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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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unter den Zigeunern, ein stämmiger, grauhaariger Mann mit einem verwittert wirkenden Gesicht, dirigierte uns. Um völlig sicherzugehen, warf ich dann und wann einen Blick auf den Stadtplan.
    Das Rampengelände rückte näher. Ich erkannte die turmgleichen, rostenden Skelette der mächtigen Winden, die niemals in Betrieb genommen worden waren, weil die radioaktive Pest, die sich als Folge des Kilimandscharo-Ausbruchs über den ganzen Kontinent senkte, alle Arbeiten zum Erliegen brachte. Hitze und Frost – das Glas enthüllte mir die Einzelheiten – hatten mittlerweile den Beton gesprengt, und nun forderte die Natur ihr angestammtes Recht zurück. Wo ursprünglich große antarktische Eisberge hatten an Land gehievt werden sollen, um danach in die gewaltigen Kavernen zum Zwecke langsamen Auftauens gestürzt zu werden, wuchs Gras.
    Joscha sagte: »Daß das etwas mit Eisbergen zu tun haben muß, ist allerdings nur eine Vermutung meinerseits, Sir.«
    Ich erwiderte: »Ich erinnere mich, daß das Projekt vor ein paar Jahren lebhaft diskutiert worden ist.«
    Das Projekt sollte der chronischen Wassernot der verwüsteten Provinz Tunis ein Ende setzen, indem es diese in das IT-Programm der Ice-Shipping-Company mit einbezog.
    Tanja Grusinow war bei den Vorbesprechungen mit anwesend gewesen, und bei der Gelegenheit hatte Dr. West, der in Tunis einen verlängerten Wochenendurlaub verbrachte, sie kennengelernt. Eine Anmerkung im Stadtplan gab über das Projekt Auskunft.
    Man rechnete mit einer jährlich zu verarbeitenden Kapazität von knapp siebzig angelandeten Eisbergen. Neunzig Prozent des Schmelzwassers sollte der Bewässerung des tunesischen Hinterlandes dienen und dazu beitragen, es in die üppige Kornkammer zurückzuverwandeln, die es in antiker Zeit einmal gewesen war: der Rest des Schmelzwassers sollte der Stadt selbst zur Verfügung stehen. All das interessierte mich nur am Rande. Von Bedeutung waren die neun blauen Adern, die ich auf dem Stadtplan entdeckt hatte. Eine davon zielte geradewegs von der Küste zur Stadtmitte auf das Herz der Kasbah.
    Um zu Dr. West vorzudringen, benötigte ich weder eine Armee noch ein Dutzend Kaiman-Panzer. Als man in den Jahren 2075/76 die Kavernen schuf und die Slipanlage errichtete, hatte man auch schon das unterirdisch verlaufende Verteilernetz zu installieren begonnen.
    Die blauen Adern auf dem Stadtplan kennzeichneten nicht mehr und nicht weniger als die tief unter der Oberfläche verlaufenden Aquädukte. Da die Kavernen leer waren, mußten die Aquädukte trocken sein.
    Ich wandte mich an Joscha.
    »Sind Sie schon einmal auf dem Gelände gewesen?«
    »Ein paarmal«, erwiderte er. »Es ist eine verlassene Gegend.«
    »Und?« fragte ich. »Sind Sie in die Aquädukte eingedrungen?«
    »Nicht sehr weit, Sir«, erwiderte Joscha. »Es gibt dort nichts, was für uns von Interesse wäre.«
    »Wie weit?«
    »Vielleicht zwei, drei Kilometer, bis zur Baustelle. Dann ging uns das Licht aus, und wir kehrten um.«
    »Und haben es nie wieder versucht?«
    »Nie wieder. Wozu?«
    Romen nahm die Fahrt aus dem Boot und manövrierte es an den verfallenden Anleger. Ein junger Zigeuner sprang an Land, und Joscha warf ihm die Leinen zu.
    Nachdem Romen die Maschinen abgestellt hatte, gesellte er sich zu mir. Ein letztes Mal studierten wir den Stadtplan.
    »Nun gut«, sagte Romen, »wir dringen also in die Kasbah ein. Und weiter?«
    »Wir bemächtigen uns der Person von Dr. West und des Behälters und kehren auf dem gleichen Weg zurück. Danach nehmen wir Kurs auf Sizilien und sind in Sicherheit.«
    Romen nickte, und seine braunen Augen bekamen Glanz.
    »Das Moment der Überraschung ist auf unserer Seite. Es könnte klappen.«
    »Alles hängt davon ab«, sagte ich, ob uns deine Zigeuner nicht in letzter Sekunde im Stich lassen.«
    Romen lachte.
    »Mark, auf meine Familie ist Verlaß.«
    Wir überprüften die Waffen und brachen auf. Bis zur Kaverne Dora, von der aus der Aquädukt zur Kasbah startete, waren es nur wenige Schritte. Die Kaverne erwies sich als ein tief in das Erdreich eingelassener Schacht, etwa einen Kilometer im Quadrat und rund dreihundert Meter tief. In die östliche Wand war ein Fahrstuhl eingelassen, doch ein Blick darauf genügte, um zu wissen, daß wir auf ihn verzichten mußten.
    Wir benutzten für den Abstieg die eiserne Leiter. Auf dem Grund der Kaverne war es dämmerig und kühl. Der Boden war mit feinem Sand bedeckt – die Folge unzähliger Sandstürme, die mittlerweile über das

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