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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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sich die große Stadt, ein wahres Labyrinth von Häusern, Hütten und Palästen, von Straßen und Gassen. Irgendwo in dieser Stadt hielt sich Dr. West verborgen; hier saß er, hier schlief er, hier verbrachte er seine Wartezeit mit dem beharrlichen Kultivieren seiner wahnwitzigen Idee.
    Unter glühender Sonne überkam mich ein Frösteln. Romen verzog das Gesicht.
    »Weißt du, wonach das hier stinkt, Mark?«
    Ich sah ihn fragend an.
    »Es stinkt nach der Höhle des Löwen!« sagte Romen. »Und wir stecken mittendrin wie zwei leckere Appetithäppchen. Also, wie fangen wir's an? Willst du vielleicht von Haus zu Haus gehen und dich nach Dr. West erkundigen?«
    »Er ist mit einer Tornado gekommen«, sagte ich, »das ist eine ziemlich auffällige Maschine. Man kann sie nicht in der Westentasche verstecken. Es muß Leute geben, die darüber Bescheid wissen. Wenn wir sie entsprechend hoch bezahlen, werden sie reden.«
    Romen wiegte den Kopf.
    »Das kann Wochen dauern, Mark, bis wir auf diese Leute stoßen, und bis dahin hat man uns längst das Fell über die Ohren gezogen. Was hältst du davon, wenn ich mich zunächst allein auf die Socken mache und mich umhorche?«
    »Allein – warum?«
    »Ich bin Zigeuner, Mark, und ich wette, daß es hier noch mehr Zigeuner gibt. Zu mir – sobald sie sich davon überzeugt haben, daß sie mich nicht zu fürchten brauchen – werden sie offen sein. Wir werden ein paar zuverlässige Verbündete dringend nötig haben.« 
    Ich war unschlüssig.
    »Du gehst ein großes Risiko ein, Grischa.«
    »Unsinn!« Romen lächelte mit der Verschmitztheit eines Wolfes. »Du weißt, in welchem Ruf wir Zigeuner stehen. Wir stehlen wie die Elstern – aber wenn's darum geht, irgendwelchen Obrigkeiten die Zähne zu zeigen, dann halten wir zusammen.«
    Noch immer zögerte ich. Romens Vorschlag war bestechend – aber er enthielt auch einen Unsicherheitsfaktor.
    »Angenommen, es gibt keine Zigeuner in Tunis?«
    »Es gibt sie. Es muß sie geben. Wo so viel Volk zusammenströmt, sind immer ein paar Zigeuner dabei.«
    Ich schwieg und überlegte.
    Romen zog die Mundharmonika aus der Tasche und setzte sie an die Lippen. Die Melodie, die er ihr entlockte, klang schrill. Der Erfolg stellte sich sofort ein. Aus der Menge löste sich ein braunhäutiger junger Bursche mit einem verwegen geschlungenen roten Halstuch und kam zu uns herangeschlendert. Seine Augen blickten mißtrauisch. Er sprach uns an – in einer mir unbekannten Sprache, und Romen antwortete darauf – mit den gleichen, fremdländisch klingenden Lauten. Die Miene des Burschen entspannte sich. Er lachte und reichte Romen die Hand.
    Romen wandte sich an mich.
    »Die Wette wäre bereits gewonnen. Er wird mich zu seiner Familie führen. Du tätest besser daran, hier auf mich zu warten.«
    Es war einen Versuch wert. Wir befanden uns zwar – auf einen vagen Verdacht hin – in Tunis, doch damit waren wir mit unserem Latein bereits am Ende. Ein konkreter Anhaltspunkt fehlte. Ich war einer plötzlichen Eingebung gefolgt, weil ich mich in Major Hansens Büro daran erinnerte, daß Dr. West – als er für mich noch Nat gewesen war – von Tunis mehr als einmal geschwärmt hatte. Hier war er seiner ersten großen Liebe begegnet, und hier wollte er – so hatte er einmal im Scherz gesagt – begraben sein. Und außerdem war diese Stadt für einen gejagten Mann das ideale Versteck. 
    »Paß auf dich auf, Grischa!«
    Romen winkte ab. 
    »Ich bin gut aufgehoben, Mark. Mein Freund hier verbürgt sich für meine Sicherheit. Paß lieber auf dich selbst auf. Besser, du verschwindest wieder unter Deck.«
    Romen legte einen Arm um den braunhäutigen Burschen, und beide gingen davon. Ich blickte ihnen noch eine Weile nach und kehrte dann auf das Boot zurück.
    Nach langer Zeit war ich zum ersten Mal wieder allein – und damit fielen die alten, unseligen Erinnerungen wieder über mich her. Ich dachte an Ruth O'Hara, meine geliebte Frau, die ich der Pflicht geopfert hatte, und erneut überkam mich das Verlangen, mein Unglück hinwegzuspülen und auf dem Grund einer Flasche Trost und Vergessen zu finden. Ich widerstand der Versuchung. Das Unheil, das ich auf Dal Bor 13 angerichtet hatte, war bereits groß genug.
    Dr. West mußte gefunden werden – und der alte Harris hatte recht: Ich, der ich Dr. Wests Gepflogenheiten und Gedanken kannte, konnte das vollbringen: besser als jeder andere. Was danach aus mir werden würde, stand auf einem anderen Blatt.
    Durch das Bullauge

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