Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
dachte an den jungen Abenteurer, der tief unter der Sahara begraben lag – ein Gefangener seines Maulwurfs.
    Meine Situation war kaum besser. Vor dem Maulwurf lag hartes, undurchdringliches Gestein, an dem er sich die Zähne ausbiß, und der Weg zurück war ihm infolge seines Defekts verwehrt.
    Vielleicht mochte es mir gelingen, mich aus ihm hinauszuzwängen – obwohl ich selbst dies bezweifelte; es würde mir nicht weiterhelfen. Der Stollen mußte, da keine nachgeschleppte Rohrleitung ihn stützte, längst eingebrochen sein. Der Maulwurf hatte mir das Grab gegraben: zugegeben, ein ungewöhnliches, ein königliches Grab. Nun konnte ich nichts anderes mehr tun, als die mitgeführte Luft zu verbrauchen und mich dann in mein Schicksal zu fügen.
    Es gelang mir, mich zu beruhigen. Ich dachte an vergleichbare Situationen unter den Sternen – an Situationen, in denen ein schwächerer, weniger kaltblütiger Commander als ich mit dem Leben abgeschlossen hätte. Ich hingegen war aus diesen Situationen zurückgekehrt. Diese Kaltblütigkeit hatte mir das Kommando über die Medusa eingebracht – aber auch den verfluchten Kurierflug zum Mars. Mit der Lampe in der Hand untersuchte ich die verschiedenen Hebel. Dabei stellte ich fest, daß der Maulwurf über insgesamt drei Arbeitsgänge verfügte. Ich schaltete auf den, der mir der stärkste und wirksamste zu sein schien.
    Die Raupe begann wieder zu rotieren. Der Maulwurf schüttelte sich noch heftiger als zuvor, und das schrille Winseln, mit dem die Diamantzähne in das harte Gestein bissen, schwoll an zu einem ohrenbetäubenden Lärm. 
    Der Maulwurf bewegte sich vorwärts: langsam zwar, aber doch merklich. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und atmete auf.
    Das rote Warnlicht flackerte weiter: es protestierte hysterisch gegen die Überbeanspruchung, die ich dem Maulwurf zumutete: es signalisierte den bevorstehenden Totalausfall. In jedem anderen Fall hätte ich mich davon beeindrucken lassen. Ich war mit Maschinen aufgewachsen und respektierte sie als kostspielige, anfällige Instrumente. Diesmal jedoch war mir das Wohlbefinden des Materials völlig gleichgültig: die Hauptsache war, daß es lange genug standhielt, um mir den Ausbruch aus meinem Grab zu ermöglichen.
    Würde es standhalten? Ich wußte es nicht. Mit dem Pistolenkolben zerschlug ich die rote Lampe. Danach war mir wohler. Das Gestein schien zu rauchen. Auf jeden Fall füllte sich der Fahrstand mit heißen, beißenden Gasen; die Luft schmeckte bitter.
    Ich verlor alles Zeitgefühl und achtete lediglich darauf, den Maulwurf auf Kurs zu halten. Irgendwann wurde das Winseln leiser, und ein paar Minuten später war wieder das vertraute Scheppern zu hören.
    Das Gestein war durchbrochen; der Maulwurf wühlte sich erneut durch weiches, nachgiebiges Erdreich.
     
    Kurz nach elf Uhr brach der Maulwurf in einem Innenhof der Kasbah wie eine höllische Rakete aus der Erde und wälzte sich hinaus in das helle Licht des Tages.
    Ich stellte den Antrieb ab, zwängte mich aus dem Fahrstand und zog die Waffe. Nach Möglichkeit wollte ich von ihr keinen Gebrauch machen, aber andererseits mußte ich auf alles gefaßt sein. Ich war ein unwillkommener Eindringling, mit dem das Gesindel kurzen Prozeß machen würde. Wozu es fähig war, hatte ich bereits erlebt.
    Der Tag war voller Sonne. Ich war geblendet. Einige Sekunden verstrichen, bis meine tränenden Augen sich an das grelle Licht gewöhnt hatten. So wie mir pflegte es verschütteten Bergleuten nach ihrer Befreiung zu ergehen. Nach Tagen oder auch nur Stunden der Finsternis wirkte das Licht des Tages wie eine atomare Explosion. Irgendwo schrie laut und gellend eine Frau. Die Zeit arbeitete gegen mich. Das Moment der Überraschung begann sich bereits zu verflüchtigen. Das Gesindel war nicht lange zu verblüffen. Ich sah mich um.
    Ich befand mich in der Kasbah, aber es war der falsche Innenhof. Entweder stimmte das navigatorische Instrumentarium des Maulwurfs nicht ganz, oder ich hatte einen Fehler gemacht. Unter anderen Bedingungen wäre die seitliche Abweichung vorn Kurs – dreißig oder vierzig Meter auf drei Kilometer – kaum ins Gewicht gefallen. In diesem Fall jedoch war sie verhängnisvoll.
    Von der Tornado sah ich lediglich das Cockpit. Die Verglasung funkelte in der Sonne. Davor drängten sich Mauern und Dächer. Der einzige Weg dorthin führte durch das Haus, zu dem der Innenhof gehörte, in dem ich mich befand. Die Tür stand auf. Ich rannte los.
    In der Tür

Weitere Kostenlose Bücher