Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi
herstellen zu lassen, um mit Ruth O’Hara, meiner Frau, zu sprechen. Auch diesmal war kein Durchkommen gewesen. Die Störungen, die der Staubmantel verursachte, in den sich die Erde gehüllt hatte, waren zu groß. Und wenn man Lieutenant Levy im FK glauben durfte, würden sie noch größer werden.
»Wenn das so weitergeht, Sir«, hatte Lieutenant Levy gesagt, »ist die Erde bald von allen interplanetarischen Verbindungen abgeschnitten. Selbst die LTs kommen nicht mehr durch.«
Die einzige positive Nachricht der letzten vierundzwanzig Stunden war die, daß es Konsul Lapierre und mit ihm dem UGzRR-Vorstand gelungen war, auf der Venus Asyl zu erhalten. Im allgemeinen sperrten sich die venerischen Towns gegen jeden Zuzug. Die Kapazität ihrer energiehungrigen Agrarplantagen hielt sich in engen Grenzen und konnte nicht gesteigert werden. Bislang war der Mehrbedarf durch Importe gedeckt worden. Der Standpunkt der Town-Magistrate, so egoistisch man ihn auch nennen mochte, war verständlich. Im Interesse der humanitären Arbeit, die die Rettungsschiffe der UGzRR unter den Sternen leisteten, hatte sich Sir Oleg Behrens, der Gouverneur der Venus, zu einer Ausnahmeregelung bereitgefunden.
Dem organisatorischen Zusammenbruch der Flotte war damit vorgebeugt. Die UGzRR, dieses empfindliche Instrument, dem sowohl die EAAU als auch die VOR politische Autonomie zubilligten, war damit auch im völkerrechtlichen Sinne wieder voll handlungsfähig, was sie zuletzt, solange sich der Vorstand im anarchischen Metropolis aufhielt, kaum noch gewesen war.
Ich nahm mir vor, noch einmal auf eine umgehende Besetzung der Vormanns-Position auf der Fridtjof Nansen zu drängen.
Im Geist bereitete ich mich auf das Gespräch mit dem glattzüngigen Konsul vor, als – es war schon am Nachmittag – Lieutenant Tom O’Brien, der im RC Dienst tat, eine Kontaktgruppe zu mir auf den Brückenmonitor durchstellte.
»Pietro Anastasias Wachhunde sind wieder mal an der Arbeit, Sir«, bemerkte er mit jenem irischen Akzent, den er nie ganz ablegte.
Pietro Anastasia war der zwielichtige Regierende Bürgermeister des lunaren Zwergstaates Las Lunas, dessen bizarre Skyline man im Tower unseres Stützpunktes vor Augen hatte, und seine Wachhunde hatten die Gestalt von zwei Polizeibooten. Der dritte Kontakt auf dem Radarschirm ließ sich mühelos als langsames Flüchtlingsschiff identifizieren. Die Wachboote drängten und schubsten es in den Weltraum zurück.
Ich schaltete den UKW-Lautsprecher ein. Der Schiff-Schiff-Dialog war ein Echo der Zeit.
»Haben Sie begriffen? Sie sollen verschwinden. Wir helfen sonst nach.«
»Geben Sie mir wenigstens vierundzwanzig Stunden und eine warme Mahlzeit. Ich habe Kinder an Bord, die seit drei Tagen nichts zu essen bekommen haben.«
»Hier werden keine Schnorrer aufgenommen.«
»Zwölf Stunden! Bitte!«
Lieutenant Levys Stimme fuhr dazwischen.
»Brücke – FK. Da geht gerade ein Gespräch vom Uranus ein, Sir. Gouverneur Hastings. Frage: Soll ich es zu Ihnen durchschalten, oder kommen Sie hoch ins FK?«
Ich stellte den Schiff-Schiff-Dialog leiser und drückte die Taste.
»Schalten Sie es auf die Brücke, Lieutenant.«
Captain Mboya wandte mir sein fragendes Gesicht zu.
Daß Joffrey Hastings, der Gouverneur des Uranus, ein Gespräch mit der Henri Dunant wünschte, war zumindest ungewöhnlich. Ich hob die Schultern. Der Lautsprecher verriet, daß Lieutenant Levy im FK mit hartnäckigen kosmischen Störungen zu kämpfen hatte und eine Anzahl von Filtern koppeln mußte, um die Verbindung zum sturmgepeitschten drittäußersten Planeten herzustellen, der vor siebzehn Jahren noch jungfräuliche Wildnis unter den Sternen gewesen war. Hastings, unter dessen Regentschaft die Kolonisierung des Uranus mit Ungestüm und manchmal auch mit rücksichtsloser Härte vorangetrieben wurde, war ein mächtiger Mann und in seinen Entscheidungen nur dem Präsidenten der EAAU gegenüber zur Rechenschaft verpflichtet. Meine Kontakte zu ihm beschränkten sich auf offizielle Anlässe.
»Augenblick noch, Sir.«
»Ich warte.«
Im anderen Lautsprecher lief der beschämende Schiff-Schiff-Dialog.
»Wissen Sie, was das ist? Das ist Mord!«
»Halten Sie endlich den Mund!«
»Wenn Sie uns die Landung verweigern, bringen Sie uns um.«
»Ich tue nur meine Pflicht. Wenn Sie nicht endlich abdrehen, zwingen Sie mich, das Feuer zu eröffnen.«
Captain Mboyas Gesicht wurde grau vor Zorn. Es geschah vor unseren Augen, und uns waren die Hände
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