuldig: sie wollte mir nicht über die Lippen. Im Gegensatz zu mir hatte Romen die Situation von Anfang an nüchtern und realistisch eingeschätzt – ohne einen Hauch von Sentimentalität, und nun zeigte es sich, daß er die ganze Zeit über recht gehabt hatte. Für Dr. West gab es keinerlei Hemmungen mehr. Ich atmete Brandgeruch und drehte mich um. Das Feuer breitete sich aus, und da niemand da war, um ihm zu wehren, würde bald schon die ganze Taiga in Brand stehen.
    Romen nickte mit verkniffenem Mund. 
    »Wir müssen hier weg!«
    Geduckt, immer in Erwartung weiterer Schüsse, zogen wir uns aus der gefährdeten Zone zurück. Auf einem unbewaldeten Hügel warfen wir uns nieder, der Rauch deckte uns.
    Unter uns war das Prasseln der Flammen zu hören. Der Waldbrand griff in Windeseile um sich. Sooft eine Lärche Feuer fing, stieg ein wahrer Funkenregen auf. Ich schluckte.
    Dr. West hatte seine Chance gehabt und verstreichen lassen. Nun gab es für ihn kein Entrinnen mehr. Der Turm, auf dem er sich verbarrikadiert hielt, begann sich zu verfärben; das Metall lief blau an.
    Und rings um das Kraftwerk brannte der Wald. Als ich begriff, daß alles vorüber war –, weil Dr. West den eigenen Scheiterhaufen angezündet hatte, überkam mich ungeheure Erleichterung. Mit ihm zusammen ging in Flammen und Hitze auch der unselige Goodman-Bazillus zugrunde. Es war zu spät, um den Behälter zu öffnen. Die siedendheiße Luft über dem Kraftwerk hatte die Wirkung eines Sterilisators.
    Romens Finger krallten  sich plötzlich in meine Schulter. 
    »Mark!« Ich richtete mich auf.
    Romen deutete hinüber zum Wärterhaus. Sein Gesicht war bleich. Ich traute meinen Augen nicht. Der Mann, der aus dem Wärterhaus gerannt kam und nun zum Cockpit der Tornado hinaufenterte, war unverkennbar Dr. West. Romen riß die Pistole heraus. Ich sprang auf und rannte auf die Tornado zu. 
    »Nat, tu das nicht! Nat!«
    Romen fluchte.
    Das Cockpit der Tornado klappte zu. Unter meinen Füßen vibrierte die Erde, als das Triebwerk ansprang. Der Sockel der Maschine hüllte sich in Flammen. Gleich darauf begann sie zu steigen. Romen sicherte die Waffe und steckte sie ein. Dann legte er einen Arm um meine Schulter. 
    »Laß gut sein, Mark. Ich kann mir denken, wie dir zumute ist.«
    Die Tornado kehrte noch einmal zurück und donnerte im Tiefflug über uns hinweg. Hinter der Cockpitverglasung erkannte ich ein weißes Oval: Dr. West blickte hohnlachend auf uns herab. Es war zu spät, ihn aufzuhalten. Aber wie

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