Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi
Rheinland. Wir fliegen von hier aus direkt zum Hafen.«
Der Feuerwehrmann machte neidvolle Augen.
»Glück muß der Mensch haben. Uns evakuiert keiner.«
Rembert wies den Vorwurf zurück.
»Uns auch nicht. Wir schaffen nur die Kinder auf die Germania. Danach unterstellen wir uns der VEGA.«
»Um was zu tun?«
Zwischen den Rauchschwaden tauchten Hudson und Banda auf. Sie waren allein, und das hieß, daß alle Opfer geborgen waren. Rembert zwängte sich auf seinen Sitz.
»Für uns gibt es genug zu tun«, erwiderte er. »Das VEGA-Hospital verlagert übrigens nicht.«
Banda kletterte keuchend in die Maschine. Hudson zwängte sich hinter ihm her und verriegelte den Schlag.
»Los, los, Rembert!« sagte Hudson ungeduldig. »Die Germania legt in weniger als einer Viertelstunde ab.«
Rembert drückte den Startknopf, und Sekunden später stieg der Helikopter senkrecht in das schmuddelige Grau, um dann Kurs zu nehmen auf den Europahafen, in dem die neunzehn großen Seeschiffe an der Mauer lagen, die von Dr. Mildrich, dem Kommissar für das Ernährungswesen, für diese Aktion verpflichtet worden waren.
Rembert wählte den kürzesten Weg. Er schaltete das Blaulicht zu und fädelte den Helikopter in die Zentrale Diagonale ein, die bis auf Ausnahmefälle für den zivilen Luftverkehr gesperrt war.
Das Gewirr der Verladekräne schälte sich aus der fahlen Dunkelheit der mittäglichen Stunde. Rembert löste eine Hand vom Steuer und machte eine hilflose Bewegung. Die Lichter im Hafen waren gelöscht, die Schiffe lagen dunkel und unbeweglich.
»Verstehen Sie das, Doktor?«
Hudson preßte die Stirn gegen die Scheibe. Nirgendwo war ein Fahrzeug zu sehen. Der Hafen sah aus wie ausgestorben. Hudson fühlte, wie es ihn kalt überlief.
Er streckte die Hand nach dem Mikrofon aus.
»Geben Sie mir die Germania. Ich spreche selbst.«
Im Lautsprecher ließ sich eine verdrossene Stimme vernehmen.
» Germania . Over.«
Der Helikopter stand über dem bauchigen Schiff. Undeutlich erkannte Hudson das unbeleuchtete Landedeck.
»Flugrettung Dr. Hudson. Wir haben hier achtzehn verletzte Kinder und eine kranke Hortnerin, die für das Rheinland bestimmt sind, aber um sie bei ihnen abzuliefern, benötigen wir zunächst einmal Licht.«
Die Germania räusperte sich.
»Mann, wissen Sie denn nicht, was gespielt wird?«
Die drei Männer an Bord des Helikopters mit dem Roten Kreuz konnten es nicht wissen. Von zu vielen Einsätzen erschöpft, hatten sie versäumt, die unregelmäßig eingehenden Nachrichtenmeldungen zu konservieren. Und im Bereich der Zentralen Diagonale war der militärische Funkverkehr so lebhaft gewesen, daß er alles andere überlagerte.
Hudson schluckte.
»Vielleicht klären Sie mich auf, Germania .«
»Klar doch«, erwiderte die barsche Stimme. »Die Evakuierung der Krankenhäuser wurde gestoppt. Alles, was schon bei uns an Bord war, mußte wieder runter. Wie nennt man das? Ich glaube: Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln.«
Hudson wechselte einen Blick mit dem Piloten.
»Gestoppt?«
Die Stimme der Germania war voller Häme. Wer immer auf ihr sprach, er machte keinen Hehl daraus, daß er sich erleichterte fühlte.
»In Europa wollen sie die Hungerleider nicht haben. Im allgemeinen bin ich kein Freund der Militärs, aber diesmal sage ich doch: Colonel Katzmann hat recht. Ich an seiner Stelle hätte nicht einmal solange gewartet.«
Hudson hätte am liebsten die Augen geschlossen, um nichts mehr zu sehen, um nichts mehr zu hören. Aber noch durfte er sich diese Schwäche nicht leisten.
»Sie sind wohl nicht von hier?« erkundigte er sich.
»Nee«, erwiderte die Stimme der Germania. »Mich haben sie hier nur festgehalten. Ich bin aus Leipzsch.«
»Woher?«
»Leipzsch«, wiederholte die Germania. »L-e-i-p-z-i-g!«
Hudson schaltete ab. Zumindest wußte er nun, woran er mit der Germania war. Sein Blick ruhte auf dem dunklen Hafen. Dort lagen sie, die neunzehn Ozeanriesen, aber die Evakuierung der Krankenhäuser hinüber nach Europa, wo die Not noch nicht ganz so groß war, fand nicht mehr statt. Immer mehr drifteten die Kontinente auseinander.
Hudson riß sich zusammen. Rembert wartete auf seinen Befehl.
»Zum Georgius-Hospital!« ordnete Hudson an. »Melden Sie uns an und stellen Sie fest, weshalb man uns nicht benachrichtigt hat.«
Der Helikopter drehte ab.
Während Rembert das Krankenhaus rief, schaltete Banda das Radio ein und drückte die Nachrichtentaste. Der Sucher wühlte sich durch das
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