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Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Titel: Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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gleißender Helligkeit war nichts zu sehen – kein Wrack, kein Trümmerstück, kein Dingi mit Überlebenden. Die Sonne stand irgendwo unten – und das bedeutete, daß die Invictus bereits ihr Manöver flog.
    Seebeck hatte sich das Prinzip einer Suche im Raum erklären lassen. Sie vollzog sich in drei Dimensionen – in Form von aneinandergereihten, zahnradartig ineinandergreifenden Spiralen, von denen jede einzelne etliche Raumkubikmeilen umschloß. Seebeck fröstelte beim Anblick der Leere. Ein altes Sprichwort fiel ihm ein: Eine Nadel im Heuhaufen suchen …
    Er schloß die gepeinigten Augen. Der Vergleich hinkte. Ein Heuhaufen besaß Maß, Grenzen, Gestalt; er hatte einen Anfang und ein Ende. Hier jedoch hatte man es zu tun mit dem Nichts – mit dem absoluten Nichts, mit dem unendlichen Nichts. Die Invictus suchte nach einer Legende im Nichts.
    Seebeck bezwang sich. Er fragte: »Was glauben Sie, Captain – werden wir etwas finden?«
    Captain Tuomi hob die Schultern.
    »Schwer zu sagen, Mr. Seebeck. Falls dies tatsächlich das fragliche Raumgebiet ist, das heißt, falls wir die Abdrift, die Rotation, richtig berechnet haben, sollten wir, wenn wir beharrlich genug suchen, früher oder später auf etwas stoßen. Zumindest ein paar Trümmerstücke müßten noch vorhanden sein.«
    An die Abdrift hatte Seebeck nicht gedacht.
    Captain Tuomi sagte: »Wir gehen bei der Suche davon aus, daß das Abbrechen des Funkspruchs den Zeitpunkt der Katastrophe markiert … Danach wurde die Rotation errechnet – unter Berücksichtigung von Uranus- und Sonnennähe.«
    Seebeck schwieg.
    Was ist der Mensch? dachte er. Alles ist Raum, alles ist Bewegung. Was aber ist der Mensch im Angesicht der Unendlichkeit? O Gott …
    Nach einer Weile fragte er: »Und wie genau ist eine solche Berechnung?«
    Captain Tuomi kontrollierte die Instrumente.
    »Nicht sehr genau, Mr. Seebeck – denn da gibt es immer noch die Unwägbarkeiten. Wir wissen nicht, ob das Schiff noch Fahrt gemacht hat und wieviel; wir wissen nicht, auf welchem Kurs es einzuschwenken im Begriff stand …; dazu kommt, falls es tatsächlich unter Beschuß genommen worden ist, die zusätzliche Fliehkraft …« Captain Tuomi wiegte den Kopf. »Man müßte schon ein Hellseher sein, Mr. Seebeck, um all das in die Gleichung einzubringen.«
    Seebeck blieb auf der Brücke, und die Invictus fuhr fort, ihre Spiralen zu fliegen – auf ihrer langen, geduldigen Suche nach den Puzzlestücken einer Legende.
    Irgendwann bemerkte Captain Tuomi: »Gehen Sie nur, Mr. Seebeck, und essen Sie was. Hier versäumen Sie nichts. Wenn wir auf etwas stoßen, erfahren Sie es früh genug.«
    Eine Wracksuche im All – Seebeck hatte sie sich anders vorgestellt: hektischer, dramatischer, mit Männern im Ausguck, die in kurzen Abständen zum Fernglas griffen, mit einer Fülle von Manövern und Kommandos. Das waren die Bilder, die man aus uralten Seefahrergeschichten kannte, wo der Verkehr auf der Erde noch mit schwimmenden, schraubengetriebenen Schiffen über die Ozeane hinweg erfolgte. Die Wirklichkeit bestand aus dem ihm längst sattsam bekannten Gleichmaß; nur das gelegentliche Anspringen der Triebwerke verriet, daß die Invictus eine Spirale nach der anderen flog, während vor den flimmernden Monitoren im RC die Lieutenants Koslowski und Stroganow einander alle zwei Stunden ablösten – wenn die Augen zu brennen begannen und die Aufmerksamkeit nachließ.
    Eine Spirale folgte der anderen, aber der Raum blieb leer, und Seebeck gelangte zu der Überzeugung, daß die Invictus einem Phantom nachjagte, das sich längst in nichts aufgelöst hatte.
    Sie glich einem Hund, der sich in den eigenen Schwanz beißt – ein Schwerer Kreuzer, der lediglich sich selbst jagte, ohne sich doch je einholen zu können. Der Tag verging.
    Major Degenhardt erschien auf der Brücke und löste Captain Tuomi am Steuer ab: ein wortkarger, fast lautloser Wechsel.
    Seebeck begab sich zur Ruhe.
     
    Ein weiterer Tag verstrich – ein Tag, der sich zusammensetzte aus Triebwerkstößen, aus imaginären Spiralen, die von den Sinnen nicht wahrgenommen wurden, und aus dem unwandelbaren Nichts, in dem sich die Invictus verfangen hatte.
    Im RC wechselten die Wachen. Koslowski. Stroganow. Koslowski …
    Die Invictus schickte mit Lichtgeschwindigkeit ihre unsichtbaren Fühler durch den Raum, doch die Bildschirme blieben leer.
    Commander Brandis erschien im Kartenhaus und überprüfte Berechnungen und Navigation. Er fand keinen Fehler und zog

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