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Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Titel: Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Ich müßte sonst die Mahatma Gandhi losjagen, und das braucht seine Zeit. Einer von diesen Versorgern, die die Plattformen abklappern, schreit um Hilfe.“
    Die Verständigung war miserabel: weniger wegen der kosmischen Störungen, die sich gelegentlich bemerkbar machten, sondern vor allem, weil sich bei dem anliegenden Kurs die Antenne im Schatten des Triebwerks befand.
    „Und jetzt willst du mich losjagen, Mike?“
    „Die Entscheidung liegt ganz bei dir, Mark. Immerhin stehst du einigermaßen günstig. Die mir aufgegebene Position ist Viktor Uniform Tango.“
    Neben mir tippte Lieutenant Stroganow unaufgefordert die drei Werte in den Bordcomputer ein. Im Anschluß daran zeigte er mir seine gespreizten Hände, ein Finger war eingekniffen. Ich drückte erneut die Taste.
    „Neun Stunden würden wir schon brauchen, Mike, wenn wir uns gleich auf die Socken machten. Was liegt denn überhaupt an?“
    „Was wirklich los ist, Mark, ist aus den Brüdern nicht rauszukriegen. Offenbar eine Strahlenpanne als Folge von Schlamperei und Schlendrian. Auf jeden Fall schreit der Vogel nach Neutralin.“ Mike Bergers Stimme verlor sich vorübergehend im Nichts und kehrte dann mit halber Kraft zurück: „… habt doch Neutralin an Bord?“
    Neutralin war ein sündhaft teures Medikament mit begrenzter Lebenszeit. Nur wenige Frachter hielten es vorrätig. Im Bedarfsfalle forderten sie es an - in der Regel bei der UGzRR. Ich warf Lieutenant Stroganow, der die Bordapotheke verwaltete, einen fragenden Blick zu. Der grauköpfige Sibiriak nickte.
    „Roger“, bestätigte ich, „wir haben das Zeug. Du kannst dem Vogel schon mal sagen, daß wir kommen, und einen Treffpunkt festmachen… “
    Der Versorger kam uns ein Stück entgegen, so daß wir ihn zwei Stunden früher erreichten, um uns längsseits zu schieben. Da die SM 1 über kein Dingi verfügte - ein solches war bislang lediglich geplant -, kam es darauf an, von Schiffsschleuse zu Schiffsschleuse eine Leinenverbindung herzustellen, mit deren Hilfe sich das Medikament übergeben ließ.
    Ich schaltete die Automatik ab, übernahm das Handruder und schickte Lieutenant Stroganow in die Schleusenkammer.
    Der Abstand zwischen den beiden Schiffen begann zu schrumpfen, und als er keine volle Kabellänge mehr betrug, nahm mir - ein weiteres Ärgernis - das eigene Triebwerk die Sicht. Ich war darauf angewiesen, mich vom Versorger Meter für Meter heranlotsen zu lassen.
    „Drücken!“
    „Roger. Drücken!“
    Die SM 1 drohte, über das andere Schiff hinwegzuziehen. Ich drückte sie zurück auf den Parallelkurs.
    „Recht so!“ bestätigte der Versorger mit seiner knarrenden Blechstimme. „Aber jetzt werden Sie zu langsam. Sie benötigen mehr Schub.“
    Das Triebwerk begann zu schütteln, und wie so oft, wenn es um niedrige Schubwerte ging, zeigte es sich unwillig. Nach dem Motto ,Alles oder nichts’ verschluckte es sich und traf Anstalten, stehenzubleiben und mich meinem Schicksal zu überlassen, und als ich den Regler vorsichtig nach vorn schob, legte es plötzlich los wie ein Rassepferd mit der berüchtigten Hornisse unterm Schweif.
    „Achtung!“ schrie entsetzt die knarrende Blechstimme des Versorgers.
    Dann krachte es auch schon.
    Es war keine Katastrophe. Im letzten Augenblick gelang es mir, Schlimmeres zu verhindern. Es blieb bei einer flüchtigen Berührung.
    Eine sofort vorgenommene Kontrolle ergab, daß die Kollision glimpflich abgegangen war: ohne Leckagen und geplatzte Schweißnähte.
    Lieutenant Stroganow, der das Schiff abging, beruhigte mich.
    „Alles in Ordnung, Sir.“
    Auch der Versorger hatte lediglich eine Beule davongetragen und gab sich gleichmütig.
    „Lassen Sie man! Wir sind schließlich nicht Miss Universum. Wenn’s Ihnen recht ist, probieren wir’s gleich nochmal.“
    „Es ist Ihr Risiko“, sagte ich.
    „Na, wenn schon!“ beschwichtigte mich die knarrende Blechstimme. „Wir brauchen das Zeug.“
    Das zweite Ansteuerungsmanöver geriet nach Wunsch, der Versorger bekam das Neutralin, und nachdem die Leinenverbindung wieder gelöst worden war, drehte ich ab.
    Ich hielt mich nicht damit auf, mich über die Kollision zu ärgern. In gewisser Weise war mir der kleine Unfall sogar willkommen, trug er doch dazu bei, die Untauglichkeit der SM 1 für die Zwecke der UGzRR mit allem Nachdruck unter Beweis zu stellen. Eine verbesserte SM-1-Ausführung mochte vielleicht einen leistungsfähigen Raumschlepper abgeben.
    Ich brachte den plumpen Kahn auf Kurs,

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