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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Fall«, sagte ich, »will ich versuchen, ihn zu überzeugen. Es könnte immerhin sein, daß er auf mich hört.«
    Romen schnalzte mit der Zunge. Mir war klar, daß er meinen Plan mißbilligte.
    »Mark, versuch das – und du hast schneller, als du glaubst, eines von seinen kleinen, niedlichen Fläschchen an den Lippen. Du hast selbst gesagt, daß er verrückt ist.«
    Ich schwieg; erst nach einer Weile fragte ich: »Und wie würdest du vorgehen – jetzt, an meiner Stelle?«
    Statt einer Antwort ließ Romen seine rechte Hand klatschend auf die Pistolentasche fallen. Darüber, daß Captain Romen Zigeuner war, hatte ich mir nie den Kopf zerbrochen. Er war einer der besten Piloten der VEGA und zugleich mein Freund. Nun wurde ich mir dieser Tatsache plötzlich bewußt. Das Erbgut der wandernden Stämme und Familien war in ihm noch lebendig: eine Erinnerung an das uralte Gesetz, das den Stammesfrieden über alles stellte.
    Jedoch – ich konnte ihm seine Haltung nicht verübeln. Sie war der Situation angepaßt. Auch Harris, dieser fischblütige Nachfahre britischer Seehelden, hatte mir den gleichen Rat erteilt. 
    Ich sagte: »Grischa, ich habe mir vorgenommen, mit Dr. West zu reden, und ich werde das tun.«
    Romen zuckte mit den Achseln. Der Scooter übersprang eine niedere Buschgruppe – und dann lag vor uns das Haus des Wärters: ein niederer, länglicher Bau: hinter den Fenstern leuchteten rote Geranien.
    Gleich daneben stand mit halb aufgeklapptem Cockpit und ausgefahrener Treppe – offenbar klar zum Start – eine zitronengelbe Tornado. Die beiden Aufschriften – VEGA und Aeskulab – waren deutlich zu lesen.
    Dr. West schien sich auf Dal Bor 13 geborgen zu fühlen wie in Abrahams Schoß. Romen stellte den Scooter ab und drehte sich zu mir herum.
    »Also gut, Mark – du bist dran!«
    Ich rührte mich nicht, sondern betrachtete durch die leicht getönte Klarsichtscheibe das Gelände. Das Kraftwerk war in Betrieb. Über dem Turm stand die typische Dampfwolke. Überschüssige Wärme, die zu einem gefährlichen Aufheizen der Anlage hätte führen können, wurde abgeblasen. Die obere Turmgalerie wirkte verlassen: die Tür war geschlossen, und hinter den Fenstern der Kontrollkabine rührte sich nichts.
    Anders verhielt es sich mit dem Haus des Wärters. Dort, wenn mich nicht alles täuschte, hatten sich vor kurzem noch die Gardinen bewegt. Ich überprüfte meine Pistole, verwahrte sie wieder im Futteral und stieg aus.
    Der Erdboden war hart; die Frostperiode konnte noch nicht lange zurückliegen. Vor dem Haus blieb ich stehen und meldete mich an. 
    »Nat – ich bin's: Mark! Ich möchte mit dir reden.«
    Ich bekam keine Antwort und trat ein. Romen folgte mir – mit wachsamen, mißtrauischen Augen, die Hand auf dem Kolben der Waffe. Die Unterkunft des Wärters wirkte nur äußerlich wie eine Baracke; ihr Inneres war das eines gemütlichen Blockhauses. An den Wänden hingen Wolfs- und Wildschweinfelle. Noch einmal sagte ich, um jeglichem Mißverständnis vorzubeugen, mit lauter Stimme: »Nat, wir müssen miteinander reden. Es ist wichtig.«
    Dr. West – falls er sich im Hause befand – blieb stumm. Ich war ratlos. Bis zuletzt hatte ich gehofft, von Dr. West zumindest angehört zu werden. Was danach geschehen mußte, war von mir ungeplant geblieben. 
    Ich durchsuchte die Räume. Romen blieb neben der Haustür und sicherte unseren Rückzug. Das Schlafzimmer war leer, ebenso die Küche. Immerhin deuteten die Anzeichen daraufhin, daß sich in den letzten Tagen mehr als eine Person im Haus befunden hatte.
    Als ich mich dem letzten Raum zuwandte, blieb ich plötzlich wie angewurzelt stehen. Das Geräusch, das ich vernahm, hörte sich an wie das Schnarchen eines friedlichen Schläfers. Vorsichtig trat ich über die Schwelle. Ich hatte mich nicht getäuscht. Im Sessel neben dem Fenster saß – untersetzt, bärtig und völlig betrunken – Boris, der Wärter, und schlief seinen Rausch aus, umgeben von einem halben Dutzend geleerter Wodkaflaschen. Ich eilte in die Küche, fand einen Eimer, füllte ihn mit Wasser aus der Leitung und rannte in den Wohnraum zurück. 
    Romen fragte: »Mark, was gibt's?«
    »Ich habe den Wärter gefunden.«
    »Und? Steht er etwa in Flammen?«
    »Er ist voll wie tausend Mann.«
    Das eiskalte Wasser tat seine Wirkung. Triefendnaß schlug Boris die Augen auf und blinzelte zu mir herauf. 
    Ich fragte: »Wo ist Dr. West?«
    Boris rülpste.
    »Wer?«
    »Dr. West!« wiederholte ich, »Wohin hat er

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