Weltraumpartisanen 25: Planetaktion Z
zu sein. Tief in mir brannte die Scham. Mir fiel nicht ein, was ich hätte tun sollen, um das zwischen Pietro Anastasia und Paul Lapierre getroffene Abkommen zu Fall zu bringen, aber ich trug schwer unter der Last des Gefühls, zu wenig getan zu haben. Ich vermied es, die Flagge anzusehen. Die Flagge war ein Versprechen. Wir hatten es nicht gehalten. Diesmal nicht. Das Fortbestehen der UGzRR war gesichert - aber um welchen Preis!
Am Abend raffte ich mich auf, um Captain Romen die Entlassung mitzuteilen. Wenigstens sollte er es aus meinem Munde erfahren. Ich schlug ihm einen faulen Kompromiss vor: eine unbedeutende Position in unserer Raumnotwache auf der Venus.
„Dort wären Sie zumindest in Sicherheit, Grischa. Für Vadim Augustiny kann ich mich verbürgen.“
Captain Romen hörte mir zu, ohne mich zu unterbrechen. Als ich fertig war, schüttelte er den Kopf.
„Geben Sie sich keine Mühe, Mark“, sagte er. „Man hat mich gefeuert, und damit basta! Ich weiß, Sie meinen es gut, aber ich habe nicht die Absicht, mich bis ans Ende meiner Tage in einem Mauseloch zu verkriechen. Mein Weg ist vorgezeichnet. Auf der Hedwig wird man froh sein über einen erfahrenen Schiffsführer.“
11.
Als die Hedwig abhob, stand ich im Tower neben Mike Berger am Fenster. Kurz zuvor war Captain Romen an Bord gegangen, ohne sich noch einmal umzudrehen. Die routinierte Art und Weise, mit der der alte Raumschoner abhob, ließ darauf schließen, daß Joscha Magyar sich am Steuer vertreten ließ. Die Hedwig zog zwischen den beiden auf der Lauer liegenden Polizeibarkassen hindurch, schwenkte kurz ein in die lunare Umlaufbahn, doch bevor sie hinter der Krümmung des Horizontes verschwand, katapultierte sie sich endgültig den Sternen entgegen.
Es war nicht zu vermeiden gewesen. Pietro Anastasias Leute hatten uns bis zuletzt auf die Finger gesehen. Und die Frist rann und rann.
Die Hedwig tauchte ein in das schwarze Meer der Unendlichkeit. Ihr gesundheitlicher Zustand mochte sich gebessert haben, aber sie war immer noch ein sehr altes Schiff. Ein sklerotischer Greis, dem man ein paar neue Venen eingepflanzt hatte: ohne Rücksicht auf das müde Herz. Und der Weg nach Astropolis war lang. Wahrscheinlich war er auch voller Hinterhalte. Der Kunstplanet stand um diese Zeit auf einer denkbar ungünstigen Position: hinter der Venus. Für den langen Weg hatte man Vorsorge treffen können, mit Preßluft, Trinkwasser und Proviant. Für den Rest konnte man nur beten.
Der Lautsprecher blieb stumm. An Bord der Hedwig war man auf der Hut. Man hielt Funkstille. Aber was besagte das schon? Der MSD hatte seine Leute auch in Las Lunas. Er war längst im Bilde.
Neben mir setzte Mike Berger das Glas ab.
„Mark“, sagte er, „mit Grischa Romen am Steuer haben sie eine gute Chance.“
Ich wandte mich ab. Der Anblick des leeren Nichts, in dem sich die Spur der Hedwig verloren hatte, jagte mir kalte Schauer über den Rücken.
„Eins ist gewiß“, sagte ich. „Was immer auch geschehen mag - die Hedwig wird uns nicht noch einmal um Hilfe ersuchen. Die weiß jetzt, woran sie ist.“
Mike Berger legte mir die behaarte Tatze auf die Schulter.
„Mark, dich trifft keine Schuld.“
Mein Blick suchte noch einmal das feindselige Nichts vor dem Fenster: den weiten leeren Raum ohne Maß und Ende. Die Barkassen setzten zur Landung an. Auf der Zufahrtsstraße zu unserem Gelände rückte der Mannschaftstransporter der Las-Lunas-Polizei ab. Die Blockade war aufgehoben.
„Wahrscheinlich hast du recht“, erwiderte ich. „Wahrscheinlich hast du recht, was die Hedwig angeht. An dem Ultimatum war nicht zu rütteln.“
„An dem andern auch nicht“, sagte Mike Berger. „Du standest mit leeren Händen da.“
Ich schüttelte den Kopf.
„Mike“, endlich sprach ich es aus, „was ich mir zum Vorwurf mache, sind nicht die leeren Hände. Ich mache mir zum Vorwurf, daß ich Grischa Romen nicht umstimmen konnte. Im Gegenteil, ich ließ mich von ihm überzeugen, daß unter allen möglichen Lösungen des Problems dies die beste sei.“
Für die Hedwig ließ sich nichts mehr tun. Sie war auf dem Weg. Dennoch ging ich noch einmal in den Lageraum und holte den astralen Wetterbericht aus der Konserve. Der KBA - KonstellationsBericht für Astronauten - war ohne Tücken. Ein paar Energiestürme bauten sich auf und mußten umflogen werden - aber das wußte Captain Romen auch.
Ein Abschied für immer? Alles sprach dafür: Die Umstände -Umstände? Doch nur ein
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