Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi
Sendergewirr und hielt an.
»… es folgen die neusten Meldungen.«
»Welcher Sender?«
»Las Lunas, Doktor.«
»Paris. Die Vermutung, daß Europa keine Weisungen von Metropolis entgegennimmt, findet Bestätigung durch eine erste Amtshandlung der Militärregierung, die vor wenigen Stunden in den wichtigsten Städten und Zentren des Kontinentes die Macht an sich gerissen hat. Colonel Günther Katzmann will offenbar den Versuch unternehmen, der Versorgungskrise in seinem Machtbereich Herr zu werden, indem er konsequent alle Grenzen schließt. – Wie wir soeben erfahren, ist es bei der Übernahme der Versorgungsdepots zu Kämpfen zwischen den metropolistreuen Wacheinheiten und Colonel Katzmanns Gefolgstruppen gekommen.«
Auf dem Pilotensitz bemühte sich Rembert, das Georgius-Hospital zu einer Antwort zu bewegen.
Hudson stieß ihn an. Rembert begriff und verstummte. Wahrscheinlich ging in der Zentrale ohnehin alles durcheinander. Ordre, Contreordre, Disordre hieß es beim Militär: Befehl, Gegenbefehl, Chaos. Das galt erst recht für ein solch kompliziertes Gemeinwesen, wie es das Georgius-Hospital darstellte. Allenthalben mußte die Evakuierung gestoppt werden. Man hatte anderes zutun, als sich um einen versprengten Helikopter zu kümmern.
Der Putsch in Europa stellte nicht nur die Autorität der rechtmäßigen Regierung in Frage, die, in Metropolis ausharrend, darum bemüht war, die Zügel in der Hand zu behalten; er erschütterte die ganze Union.
»Peking. Ein weiterer Versuch der VOR, künstlichen Regen zu erzeugen, ist heute gescheitert. Die Reisrationen sind erneut gesenkt worden und betragen ab morgen dreißig Gramm …«
Rembert zog den Helikopter über das Trignum hinweg.
»Metropolis. Von der Großen Katastrophe am schlimmsten betroffen ist unverändert die Hauptstadt der EAAU mit ihren fünfzig Millionen Einwohnern.
Präsident Belinski-Hegel und der Kommissar für das Ernährungswesen Dr. Mildrich haben die Entsendung eines persönlichen Botschafters zum kanadischen Gouverneur Browning bekanntgegeben. Staatssekretär Jasmer soll die Freigabe von wenigstens einem Weizenfrachter erwirken, Browning hatte unlängst die kanadisch-metropolitanischen Lieferverträge einseitig außer Kraft gesetzt …«
Hudson machte eine müde Gebärde.
Jasmers Canossagang nach Montreal war so ziemlich die letzte Hoffnung, die der sterbenden Stadt verblieb. Jasmer galt als geschickter Unterhändler. Kanada mit seinen Weizenreserven hatte von der Großen Katastrophe bislang am wenigsten zu spüren bekommen. Aber was besagte das schon? Wenn sich nicht bald die Staubglocke lichtete, die sich über die Erde gestülpt hatte, wenn nicht bald der erlösende Regen fiel, dann mußte es in zwei, drei Monaten in Kanada genauso aussehen wie in Metropolis.
Die Lichter des Georgius-Hospital tauchten auf. Rembert wandte sich um. Hudson nickte und schaltete das Radio aus.
»Wir landen auf dem Hof. Sie sollen die Ambulanzen bereithalten.«
Rembert griff erneut zum Mikrofon, und diesmal hatte er Erfolg. Sein Ruf wurde aufgenommen und beantwort.
»Georgius-Hospital. Over.«
»Flugrettung Dr. Hudson. Was war los, daß Sie uns nicht benachrichtigt haben?«
»Haben wir nicht? Müssen wir wohl vergessen haben. Was liegt an?«
»Neunzehn OP-Fälle. Ich benötige Licht auf das Landekreuz.«
»Das wird nicht gehen, Flugrettung. Neue Anweisung: Wir nehmen nicht mehr auf.«
Hudson nahm dem Piloten das Mikrofon aus der Hand.
»Dr. Hudson spricht. Was soll das heißen: Ihr nehmt nicht mehr auf?«
Es war eine leere Geste, ein sinnloses Aufbegehren. Es hatte kommen müssen. Dahinter stand pure Verzweiflung. Wieviele Leute konnte man Tag für Tag durchfüttern? Sie satt zu bekommen, daran dachte man schon lange nicht mehr. Es ging nur noch um das Überleben, vom Tag auf die Nacht, von der Nacht auf den Tag.
»Das heißt, daß wir für die Kranken ab heute nur halbe Zuteilungen bekommen. Wir sind am Ende, Dr. Hudson. Vielleicht haben Sie anderswo mehr Glück. Wir müssen die Aufnahme Ihrer Fälle leider verweigern.«
Hudson fuhr aus der Haut.
»Herrgott, ich habe sie nun mal an Bord. Und anderswo wird man mich erst recht nicht haben wollen. Also, machen Sie schon voran! Wir kommen jetzt runter.«
»Bitte, Doktor Hudson.« Die Stimme im Lautsprecher klang ebenso unglücklich wie unnachgiebig. »Machen Sie mir keinen zusätzlichen Kummer! Laden Sie Ihre Fälle anderswo ab und kommen Sie dann zurück. Ihr Team steht auch weiterhin auf der
Weitere Kostenlose Bücher