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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Steuer nach vorn. Der Maulwurf stellte sich auf den Kopf und wühlte sich in die Erde.

9.
25.4.2079
    Captain Tom O'Brien, VEGA-Testpilot z.b.V., ein rothaariger, sommersprossiger, blauäugiger Ire, schüttete seinen Becher voller Bier, bis der Schaum überschwappte. Dann grinste er mich an und kippte das Bier mit Schwung in sich hinein.
    »Also, Sir, wo soll ich anfangen?«
    Wir saßen im Konferenzraum der VEGA-Niederlassung in Palermo. Die Niederlassung war eine unserer kleinsten und unbedeutendsten, und dementsprechend war auch der Konferenzraum: eng und stickig.
    »Ich möchte alles über diese Tornado wissen«, sagte ich. »Sie haben sie doch im Auge behalten?«
    Captain O'Brien fuhr sich mit dem behaarten Handrücken über die Lippen.
    »Das kann man wohl sagen, Sir. Vom Augenblick ihres Startes an bin ich ihr nicht von den Fersen gewichen.«
    »Womit waren Sie unterwegs?«
    »Mit einem Taurus-Zerstörer neuester Bauart – offiziell noch nicht einmal eingeflogen. Aber der Apparat war gerade zur Hand, und darum griff ich ihn mir.«
    »Konnte Dr. West Sie sehen?«
    »Keine Spur.«
    »Auf dem Radar?«
    Captain O'Brien schüttelte den Kopf. 
    »Ausgeschlossen, Sir. Ich hatte ihn zwar auf dem Schirm, er mich aber nicht. Die Radargeräte, mit denen die Tornados ausgestattet sind, taugen nicht gerade viel.«
    Ich kehrte zum Thema zurück. 
    »Und weiter?«
    Captain O'Brien kniff ein wenig die Augen zusammen und riß eine neue Bierbüchse auf. 
    »Sie gestatten doch, Sir?«
    »Tun Sie sich keinen Zwang an, Captain.«
    Der Captain griente wie ein Lausbub. 
    »Ist sonst auch nicht meine Art, Sir. Ich hab' ein ziemlich dickes Fell.« Er hielt mir die Büchse hin. »Sie auch?«
    »Danke, nein.«
    Er seufzte erleichtert und bediente sich. 
    »Also, die Tornado, Sir. Wie gesagt, ich blieb ihr auf den Fersen, die ganze Zeit über. Nachdem sie Tunis verlassen hatte, ging sie auf südlichen Kurs – etwa in fünfzehntausend Meter Höhe. Ich verfolgte ihren Flug längs über den afrikanischen Kontinent. Auf der Höhe von Kapstadt glaubte ich, sie würde nach Westen schwenken – aber dann hielt sie doch geradewegs hinaus auf den Indischen Ozean.«
    Captain O'Brien leerte den Becher. 
    »Wissen Sie, Sir«, sagte er, »das ist wie eine Krankheit. Immer wenn ich viel reden muß, bekomme ich Durst. Mein Verhängnis ist – ich hab' nun mal einen Hang zum Reden. Ich bin eine gesellige Natur.«
    Ich fühlte mich erheitert.
    »Schön«, antwortete ich, »jetzt haben Sie unbegrenzte Gelegenheit zum Reden. Wo ist die Tornado geblieben?«
    »Wo?« Der Captain starrte sehnsüchtig auf seinen leeren Becher. »Bei den Fischen, Sir.«
    Ich beugte mich vor.
    »Sie ist gewassert?«
    Captain O'Brien wiegte den Kopf. 
    »So kann man's auch nennen, Sir. Aber die zutreffendere Bezeichnung für ihr plötzliches und unerwartetes Manöver lautet: sie ist abgestürzt.«
    »Wiederholen Sie das!«
    Der Captain blickte mich aus schmalen Augen an. 
    »Sie geriet ins Trudeln, schlug auf dem Indischen Ozean auf und versank – ein klarer Fall.« Der Captain schob mir einen Zettel zu. »Das ist die Position. Sie ist vielleicht nicht auf den Punkt genau – aber gerade in dem Augenblick tauchte eine VOR-Patrouille auf, und ich hielt es nicht für angebracht, mit ihr anzubändeln. Die Tornado lag im Bach – und ich gab Fersengeld.«
    »Und kein Zweifel ist möglich?«
    »Kein Zweifel, Sir. Die Tornado amüsiert sich mit den Fischen.«
    Captain O'Briens Stimme klang bestimmt. Ich konnte mich auf ihn verlassen. Er war ein erfahrener Testpilot. Wenn er sagte, er hätte den Absturz beobachtet, dann hatte dieser Absturz auch stattgefunden. Ein Gefühl ungeheurer Erleichterung überkam mich.
    Die Jagd war zu Ende – und der bittere Kelch war an mir vorübergegangen. Das Schicksal selbst hatte die Entscheidung herbeigeführt – in Form eines technischen Defekts oder eines fliegerischen Kunstfehlers. Was immer auch diesen Absturz verursacht hatte – es war unwichtig. Worauf es ankam, war dies: Dr. West weilte nicht mehr unter den Lebenden; die Gefahr war gebannt. Und ich war von allen meinen Verpflichtungen entbunden – nicht länger dazu gezwungen, meinem Halbbruder mit gezogener Waffe entgegenzutreten. Der Ozean war ihm zur letzten Ruhestätte geworden; der Behälter mit dem Goodman-Bazillus lag in unermeßlicher Tiefe, wohlverwahrt wie in einem Tresor. Niemand würde ihn je suchen.
    Alles, was es für mich noch zu tun gab, war, ein Gespräch nach

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