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Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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ihn auf Astropolis angelegt hatte – nicht vorstellen als schnurgerade verlaufende Röhre. In gewisser Weise hatte er Ähnlichkeit mit dem unterirdischen Kanalisationssystem einer Millionenstadt. Angesichts der Fülle von Nebenaggregaten einschließlich des Korrektors, die vom gleichen Treibstoff zehrten wie die beiden schuberzeugenden Maschinen, fehlte es nicht an Seitenarmen und Verzweigungen, und nicht immer, wenn man darauf stieß, ging aus der Stellung der Ventilkappen, die das Ausmaß mittlerer Schleusentore hatten, auf Anhieb hervor, in welche Richtung man sich zu wenden hatte. In solchen Fällen half einem nur das sorgfältige Studium der Konstruktionspausen mit ihren verschiedenfarbigen Symbolen. Ohne sie wäre man rettungslos verloren gewesen. Vollends zur Verzweiflung konnten einen die zwischengeschalteten Pumpen bringen, deren Aufgabe es war, für den glatten Fluß und die reibungslose Verteilung des Treibstoffs zu sorgen. Bereits die erste Pumpe, auf die wir stießen – und das war beileibe nicht die größte –, erzwang einen Aufenthalt von annähernd zwei Stunden, in deren Verlauf Wronski und ich im Schweiße unseres Angesichts und dem physischen Zusammenbruch nahe die Verschraubung lösten und die tonnenschwere Sperren beseitigten.
    Mit Gullivers Reisen hatte das nichts zu tun, wenn der Vergleich auch naheliegend war, sondern eher mit einem Marsch durch einen stählernen Urwald. Beim Überwinden der Hindernisse war jeder Schritt, den man tat, ein Spiel mit dem Tod, denn Bohlen und Planken, um die klaffenden Getriebe zu überwinden, waren nicht vorhanden. Man balancierte auf fettigen Walzen, unter denen nachtschwarzeÖlsümpfe lauerten, oder kämpfte sich wie ein Alpinist ohne jede Sicherung von einer Zahnradzacke zur anderen, immer in Gefahr abzurutschen und sich einen Arm, ein Bein oder gar das Genick zu brechen.
    Ein Gutes hatte dieses Inferno. Wir wurden nicht verfolgt. Nicht einmal Armandez, dem mittlerweile längst klar geworden sein mußte, welchen Weg wir eigentlich eingeschlagen hatten – die Spuren im Maschinenraum waren eindeutig –, riskierte es, uns nachzukommen. Wer einmal in die Ölsümpfe geriet, dem nutzte auch kein Tarassenkosches Serum mehr. Er versank und erstickte darin wie jeder andere Sterbliche. Und wer sich im Labyrinth verirrte, sah das Tageslicht nicht wieder, sondern konnte sicher sein, an Hunger und Durst zugrunde zu gehen.
    Es ist im nachhinein schwer zu sagen, aus wie vielen Erschöpfungen ich mich immer wieder aufraffte, um den gnadenlosen Marsch fortzusetzen, oft genug taumelnd und dem Gefühl nach mehr tot als lebendig. Was mich vorantrieb, war im wesentlichen die stumme Hoffnung unserer Leute: eine Hoffnung, die sich auf meine Person vereinigte und mich jedesmal, wenn ich schon aufgeben wollte, neu stärkte. Alle diese Männer und Frauen folgten mir ohne ein Wort der Klage, und ich ahnte und spürte ihre Entschlossenheit, eher tausend Gefahren und alle Mühsal dieser Welt auf sich zu nehmen, als sich der Spritze zu beugen.
    Mein Zeitgefühl ging verloren; irgendwann, irgendwo war mir die Uhr abhanden gekommen.
    Ein Filter sperrte den Weg. Auf meinen Zuruf hin kam Lieutenant Wronski, der die Nachhut bildete, wieder nach vorn, und noch einmal schufteten wir wie altägyptische Bergleute unter Aufbietung aller unserer Kräfte, bis sich nach einer qualvollen Stunde der Filter endlich bewegte.
    Ich kroch durch die entstandene Lücke und hob die Lampe – und ihr Schein verlor sich in der bahnhofshallengleichen Leere des rechten Treibstofftanks.
    Eine Lampe reichte nicht aus, um die Halle, in der sich einmal 160000 Kubikmeter. Treibstoff befunden hatten, vollends auszuleuchten. In ihrem Lichtkreis hatte sich die erschöpfte Hundertschaft zusammengedrängt wie eine Herde Schafe. Lieutenant Wronski und Lydia gingen umher und teilten den Rest des mitgeführten Wassers aus.
    Ich beriet mich mit Pater Georgius.
    »Wir wollen uns nichts vormachen, Pater. Die Leute haben zwar eine Bleibe, in der man sie aller Voraussicht nach so bald nicht aufspürt – aber das ist nur ein erster Schritt.«
    Pater Georgius seufzte.
    »Ich weiß, Commander. Ohne Wasser und Nahrung sind wir auch hier verloren. Ein paar Tage – und dann sind wir am Ende, wenn kein Wunder geschieht.«
    Mit einem Wunder konnte ich ihm nicht dienen, wohl aber mit Handfesterem.
    »Erinnern Sie sich an unseren Ausflug, Pater?«
    Pater Georgius sah mich fragend an.
    »Sie müssen sich selbst helfen, Pater!« sagte

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