Weltraumpartisanen 19: Astropolis
Tarnkappen?«
Mein Finger wanderte über das Papier. »Das ist der Weg, Lieutenant.«
»Durch den Treibstoffkanal, Sir? Wollen Sie Gullivers Reisen wiederholen?«
Ich wandte mich an Bellinda.
»Ich gebe zu«, sagte ich, »es wird ein langer Marsch werden. Man wird Hindernisse überwinden müssen – aber damit fertig zu werden, haben wir sowohl die Konstruktionspausen als auch hinreichend Werkzeug und unsere gesunden Hände.«
Bellinda zögerte die Antwort nicht hinaus.
»Ich bin überzeugt, Sir – Pater Georgius und seine Leute würden mit Ihnen bis ans Ende der Welt gehen, wenn ihnen das nur Rettung böte vor der Spritze.«
Das war es, was ich hören wollte.
Lieutenant Wronski stimmte zu: »Was Sie den Leuten abverlangen, Sir, ist nicht nur ein verdammt langer, sondern auch ein verdammt harter Marsch. Aber wenn Sie die Führung übernehmen, bin ich dabei.«
Wir packten zusammen, was wir für den Marsch benötigten: vor allem das gesamte Kartenmaterial und alle verfügbaren Handlampen. Werkzeug, um die sperrenden Ventile zu blockieren und um die Pumpwerke zu öffnen, die, drei an der Zahl, im Treibstoffkanal steckten wie der Korken im Flaschenhals, würden wir im Maschinenraum vorfinden.
Bevor wir das Cockpit räumten, kontrollierte ich ein letztes Mal die Armaturen. Alle Anzeigen waren normal, so daß man es mit gutem Gewissen verantworten konnte, Astropolis auf seiner Reise zu seinem Bestimmungsort vorübergehend sich selbst zu überlassen. Wichtig war nur, beizeiten zurück zu sein, um die Kurskorrektur zu Ende zu führen.
Der Fahrstuhl brachte uns nach unten.
Im Labyrinth erwartete uns eine unliebsame Überraschung. In der Klimazentrale wurde gehämmert, genauer gesagt: im Innern des Klimastranges West. Das Fluchen mehrerer Männer war zu hören, die sich damit abplagten, das von außen verriegelte Mannloch zu sprengen.
Die Warrianer hatten noch einmal die Magdalenen-Kirche untersucht und waren dabei auf das Loch unter dem Altar gestoßen – und nun steckten die eifrigen Verfolger im Klimastrang und kamen nicht weiter. Armandez ließ sich vernehmen.
»So geht das nicht. Jemand muß das verdammte Mannloch von außen öffnen.«
Ich stieß Lieutenant Wronski und Bellinda an, und wir eilten weiter – diesmal so rasch uns die Füße trugen.
Lieutenant Wronski und ich bauten den Filter aus. Wir schufteten, wie wir noch nie in unserem Leben geschuftet hatten. Sechs Mann und die Hilfe eines Krans waren erforderlich gewesen, um den Filter an Ort und Stelle zu wuchten. Als wir die Verschraubung schließlich gelöst hatten, ließen wir ihn einfach fallen. Er schlug mit Donnergetöse auf die Flurplatten und beulte sie ein.
Ein ölverschmierter Lieutenant Wronski wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.
»Ich glaubte schon, wir schaffen’s nicht, Sir.«
Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen. Ich bewegte die schmerzende rechte Hand: Sie war voller Schwielen und Wunden. Aber dafür lag vor uns, schwarz und gähnend, der geöffnete Kanal, dieses nachtdunkle Labyrinth im Labyrinth, das, wenn man ihm lange genug folgte, einmündete in den Steuerbord tank.
Ich überprüfte das Kartenmaterial und schaltete die Handlampe ein.
Pater Georgius nickte.
»Wir sind bereit, Commander.«
Es hätte nicht später sein dürfen. In den Gängen ließ sich Armandez’ Stimme vernehmen. Der Suchtrupp war uns auf den Fersen. Bald würde er im Maschinenraum auftauchen.
»Dann los!«
Ich zwängte mich in den Kanal. Darin war es kühl und trocken, und die Luft ließ sich atmen. Und, was fast genauso wichtig war für den uns bevorstehenden langen Marsch quer durch den Planeten: man konnte sich darin aufrichten.
Das Licht der Lampe verlor sich im Ungewissen. Ich war kein Dilettant, der nicht wußte, was er tat. Mir war es völlig klar, worauf ich mich einließ: Der Treibstoffkanal war kein Klimastrang.
Bellindas Hand berührte vertrauensvoll meine Schulter. Armandez’ Stimme wurde lauter und deutlicher. Seine Leute befanden sich in einer der benachbarten Stationen. Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel und ging los.
11.
Zu Bellinda hatte ich im Hinblick auf die unser harrenden Hindernisse gesagt: Wir verfügten über alles, um sie zu überwinden.
Ich hatte ihr verschwiegen, daß selbst ein Marsch durch den Amazonasdschungel, verglichen mit den Strapazen und Orientierungsschwierigkeiten, mit denen wir es zu tun bekamen, der reinste Spaziergang war. Man darf sich den Treibstoffkanal – so wie man
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