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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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– auf der anderen Seite ein Mann in schlotternder Kombination, den man im Zustand des Deliriums aus der Gosse gezogen hatte. Alles hing damit zusammen, daß Dr. Jonathan West zufällig mein Halbbruder war, und damit war ausgerechnet ich der einzige, der zu dieser vertrackten Situation den Schlüssel in der Hand hielt.
    Romen schlief. Ich gönnte ihm Ruhe bis zum Morgengrauen. Dann, nachdem auch ich ein paar Stunden unruhigen Schlafes hinter mich gebracht hatte, rüttelte ich ihn wach. 
    »Hoch mit dir! Wir wollen weiter.«
    Romen massierte sich stöhnend die Augen. 
    »Und wohin?«
    »Nach Sibirien«, sagte ich. 
    Romen seufzte. 
    »Ausgerechnet!« klagte er. »Du hast also herausbekommen, wo dieses verdammte Dal Bor 13 liegt.«
    »Der Computer hat meinem Gedächtnis auf die Sprünge geholfen«, bestätigte ich. »Eigentlich hätte ich es auf Anhieb wissen müssen. Während des Bürgerkrieges hielt sich Dr. West dort verborgen, um nicht in den Dienst des Generals treten zu müssen. Er hat mir davon erzählt, beiläufig, aber irgendwie muß es mir entfallen sein.«
    Romen kleidete sich an.
    »Was zum Teufel hat ihn denn daran gehindert, sich mit dem General zusammenzutun? Einen besseren Kumpel hätte er doch kaum finden können.«
    Ich bezwang meinen aufsteigenden Groll. Romens Frage war mehr als berechtigt. 
    »Du kennst ihn nicht, Grischa«, sagte, ich sanft. »Damals war er eine Seele von Mensch – gutherzig und hilfsbereit.«
    Romen schlüpfte in die Kombination. 
    »Mag schon sein«, knurrte er.
    Er war bereit, meine Beteuerung zu glauben, doch es fiel ihm merklich schwer. Ich reichte ihm die ausgedruckte Auskunft des Computers:
    Dal Bor 13 , Erdwärmekraftwerk, errichtet 2061, auf 65 Grad N 55 Grad O, am Ufer des Kalgyn-Sees, zur Energieversorgung des benachbarten Industriegebiets. Modernisierte, vollautomatische Anlage mit nur einem Wärter vom Dienst. 
    Romen sagte: »Dr. West hat sich weiß Gott ein stilles Plätzchen ausgesucht.«

5.
9.4.2079
    Als die Sonne über der sibirischen Taiga aufging, verwandelte sich der große See in einen flamingo-farbenen gleißenden Spiegel. An seinem jenseitigen Ufer ragte eine Art aluminiumfarbene Kathedrale in den blaßblauen, frostigen Himmel: der Turm mit dem angeblockten Maschinenhaus des Erdwärmekraftwerks Dal Bor 13.
    Romen brachte den Scooter, den wir in der Stadt gemietet hatten, zum Stehen. Die Diana hätte uns gewiß rascher an das Ziel gebracht, aber da ich nicht wissen konnte, wie Dr. West auf ihre geräuschvolle Annäherung reagieren würde, hatte ich mich für eine Annäherung zu Lande entschlossen.
    Gleich hinter der Stadtgrenze begann die Wildnis: weg- und steglos. Lärchenbestandene Hügel und sumpfige Schluchten wechselten miteinander ab. Ein Scooter – flink, wendig und robust – war so ziemlich das einzige Fahrzeug, das dem gewachsen war. Im Gegensatz zu den stadtüblichen Transportern erreichte er mit einer kompressorverstärkten Düsenanlage eine Schwebehöhe von fast zwei Metern.
    Romen sagte: »Wenn wir den direkten Weg nehmen, quer über den See, laufen wir Gefahr, von Dr. West entdeckt zu werden.«
    Ich stimmte ihm zu.
    Der Scooter schwebte fauchend auf und bog nach Nordwesten ab. Romen hielt ihn knapp über dem Erdboden – immer im Schutz der Bäume. Ich entfaltete auf den Knien den Bauplan von Dal Bor 13, den ich mir in der Stadt unter einem Vorwand verschafft hatte.
    Außer der eigentlichen Anlage auf einer Grundfläche von hundertundzwanzigtausend Quadratmetern gab es noch das für den Wärter bestimmte einstöckige Wohnhaus, von dem ein überdachter Laufgang hinüberführte in das Gehirn des Kraftwerks, die Ventilhalle. Das Haus mit der Halle war ein abgeschlossener Komplex für sich, vom Kraftwerk abgetrennt durch ein sumpfiges Geländestück. Ich war ziemlich sicher, Dr. West dort vorzufinden. Nun, da meine Erinnerung aufgefrischt war, fiel mir wieder ein, was er mir – als er noch der nette, freundliche Nat war – darüber erzählt hatte: von den langen einsamen Wintermonaten, die er in der Gesellschaft des schrulligen Wärters namens Boris zugebracht hatte, bei Kartenspiel und endlosen Gesprächen.
    Romen fragte: »Was hast du jetzt vor?«
    Ich selbst hatte mir die gleiche Frage mindestens schon hundertmal gestellt, und noch immer wußte ich darauf keine Antwort. Dr. West war skrupellos und gefährlich; andererseits fiel es mir schwer, ganz einfach zu vergessen, wie wir früher zueinander gestanden hatten.
    »Auf jeden

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