Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi
Ausdrucksweise. Diesmal ließ er seinem Zorn und seiner Verachtung freien Lauf.
»Wie das? Die Pelikan wurde vorhin doch noch beladen.«
»Eben darum war’s möglich, Sir«, sagte Stroganow. »Der Kaiman verließ sich auf den Transporter, und der Transporter verließ sich auf den Kaiman. Als der Fettwanst merkte, daß er praktisch freie Bahn hat, schmiß er an und hob ab.«
Und ich hatte ein Schiff weniger. Was hatte sich der dicke Holländer dabei gedacht?
»Wieviel hatte er schon geladen?«
»Neunhundert Tonnen.«
Damit konnte er seinen Wanst mästen bis an den Jüngsten Tag. Und überdies einen schwunghaften Handel aufziehen. Aber wahrscheinlich ging es ihm gar nicht ums Verkaufen, wahrscheinlich hatte er lediglich Angst. Und nun gedachte er sich einen sicheren Logenplatz unter den Sternen zu suchen, wo er in aller Seelenruhe auf die Normalisierung der Verhältnisse warten konnte. Der Narr! Glaubte er im Ernst daran, daß es diesen Logenplatz gäbe?
»Weiß Uranus-Kontrolle schon Bescheid?«
»Ich habe sofort angerufen, Sir, aber der Kaiman war noch fixer gewesen. Die Patrouillen sind benachrichtigt.«
Jan van der Velde hatte noch eine Chance – vorausgesetzt, daß man ihn beizeiten aufspürte.
Lieutenant Stroganow hatte recht daran getan, mich zu wecken, aber mehr, als in der Angelegenheit bereits unternommen worden war, konnte ich nicht tun.
Ich sah auf die Uhr.
Es war kurz nach vier.
»Und wann sind wir mit dem Beladen an der Reihe?«
»Um fünf geht’s los, Sir.«
Ich zog mich an und machte einen Kontrollgang. Lieutenant William Xuma, der Chief, begleitete mich dabei. Er war fast noch schwärzer als mein Pilot. Auch er war schon unter mir geflogen, als ich noch Expeditionsleiter bei der VEGA war.
Lieutenant Xuma hatte ganze Arbeit geleistet und aus den Räumen alles herausgerissen, was nicht unbedingt notwendig war. Um Frachtraum zu schaffen, waren Hospital und Messe geopfert worden.
»Wieviel können wir jetzt laden, Lieutenant?«
»Elfhundert Tonnen, Sir.«
Das war das Maximum. Mehr ließ sich beim besten Willen nicht verstauen. Die Henri Dunant war eben kein Frachter. Aber sieben mit konzentrierter Nahrung vollgepfropfte Rettungskreuzer wogen eine Najade auf.
Im Funkraum knisterten die Geräte. Lieutenant Israel Levy saß schlafend vor dem Pult. Ich wollte mich leise zurückziehen, aber er hatte mich schon bemerkt.
»Allerhand los unter den Sternen, Sir« sagte er. »Hören Sie sich das an!«
Er schaltete einen Verstärker zu. Verstümmelte Gesprächsfetzen wurden hörbar, auf die Entfernung hin nicht zu verstehen, aber der charakteristischen Rhythmik nach eindeutig ein Schiff-Schiff-Dialog.
»Die Wölfe sind am Heulen«, sagte Lieutenant Levy. »Sie heulen das Rudel zusammen.«
Es war nur eine Vermutung, aber ein Gefühl sagte mir, daß sie zutraf.
Die Große Katastrophe, von der die Erde betroffen war, strahlte bis in die fernsten Regionen unter den Sternen aus.
Da waren die Plattformen; da waren die Kolonien auf den Planetoiden. Sie alle waren angewiesen auf pünktlichen Nachschub. Einige davon verfügten über schnelle Schiffe. Und Waffen besaßen sie alle. Dann waren da die Heerscharen der Flüchtlinge von der Erde. Anfangs baten sie um ein Stück Brot, dann bettelten sie – und irgendwann nahmen sie sich mit Gewalt, was ihnen verweigert wurde. Und vor allem war da die marodierende Soldateska, die auf eigene Faust den Proviantzettel aufbesserte. Überall brach die militärische Disziplin zusammen, in den EAAU nicht anders als in den VOR.
»Liegt sonst etwas an, Lieutenant?«
»Die Elsa Brandstroem hat sich gemeldet. Sie wird im Laufe des Vormittags hier eintreffen. Ich habe Commander Busch empfohlen, bis dahin Funkstille zu wahren.«
Sobald die Elsa Brandstroem auf dem Uranus eintraf, war die UGzRR-Flotte komplett. Und dann würde der Konvoi auch schon bald abheben.
Vor der Rampe rollte der erste Transporter vor. Das Beladen der Henri Dunant hob an. Ich wandte mich ab.
Lieutenant Levy hielt mich zurück.
»Augenblick, Sir. Ich glaube, sie haben die Pelikan. «
Mit seinem geschulten Gehör hatte er in dem Durcheinander der Stimmen, das unter den Sternen herrschte, das uns angehende Stichwort vernommen. Er schaltete den Verstärker aus und ließ die Antenne rotieren. Als sie zur Ruhe kam, klangen die Stimmen klar und deutlich. Der Einsatzleiter vom Dienst sprach mit einem Patrouillenführer der 7. Raumbrigade.
»Roger. Ich würde auch sagen, das ist die Pelikan .
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