Weltraumpartisanen 25: Planetaktion Z
sich zusammen aus fremden Gesichtern. Der schlurfende Graukopf hinter der Theke war ein Stück alten VEGA-Inventars. Solange ich zurückdenken konnte, hatte er schon an diesem Platz gestanden. Er erkannte mich und bedachte mich mit einem erfreuten Grinsen und einem Händedruck.
„Auch wieder mal beim alten Haufen, Commander?“
„Nur zu Besuch“, erwiderte ich.
„Richtig“, stellte der Graukopf mit Blick auf mein verändertes Emblem fest. „Sie sind rüber zur UGzRR. Die Besten wandern ab. Was bleibt, ist die Erinnerung an die großen Zeiten. Was darfs denn sein?“
„Kaffee.“
„Kein Wasser, kein Kaffee, Sir. Irgendwie logisch - oder? Nehmen Sie ein Bier. Das Bier ist in Ordnung. Das halt’ ich unter Verschluß. Und wenn sich trotzdem ein Zigeuner hier blicken lassen sollte, dann…“ Der Graukopf ließ mich einen Blick auf die vorsintflutliche Magnum werfen, die unter der Theke lag. „Auf der Hut sein ist alles, Sir. Stimmt’s?“
Ich gab ihm ein Bier aus. Mir selbst bestellte ich keins. Die TV-Wand war in Betrieb.
Ich blickte auf die routinierte Bilderparade und spürte den gleichen Ekel, der mich schon einmal gewürgt hatte. Bilder von Razzien. Polizisten mit Hunden. Zusammengetriebene Zigeuner. Männer, Frauen, weinende Kinder. Bilder von patrouillierenden Volksgarden. Dazu der Kommentar:
„…hat das Direktorium von ICS einem Ersuchen des Innenministeriums entsprochen. Zwölf ihrer erfahrensten Computerfachleute stehen seit heute morgen dem Fahndungsstab der Kriminalpolizei zur Seite. Ziel der Aktion ist eine beschleunigte Computerüberprüfung aller in Metropolis ansässigen Zigeuner. Im Hinblick auf die Volksgarden hat der Regierungssprecher die Ansicht vertreten, daß man, ohne der Lynchjustiz das Wort zu reden, durchaus Verständnis aufbrächte für den gesunden Volkszorn. Wörtlich sagte er: ,Wer Brunnen vergiftet, darf nicht erwarten, mit Glacehandschuhen angefaßt zu werden’…“
Ich fuhr hinaus zur Werft. Die Henri Dunant war halb auseinandergerissen, in allen Räumen wurde gearbeitet. Bedford war nicht in seinem Büro.
Für mich gab es nichts zu tun. Ebenso gut konnte ich zu Hause darauf warten, daß das Schiff fertig wurde. Ich fuhr zum Landedeck, kletterte in die Libelle und machte mich auf den Weg.
An diesem Tag überschlugen sich die Ereignisse. Als das Fernsehen in einer Sondermeldung bekanntgab, daß ein Großteil der in Metropolis ansässigen Zigeuner nicht zur Überprüfung in den eigens eingerichteten Erfassungsbüros erschienen war, merkte ich, daß ich längst nicht mehr auf dem laufenden war.
Am Nachmittag wurde die 340. Straße abgeriegelt. Vom Balkon aus konnte ich sehen, wie Polizisten und Soldaten anhand von Listen die Säumigen aus ihren Wohnungen holten und auf offene Transporter verluden. Alles das vollzog sich unter dem Johlen der Volksgarden. Als die Transporter wendeten, ging über ihnen ein Steinhagel nieder. Unter den Festgenommenen gab es Verletzte. Die Hüter des Gesetzes griffen nicht ein.
Um 18 Uhr wurde eine weitere Regierungsverordnung verkündet: Um eine reibungslose Abwicklung der Überprüfungen zu gewährleisten, seien alle Zigeuner in Schutzhaft zu nehmen. Da die Arrestzellen überquollen, diente das Olympia-Stadion als vorläufiger Sammelpunkt. Das Fernsehen zeigte eine Pioniereinheit beim Installieren der elektronischen Absperrungen, während bereits die ersten Schutzhäftlinge in die taghell ausgeleuchtete Arena getrieben wurden. Ich glaubte, die Nilsons zu erkennen, war mir dessen aber nicht sicher.
An diesem Tag erhöhte sich die Zahl der Giftopfer auf über dreitausend.
Und gleichfalls an diesem Tag erhielt die ICS, vertreten durch Henry Chesterfield, für ihre besonderen Verdienste um die Sicherheit des Staates das Prädikat Verdienstvoller Helfer der Nation. Zugleich wurde ihr der ratifizierte Regierungsvertrag überreicht. ICS hatte das Rennen endgültig gewonnen. Die Konkurrenz konnte einpacken.
Etwa um die gleiche Zeit brach eine Horde Volksgardisten in die Wohnung der Nilsons ein und plünderte sie aus. Die von mir alarmierte Polizei erschien eine Stunde später - als alles vorüber war.
Gegen 21 Uhr rief Bedford über Visio bei mir an. Er sprach von Bord der Henri Dunant. Er wählte seine Worte mit Bedacht.
„Wenn ich jetzt sage, ich bin in Sorge, Commander, gehe ich davon aus, daß Sie mich verstehen.“
Bedfords Sorge hatte einen konkreten Namen: Grischa Romen. Ich nickte.
„Packen Sie aus, Bedford.“
Er trat
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