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Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Titel: Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Brustkorb voller Luft. Die Orgel wechselte die Melodie, die fünf Engel ließen ihre glockenhellen Stimmen ertönen, und der Baß röhrte los:
    Nur frisch hinein!
    Es wird so tief nicht sein.
    Das Rote Meer wird dir schon Platz vergönnen.
    Was wimmerst du? Sollt der nicht helfen können,
    der nach Blitz gibt heitern Sonnenschein?
    Nur frisch hinein! Nur frisch hinein!
    Nach diesen Worten begannen die Flurplatten zu zittern, als sich die Dampfwalze mit schwingender Soutane auf mich zu in Bewegung setzte, und bevor ich meine Hand in Sicherheit bringen konnte, umschloß Pater Himmlisches Pranke sie mit der ungestümen Herzlichkeit eines Schraubstocks.
    „Commander Brandis! Es ist mir eine Freude, Sie auf der Halleluja zu sehen - auch wenn das geschehen muß an diesem unseligen Ort unter den Sternen, der den bezeichnenden Namen PANDORA führt.“ Pater Himmlisches freie Linke beschrieb einen Halbkreis.
    „Der Chor - abtreten! Klarmachen zum Wasserfassen! Gesungen wird erst wieder, sobald wir den Staub dieser sündhaften Plattform von unseren Schuhen geschüttelt haben.“
    Danach malträtierte er die Hand meines Begleiters mit der gleichen Gnadenlosigkeit wie zuvor die meine. Chesterfield, obwohl gewarnt, hatte die Kühnheit besessen, sie ihm freiwillig ungepanzert hinzuhal-
    ten.
    „Sie werden sicher schon erfahren haben“, röhrte Pater Himmlisch, wieder an mich gewandt, „daß der Gottesdienst, zu dem ich einlud, nicht stattfinden darf. Man will uns hier nicht haben. Schlimmer: Man scheucht uns fort! Aber bis zum Aufbruch bleibt uns noch etwas Zeit…“
    Die Dampfwalze trieb mich vor sich her in die privaten Gemächer: dorthin, wo die Gläser standen, denn die Whiskyflasche hatte er längst erspäht.
    Zwischen uns stand die angebrochene Flasche. Einmal, als mein Blick hinüberging zum jungen Chesterfield, bemerkte ich, daß dieser an seinem Glas nur genippt hatte. Offenbar ging es ihm darum, einen klaren Kopf zu behalten. Er hatte aus den Fehlern seiner Vergangenheit gelernt und begriffen, wohin der andere Weg führte. Pater Himmlisch, der von dieser Vergangenheit nichts wußte, ließ es sich nicht nehmen, das Gastgeschenk genießerisch zu loben:
    „Das ist genau die geistige Nahrung, die der Mensch gelegentlich braucht. Heißt es nicht schon in der Schrift, der Mensch lebe nicht vom Brot allein?“
    Äußerlich schien er unverändert. Hinter seinem polternden Auftreten freilich verbarg sich eine tiefe Sorge. Geschah es beim ersten oder beim zweiten Glas, daß Pater Himmlisch zur Sache kam? Vom ersten Augenblick an hatte ich geahnt, daß sein Besuch kein zufälliger war.
    Ein Glas in der Hand, stand er vor dem Bullauge, hinter dem die Antennen der Plattform zu sehen waren. Pater Himmlisch preßte die Stirn gegen die Scheibe. Und als er plötzlich zu sprechen begann, war ich von der Nüchternheit seiner Stimme überrascht.
    „Das, was mir durch den Sinn geht, Brandis, ist alt. Es ist so alt wie die Menschheit. Ich werde mich auf keine Jahreszahl festlegen. Es genügt, daß ich sage: Es ist lange her…“
    So, wie er sprach, mußte man ihm zuhören, ohne zu fragen. Ich stellte mein Glas ab. Ich fühlte mich durch die Eindringlichkeit seiner Worte betroffen.
    „Wahrscheinlich könnte ich mir sparen, diese Geschichte zu erzählen“, fuhr er fort. „Jeder kennt sie. Ich erzähle sie trotzdem. Es ist, wie gesagt, lange her. Prometheus hatte den Göttern das Feuer geraubt und den Menschen geschenkt, und nun schlugen die Götter unter Zeus-Vater zurück. Sie erschufen ein Weib, statteten es mit aller erdenklichen Schönheit aus und schickten es auf die Erde. Ihr Reisegepäck bestand aus einer verschlossenen Büchse. Darin waren, was sie nicht ahnte, alle Schlechtigkeiten dieser Welt. Zeus’ List ging auf. Denn obwohl man der Schönen eingeschärft hatte, die Büchse um keinen Preis zu öffnen, konnte sie der Versuchung der Neugier nicht widerstehen. Sie mißachtete das Verbot und lüftete den Deckel, und alle Übel flogen heraus.“
    Pater Himmlisch drehte sich um.
    „Und unter diesen Übeln leiden wir heute noch. Übrigens, der Name dieser Dame war Pandora.“
    Das war’s! Pater Himmlisch hatte Chesterfield und mir klipp und klar zu verstehen gegeben, daß er von dem Projekt Astralid nichts hielt. Ich schwieg und wartete auf seine Schlußfolgerung. Sie kam.
    „Ich sehe“, sagte Pater Himmlisch, „diese Plattform trägt den gleichen Namen.“
    Es war sein gutes Recht, Kritik zu üben. Überall, wo

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