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Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Titel: Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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schaltete die Automatik ein, sprach, bevor mir die Einzelheiten des verunglückten Manövers entfielen, einen raschen Bericht in das Bordbuch und wurde dann von Lieutenant Stroganow nach achtern gerufen, um zu Abend zu essen.
    Bevor ich mich zur Ruhe begab, machte ich noch eine Runde durch die Stationen. Alle Anzeigen waren - wie Lieutenant Stroganow mir zuvor schon mitgeteilt hatte - normal.
    Irgendwann in der Nacht wurde ich wach und spürte, daß ich nicht mehr lange zu leben hatte. Ich war in Schweiß gebadet, und auf meiner Brust schien ein tonnenschwerer Mühlstein zu lasten.
    Als ich nach Luft rang, verlor ich fast das Bewußtsein. Ich machte Licht, stemmte mich mit verbissener Energie aus der Koje und taumelte zur Instrumententafel. Die Beine waren so schwach, daß sie mich kaum noch trugen. Vor den Augen wallten schwarze Nebel. Ich klammerte mich an den Handläufer und studierte die Instrumente.
    Alle Anzeigen waren normal.
    Alle - bis auf eine.
    Der Kabinendruck war auf ein knappes Drittel seines Sollwertes gefallen. Das Schiff verlor Luft.
    Eine Weile lang hatte ich ausschließlich damit zu tun, auf den Beinen zu bleiben. Durch das Bullauge fiel das flirrende Licht eines namenlosen Kometen, dessen Bahn wir kreuzten. Der Merkur hing am Himmel wie der verstaubte Lampion einer nicht mehr benötigten Dekoration.
    Was los war, lag auf der Hand. Die SM 1 reagierte auf den Zusammenstoß mit einer heimtückischen Spätfolge.
    Bevor ich endgültig umkippte, zog ich die Tür auf. Im Gang traf ich auf Lieutenant Stroganow. Der breitschultrige Sibiriak kniete vor dem Notschapp und kämpfte mit dem Magnetschloß.
    „Wollte Sie gleich holen, Sir.“
    Ich kauerte mich neben ihn und half ihm ziehen. Wir keuchten vor Anstrengung.
    „Schon festgestellt, wo sich das Leck befindet, Lieutenant?“
    Stroganow schüttelte den Kopf.
    „Kein Leck, Sir. Es liegt an der Anlage selbst. Beide Phasen sind ausgefallen.“
    Das Schapp sprang auf, und Lieutenant Stroganow faßte hinein und riß den Schnellverschluß von der Preßluftflasche. Die komprimierte Luft ergoß sich mit ohrenbetäubendem Zischen in den Raum. Das Atmen wurde leichter. Wir richteten uns auf. Eine Minute lang sprach keiner ein Wort. Wir lehnten erschöpft an der Bordwand, starrten in das kalte Licht gleichgültiger Sterne und sammelten Kraft.
    Die Lage, in der wir uns befanden, konnte kaum schlimmer sein. Der Kreislauf des Aufbereiters war zusammengebrochen. Früher oder später würde das Schiff nur noch eine tote Hülle sein auf endloser, unkontrollierter Bahn.
    Ich brach das Schweigen.
    „Läßt sich der Schaden beheben?“
    Lieutenant Stroganow machte eine abwehrende Bewegung.
    „Nicht unterwegs, Sir. Man müßte den Aufbereiter herausziehen. Dazu braucht man festen Stand unter den Füßen.“
    Er hatte recht. Jeder Versuch, den Aufbereiter im freien Raum zu reparieren, mußte fehlschlagen. Ich nickte.
    „Also dann“, sagte ich, „stellen wir fest, wie weit wir es noch schaffen.“
    Im Cockpit machten wir uns an die Arbeit. Während Lieutenant Stroganow unsere Position kontrollierte und mit den Umlaufbahnen der Plattformen verglich, berechnete ich unseren Luftverbrauch und kam dabei zu dem wenig tröstlichen Ergebnis, daß wir bei sparsamstem Verbrauch über eine Pressluftreserve von maximal zehn Stunden verfügten.
    Meine stille Hoffnung, zur Venus zurückkehren zu können, brach in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Lieutenant Stroganow nannte mir die nächstgelegenen Plattformen.
    INTERPLANAR IV war nur fünfzehn Stunden von uns entfernt: fünf Stunden zu weit. Lieutenant Stroganow nahm sich die Umlaufbahnen der Planetoiden vor, und seine Miene hellte sich plötzlich auf.
    „Der Ikarus, Sir. In maximal acht Stunden könnten wir dort sein.“
    Seine Zuversicht sprang auf mich nicht über. In Gedanken überprüfte ich den abgeänderten Kurs. Falls wir den Ikarus verfehlten, gab es für uns kein Zurück mehr: dann lag vor uns das uferlose Nichts, die große, unermeßliche Leere, in der die Meilensteine Lichtjahre heißen.
    „Der Ikarus“, erwiderte ich, „ist wahrscheinlich bereits verlagert worden, Lieutenant.“
    Und dann entschloß ich mich doch, den Kurs abzusetzen in Richtung auf den Ikarus. Lieutenant Stroganow, mein Navigator - der beste, der je unter den Sternen geflogen ist - berichtigte mich nämlich.
    „Mit der Verlagerung werden sie warten bis zum gravitatorischen Nullpunkt, Sir. Und bis dahin sind es noch fünfundzwanzig

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