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Weltraumpartisanen 25: Planetaktion Z

Weltraumpartisanen 25: Planetaktion Z

Titel: Weltraumpartisanen 25: Planetaktion Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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riesige Stadt zu neuer Betriebsamkeit erwachte. Ich liebte ihre Hast, ihre Hektik, ihren überschäumenden Verkehr. An diesem Morgen war von all dem nichts zu merken. Metropolis war krank.
    Ich hob die Koffer auf und folgte Ruth O’Hara in den Aufzug.
    In letzter Zeit war uns wenig Glück beschieden gewesen. Die Tage unseres Zusammenseins ließen sich an den Fingern abzählen. Fast immer war ich derjenige, der vorzeitig aufbrechen mußte. Diesmal mußte sie fort. In Berlin wartete auf sie bereits der neue Schreibtisch.
    Auf dem Flugdeck empfing uns Tumult.
    Es ging um einen Mann und um eine Frau, die daran gehindert wurden, ihren schwerbepackten Helikopter zu besteigen.
    Vier stämmige Polizisten bildeten die eine Partei. Offenbar hatte auf dem Flugdeck eine Überprüfung stattgefunden - und der Mann und die Frau waren in die Kontrolle mitten hineingeplatzt.
    Die andere Partei bestand aus einem Dutzend Männer und Frauen mit weißen Armbinden. Einige von ihnen waren mit Golfschlägern bewaffnet, der Rest mit Küchenmessern.
    Der Mann und die Frau bildeten den Mittelpunkt. Ihre Gesichter waren fahl vor Angst. Sie hielten einander bei den Händen.
    Wir kannten sie. Sie wohnten drei Etagen tiefer und hatten etwas mit dem Orchester zu tun: kultivierte, höfliche Leute. Um drei Ecken herum war die Frau mit Captain Romen verwandt. Ihr Mann war nur zur Hälfte Zigeuner, zur anderen Hälfte war er Schwede. Der gemeinsame Familienname lautete Nilson.
    Dem Geschrei ließ sich entnehmen, daß man die Nilsons nicht aus der Stadt lassen wollte. Besonders ein hakennasiges Weib tat sich mit Gekeifer hervor.
    „Zigeunerpack!“ keifte die Hakennasige. „Das könnte ihnen so passen: Erst das Wasser vergiften und sich dann mit Sack und Pack aus dem Staube machen! Aber daraus wird nichts! Mit den Brunnenvergiftern wird jetzt abgerechnet - ein für allemal!“
    Der Pöbel rückte vor. Er war in der Überzahl. Er fühlte sich stark. Das Gekeifer der Hakennasigen stachelte ihn auf.
    Den Beamten gelang es mit knapper Not, die Nilsons in den Streifenhelikopter zu schieben. Die blutgierige Meute pfiff und johlte. Einer der Beamten stieg noch einmal aus und kam zu uns. Mein UGzRR-Paß verfehlte seine Wirkung nicht. Der Beamte wünschte uns einen guten Flug.
    Ich deutete auf den Streifenhelikopter.
    „Und was wird aus den Nilsons? Läßt man sie reisen?“
    Der Polizist verkniff den Mund.
    „Schutzhaft“, erwiderte er. „Neueste Anordnung: Kein Zigeuner verläßt bis zum Abschluß der Untersuchung die Stadt. Gestern wären sie noch rausgekommen, ohne Probleme. Aber heute… “
    „Sie haben meine Personalien. Notieren Sie in Ihrem Bericht, daß ich mich für die Nilsons verbürge.“
    „Notieren kann ich’s“, sagte der stämmige Beamte. „Mag ja sein, daß das was hilft. Wir tun schließlich nur unsere Pflicht.“
    Ich wandte den Kopf. Die Meute mit den Armbinden starrte uns feindselig an.
    „Und was ist das für ein Haufen?“
    Der Polizist zuckte mit den Achseln.
    „Volksgarden. Man kommt schon bald nicht gegen sie an. Und irgendwie sind sie ja auch zu verstehen.“
    Auf dem kurzen Flug zur VEGA sprachen Ruth O’Hara und ich kaum ein Wort. Ich dachte an die Nilsons. Sie waren noch einmal davongekommen - mit einem blauen Auge. Schutzhaft bedeutete zumindest Sicherheit.
    Erst als ich den Helikopter aufgesetzt hatte, brach Ruth das lastende Schweigen.
    „Mark“, sagte ich, „ich kann es nicht glauben.“
    „Was nicht glauben?“
    „Daß es die Zigeuner getan haben. Ich meine: alle Zigeuner.“
    „Ich weiß es, du weißt es, aber die Volksseele kocht, Ruth.“
    Sie wandte mir ihr Gesicht zu. Wie oft war es stark gewesen, wie oft mutig. Sie hatte es mir zugewandt und ihre Kraft auf mich übertragen. Diesmal war ihr Gesicht anders. Es war von einer bestürzenden Verletzbarkeit. Es war ein Gesicht voller hilfloser Qual.
    „Ich habe Angst, Mark. Und ich bin voller Scham. Was passiert, ist grauenvoll.“
    „Aber wir können es nicht ändern, Ruth.“
    „Nein, wir können es nicht ändern. Aber wir haben es ja auch nicht einmal versucht.“
    Es wurde ein rascher Abschied. Ich blieb auf der Galerie, bis die Maschine, die Ruth O’Hara nach Berlin davontrug, in den Dunst über dem Atlantik eintauchte.
    Für einen Besuch auf der Werft war es noch zu früh. Ich kehrte in den Aufenthaltsraum ein. Er war fast leer. Alte Freunde und Bekannte waren nicht zu sehen. Die lautstarke Crew, die sich an der Kaffeebar lümmelte, setzte

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