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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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blieb. Früher oder später würden sich die Möwen über die toten Frauen hermachen, und die Verseuchung würde von IT 114 überspringen auf möglicherweise bewohnte Gefilde. Der Goodman-Bazillus mußte vernichtet werden, bevor er weiteren Schaden anrichten konnte. 
    »Grischa«, sagte ich, »es muß sein.«
    Romen seufzte und unterwarf sich.
    »Und wie«, fragte er, »fangen wir's an?«
    »Wir benutzen den Schlauch«, sagte ich. »Es wird ein hartes Stück Arbeit werden.«
    Das wurde es in der Tat. Wir brauchten fast zwei geschlagene Stunden, um die Oberfläche des Eisberges mit dem in der Kälte rasch eindickenden Treibstoff zu überziehen. Den Großteil des Treibstoffs pumpten wir in die Baracke und in das Ruderhaus.
    Danach glich IT 114 einer riesigen Brandfackel, die nur noch auf den auslosenden Funken wartete. Im Scheinwerferlicht, den uns die Diana spendete, musterten Romen und ich wortlos unser Werk. Der Eisberg selbst würde des Flammenmeeres spotten – aber seine Oberfläche, daran zweifelte ich nicht, mußte unter der Hitzeeinwirkung zu schmelzen beginnen und sich in eine kochende Brühe verwandeln.
    Romen verwahrte den Schlauch und kletterte in das Cockpit.
    Mit einem langen, schmerzlichen Blick nahm ich Abschied von Tanja Grusinow. Sie hatte Nat geliebt, und nun war sie tot. Zu spät war es ihr aufgegangen, daß er zu einem anderen Menschen geworden war. Wahrscheinlich war es ihm nicht einmal anzumerken gewesen; rein äußerlich war er gewiß immer noch der alte. Sie hatte ihn auf IT 114 willkommen geheißen, ohne zu ahnen, daß mit ihm der Tod den Eisberg betrat.
    Doch ausgerechnet sie – die einzige auf IT 114, die für Dr. West zu einer Gefahr werden konnte – hatte noch lange genug gelebt, um mir ein letztes Wort zuflüstern zu können. Dr. West hatte seinen ersten Fehler begangen. Und er würde weitere Fehler begehen – bis Romen und ich ihn dorthin schafften, wohin er gehörte: in ein Sanatorium. 
    In tiefen Gedanken bestieg ich die Diana. 
    »Fertig?«
    »Fertig!« antwortete Romen.
    Das Triebwerk sprang an. Die Diana begann zu steigen. Romen manövrierte sie über das Ruderhaus; dort, in einer Höhe von rund dreißig Metern, zwang er sie in die Schwebe.
    Ich überprüfte meine Laser-Pistole, öffnete das seitliche Fenster und zwängte die bewaffnete Hand ins Freie. Der Lauf war nach unten gerichtet. Ich drückte ab.
    Unter der Diana schien ein irrwitziger Vulkan auszubrechen.
     
6.4.2079
    In Sydney, der Hauptstadt der halbautonomen Republik Australiens, die mit der EAAU in einer losen Gemeinschaft lebte, blieben wir nur wenige Stunden – gerade genug, um dem Computer die benötigte Information zu entlocken. Danach sprach ich über das VEGA-interne Netz mit John Harris. Ich schilderte ihm den Stand der Dinge, und er zog die Brauen hoch. 
    »Und wie geht es jetzt weiter. Commander?«
    »Wir haben seine Spur, Sir.«
    »Und wohin führt diese Spur?«
    »Das werde ich Sie wissen lassen, sobald ich Dr. West in Gewahrsam genommen habe, Sir.«
    Harris musterte mich kühl. 
    »Sie trauen mir noch immer nicht?«
    Ich machte aus meinem Herzen keine Mördergrube. Harris hatte ein Anrecht auf eine vorbehaltlose Antwort. 
    »So ist es, Sir. Ich möchte nicht, daß ich am Ziel eintreffe und feststellen muß, daß Ihre Henker von der Sicherheitsabteilung mir zuvorgekommen sind. Nat – Dr. West, meine ich, bekommt seine Chance.«
    Harris unterdrückte einen Seufzer. In seinen Augen las ich aufrichtige Sorge.
    »Ich hoffe, Sie wissen, welche Verantwortung Sie damit auf sich nehmen, Commander. Sie müssen sich darüber im klaren sein, daß, es für Dr. West keine Heilung gibt. Ein krankes Organ kann ausgetauscht werden, ein versagendes Herz kann durch ein gesundes ersetzt werden. Hier aber haben wir es mit einer abartigen Veränderung der gesamten Hirnstruktur zu tun – und dagegen ist kein Kraut gewachsen. Glauben Sie mir, Brandis – ein rascher Tod wäre für Dr. West ein wahres Geschenk.«
    Ich war empört, und ich ließ es Harris spüren. 
    »Sie scheinen zu übersehen, Sir« erwiderte ich eisig, »daß Dr. West sich dieses Schicksal nicht zu seinem Vergnügen ausgesucht hat.«
    Damit legte ich auf. Wider Willen gab ich dem VEGA-Chef in einer Beziehung recht: Die Verantwortung, die ich mir mit meinem Starrsinn aufgebürdet hatte, war ungeheuer.
    Verständlich, daß Harris an schlaflosen Nächten litt. Zu ungleich war dieses Duell. Auf der einen Seite Dr. West mit seiner skrupellosen Intelligenz

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