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Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet

Titel: Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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erfuhr. Glaubte sie ernsthaft, mit ein paar Flugblättern das Regime der Ingenieure zu stürzen?
    Bogulobs Lippen zitterten.
    „Mark ... das ist Aufwiegelung zur Revolution. Oliva weiß ja nicht, was sie damit auf sich lädt. Hätte sie doch nur ein Wort gesagt - dann wäre ich an ihrer Stelle gegangen. Ich bin ein alter Mann, der nichts mehr zu verlieren hat."
    Ich zwang mich zur Sachlichkeit.
    „Wissen Sie, wohin sie gegangen sein könnte?"
    Bogulob hob die Schultern.
    „Mark, die Stadt ist riesengroß."
    „Ich werde sie finden."
    Bogulob gegenüber gab ich mich zuversichtlich. Er brauchte nicht zu wissen, daß ich vor Sorge fast verging. Ich dachte an meine am Abend zuvor getroffene Anordnung. Olivas Unbesonnenheit machte alles zunichte. Der Augenblick, zur Kronos zurückzukehren, war noch nicht gekommen - jedenfalls nicht für mich. Indem ich Oliva zu diesem folgenschweren Ausflug bewogen hatte, war mir eine Verantwortung erwachsen, vor der ich nicht davonlaufen durfte. Im Grunde war das, was nun geschah, meine Schuld. Ohne mein Dazutun wäre Oliva nie in diese Versuchung geraten.
    Einen Herzschlag lang wog ich meine Pflichten gegeneinander ab.
    Um die Kronos brauchte ich mich nicht zu sorgen. Captain Romen war als Pilot erfahren genug, um - ich kalkulierte das Äußerste -gegebenenfalls die Reise ohne mich fortsetzen zu können.
    Oliva hingegen war in Gefahr - und außer mir gab es niemanden, der diese vielleicht noch abwenden konnte. Der alte Mann war der Situation nicht gewachsen.
    Die Entscheidung war rasch gefällt. Ich wandte mich an die Lieutenants, die Bogulob und mir gefolgt waren.
    „Lieutenant Stroganow", sagte ich, „Sie sind der Rang ältere. Daher übergebe ich Ihnen das Kommando über das Dingi . Sie und Lieutenant Torrente werden noch heute damit zur Kronos zurückkehren, ohne auf mich zu warten. Das ist ein Befehl."
    Der grauhaarige Sibiriak widersprach.
    „Sir, Sie sollten sich den Befehl noch einmal überlegen." Ich sah auf die Uhr. Falls ich Oliva finden und zur Vernunft bringen wollte, durfte ich keine Sekunde verlieren. „Lieutenant Stroganow, der Befehl gilt. Ich wiederhole: Sie und Lieutenant Torrente melden sich noch heute auf der Kronos zurück!"
    Auch Lieutenant Torrente begehrte auf.
    „Sir, und was wird aus Ihnen? Wir können Sie doch unmöglich auf diesem verdammten Planeten zurücklassen!"
    Ich starrte in zwei unnachgiebige Gesichter. Die beiden Lieutenants waren zur Meuterei entschlossen. Ihre Treue zu mir war unerschütterlich wie ein Fels.
    „Lieutenant Torrente", erwiderte ich kühl, „mir scheint, der Befehl, den ich Ihnen soeben erteilt habe, ist eindeutig und klar. Ich erwarte, daß Sie ihm Folge leisten." Ich schwieg, und als kein neuerlicher Widerspruch laut wurde, fuhr ich fort: „Was mich angeht ... Ich werde mich zum vereinbarten Termin auf der Hochebene einfinden, heute in" - ich rechnete nach - „vier Tagen. Sollte ich nicht pünktlich zur Stelle sein, so ist Captain Romen hiermit angewiesen, nicht auf mich zu warten, sondern die Reise fortzusetzen."
    Die Lieutenants schwiegen.
    „Lieutenant Torrente", fragte ich, „ist das klar?" Lieutenant Torrente schluckte.
    „ Aye , aye , Sir."
    Ich wandte mich an den Navigator. „Und was ist mit Ihnen?"
    Er antwortete mit einem vorwurfsvollen Blick.
    „ Aye , aye , Sir."
    Bevor ich mich auf den Weg machte, legte ich Bogulob Babel beide Hände auf die Schultern.
    „Kopf hoch", sagte ich. „Ich werde tun, was sich tun läßt ."
    Was ich mir vorgenommen hatte, war nur zu vergleichen mit der sprichwörtlichen Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Der alte Mann hatte recht: Die Stadt war riesig; und Oliva hatte nicht hinterlassen, wohin sie mit ihren Flugblättern gegangen war.
    Während mich der Fahrstuhl ins Erdgeschoß hinabkatapultierte, verkrampften sich meine Eingeweide. Ich durchlebte alle Stufen physischer Angst. Zugleich jedoch fühlte ich mich beschämt. Oliva -in ihrem Herzen schlug all das, was an der Menschheit, wo sie auch beheimatet sein mochte, gut, anständig und edel war.
    Auf einmal begriff ich: All das, was in der Welt mehr war als nur ein vermeintlicher Fortschritt, kam von solchen unerschrockenen Herzen.
    Als ich hinaustrat auf die Straße, fand ich das erste Flugblatt. Jemand hatte es in die Hand genommen und sofort wieder fallen lassen.
    Oliva selbst wies mir den Weg.
    Ich brauchte lediglich der Spur der Flugblätter zu folgen. Die Spur führte mich auf den Platz der Seligen. Wenn ich ein

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