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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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konnte ich den Himmel sehen – die Welt der Sterne, zu der ich mich, seitdem ich denken konnte, hingezogen fühlte. Dort, jenseits der seidigen Bläue, lagen sie verborgen, alle die verheißungsvollen Ziele für ein dahinstürmendes schnelles Schiff: Venus und Mars, Uranus und Jupiter. Dort wartete die Sphärenmusik eines unendlichen Raumes – die große Freiheit, die letzte. Ich gehörte nicht mehr dazu. Ich war herabgesunken zu einem Trunkenbold.
    Vielleicht würde man mir gerade noch die Uniform mit den goldenen Streifen lassen, um den Skandal nicht noch augenfälliger zu machen. Aber niemand würde mir je wieder ein Schiff anvertrauen. Ich wollte auch nicht mehr. Zu welchen Fernen lohnte es sich noch aufzubrechen, wenn daheim keiner auf die Rückkehr wartete?
     
    Die Zeit verging.
    Es wurde Mittag und Nachmittag. Romen war nicht zurückgekehrt.
    Ich begann unruhig zu werden. Irgendwann hielt es mich nicht länger. Ich verließ die Kabine und sprang an Land. Im Hafen herrschte das übliche Leben und Treiben. Das Gesindel, das sich an allen Ecken herumdrückte, wirkte unsympathischer denn je. Ich sah genug frei zur Schau gestellte Waffen, um eine mittlere Armee damit auszurüsten. 
    An mir vorüber schlenderte ein Asiat mit pockennarbigem Gesicht und streifte mich mit einem feindseligen Blick. Wahrscheinlich gehörte er zu den Deserteuren aus den VOR. Ich kümmerte mich nicht um ihn, und er schlenderte weiter. Nach ein paar weiteren Schritten stieß er mit einem betrunkenen, baumlangen Neger zusammen, und beide fingen eine Schlägerei an. Der Neger gewann die Oberhand, aber das Blatt wendete sich, als der Asiat ihn in die Brust schoß. 
    Ein Mord hatte sich ereignet, aber niemand nahm davon Notiz. Der Asiat stand auf, klopfte sich den Staub vom Gewand und schlenderte weiter. Der erschossene Neger blieb auf der Kaimauer liegen. Ich hielt mich zurück.
    Hier war ich höchstens als Beobachter geduldet. Recht und Gesetz waren zu Fremdwörtern geworden.
    Romen war nirgends zu sehen. Ich wollte mich bereits abwenden, um auf das Boot zurückzukehren, als ein schmalgesichtiger schwarzer Mann plötzlich mit dem Finger auf mich wies und schrie: »Commander Brandis!«
    Das Gesicht des Mannes weckte in mir keine Erinnerungen – aber seine Haltung war unverkennbar die eines Malembo-Kriegers, die sich, auf dem Höhepunkt der Evakuierungsmaßnahmen, zum Bund der Fliegenden Löwen zusammengeschlossen hatten.
    Ich tat das einzige, was sich in meiner Situation tun ließ: Ich hob abwehrend die Hände, um dem Mann zu verstehen zu geben, daß er sich irrte. Er fiel nicht darauf herein.
    Major Hansen hatte mich gewarnt, und ich hatte seine Warnung in den Wind geschlagen. Nun bekam ich die Folgen zu spüren. Im Nu war ich von einem Haufen schwarzer Gesellen umringt, und noch bevor ich die Waffe herausreißen konnte, hatten sie mich überwältigt. Etwas krachte gegen meinen Kopf. Ich brach in die Knie.
     
    Als ich wieder zu mir kam, mußte ich erkennen, daß meine Uhr abgelaufen war – und dagegen ließ sich nichts unternehmen. Vor mehr als zwei Jahren hatte ich – im Zusammenhang mit der fehlgeschlagenen Operation Sonnenfracht – das meine dazu beigetragen, um dem Bund der Fliegenden Löwen, der die erforderliche Evakuierung verhindern wollte, das Handwerk zu legen. Hier in Tunis mußte sich dieser afrikanische Geheimbund neu formiert haben – und nun schlug er zurück.
    Ich stand im Mittelpunkt eines freien Platzes, den die johlende Meute um mich herum freigelassen hatte, und über mir schwebte, getragen von fauchenden, pfeifenden Skyridern, ein halbes Dutzend schwarzhäutiger Burschen. Dies war mein Hinrichtungskommando. Der Umstand, daß ich aufrecht auf den Beinen stand, ohne erneut in die Knie zu brechen, war lediglich jenem Strick zuzuschreiben, der sich schmerzhaft und würgend um meinen Hals spannte und dann aufwärts führte – hoch zu den Fliegenden Löwen, die ihn mit vereinten Kräften gepackt hielten.
    Der gaffende, johlende Pöbel, der mich umringt hielt, bestand keineswegs nur aus schwarzhäutigen Malembo-Anhängern. Ich erkannte Gesichter aller Schattierungen, Männer und Frauen; aber das änderte nichts an der Tatsache, daß ich von ihm keine Hilfe zu erwarten hatte. In Tunis gab es nur ein einziges Gesetz, das geachtet wurde: das der Gewalt.
    Der Pöbel weidete sich am unverhofften Schauspiel. Vor mir stand der Schwarze, der mich als erster erkannt hatte. Nun betätigte er sich als mein Ankläger und Richter

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