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Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet

Titel: Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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folglich auch Zeit zu gewinnen, ließ ich die bittere Einsicht folgen, daß ich lediglich, ohne doch eine Abänderung meiner Situation zu bewirken, eine neuerliche Fahndung auslösen würde - diesmal nach meinen Begleitern.
    Es fiel mir durchaus nicht leicht, mit dem Leben abzuschließen. Was mich aufrechterhielt, war der Gedanke daran, daß ich nicht der erste Entdecker unter den Sternen war, dem ein solches Los zufiel - und gewiß auch nicht der letzte. Der Preis, der mir abverlangt wurde, entsprach der Bedeutung der von mir gemachten Entdeckung.
    Das einzige Gefühl, das mir erspart blieb, war Reue. Sosehr es mir auch zu Herzen ging, daß ich Oliva mit ins Verderben zog, sosehr ich auch meinen Leichtsinn beklagte - mit Reue, das heißt mit dem Wunsch, Geschehenes ungeschehen zu machen, hatte das nichts zu tun.
    Der Tag, an dem ich Oliva den Wald gezeigt hatte, war und blieb ein denkwürdiges Ereignis; und unverändert zählte ich den Entschluß zu den besten Taten meines Lebens.
    Mit all diesen Überlegungen beschäftigt, kam ich kaum dazu, Anstoß zu nehmen an dem finsteren, übelriechenden Verlies, in dem ich der Verhandlung entgegensah. Das Wichtigste hatte ich gleich bei meiner Einlieferung zur Kenntnis genommen: daß es, um aus diesem hundertfach gesicherten Gewölbe auszubrechen, zumindest einiger jener Stangen Dynamit bedurfte, die noch immer im Bergwerk lagerten. Gefängnis und Gericht bildeten einen zusammenhängenden Komplex: dem äußeren Anschein nach eine alte Festung. Der Weg zur Aburteilung führte über den Hof. Darüber spannte sich ein sommerlicher Himmel mit weißen Wolken. Ich hob den Kopf.
    Die Kronos befand sich außer Reichweite meiner Blicke. In Gedanken wünschte ich Captain Romen, auf dessen Schultern nun alle Verantwortung ruhte, viel Glück. Er verfügte über eine erfahrene Crew und zählte selbst zu den hervorragendsten Piloten der VEGA. Um das Schicksal der Kronos brauchte ich mich nicht zu sorgen. Einer der Polizisten, die mich eskortierten, stieß mir den Gewehrkolben in den Rücken.
    „Weiter, weiter! Da gibt's nichts zu sehen." Der andere Polizist lachte.
    „Unser Baraträer würde sich wohl am liebsten Flügel wachsen lassen, um damit auf und davon zu flattern!"
    Ohne es zu ahnen, traf dieser Polizist den Nagel auf den Kopf. Die Gelegenheit zur Flucht war seit meiner Gefangennahme am frühen Morgen noch nie so günstig gewesen. Die hohen, zinnenbewehrten Mauern waren kein unüberwindbares Hindernis für ein Dingi und zwei, drei beherzte Männer, die vor einem verwegenen Handstreich nicht zurückschreckten. Jedoch waren Lieutenant Stroganow und Lieutenant Torrente in Befolgung meines Befehls mit dem Dingi gewiß längst zur Kronos zurückgekehrt - ohne zu ahnen, wie sehr ich sie in diesem Augenblick zur Stelle wünschte.
    Das dämmrige Gerichtsgebäude nahm mich auf; die Chance war verstrichen.
    Im Saal angekommen, sah ich mich um - weniger in der Hoffnung, auf ein mitfühlendes Gesicht zu stoßen, als vielmehr in einem letzten Aufbegehren meiner Wißbegier als Entdecker und Erkunder.
    Es gab nicht viel zu sehen.
    Vertreter der Anklage war ein goldbetreßter Polizeigeneral. Er blätterte in seinen Akten und schenkte mir nicht die geringste Beachtung, so daß ich annehmen mußte , daß das Verfahren für ihn einen Routinefall darstellte, mit dem er sich nicht lange aufhalten würde.
    In dieser Annahme sah ich mich bald darauf bestätigt. Über dem Richtertisch prangte eine längliche Tafel mit einer stilisierten Darstellung von BIG MOTHER und der Aufschrift: IM NAMEN DES WOHLSTANDES.
    Die drei Richter urteilten aus gebührender Ferne: aus der waldumstandenen, schattigen Kühle ihrer gegen jeden unbefugten Eindringling abgesicherten Wohnsitze. Eine Anzahl von elektronischen Kameras und drei Fernsehmonitoren stellten zu ihnen die Verbindung her. Ich blickte in strenge, feindselige Gesichter und auf weiße Kittel. Die Prozeßführung lag mithin in den Händen der Ingenieure - und damit stand für mich von Anfang an fest, wie das Urteil ausfallen würde.
    Eine der Kameras schwenkte auf die Tür, und als ich den Kopf drehte, erkannte ich Oliva , die soeben hereingeführt wurde.
    Vor zwei Tagen noch war sie ein junges Mädchen gewesen, fast noch ein Kind. Nun war sie eine Frau.
    Oliva sah blaß und elend aus, aber sie hielt sich aufrecht und machte einen gefaßten Eindruck. Als ihr suchender Blick dem meinen begegnete, grüßte sie mich mit den Augen. Es war wie ein Aufleuchten.
    Der

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