Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi
gepflegt – die der Commandeuse Wang.
Ich blickte hinüber zu Weygand. Dessen Hände lagen nach wie vor flach auf dem Tisch.
»Also?«
Weygands Miene gewährte keinen Einblick in das, was er dachte.
»Ich enthalte mich«, sagte er. »Commander Busch hat wahrscheinlich recht. Aber da die Mehrheit entschlossen ist zu fliegen, kann ich schlecht zurückstehen.«
Busch war bleich geworden.
»Ich wiederhole«, stammelte er, »ich halte es für unverantwortlich …«
Mitten im Satz brach er ab. Er war geschlagen. Notgedrungen würde er nun mit auf die Reise gehen. Ein Intrigant mochte er sein, ein Feigling jedoch gewiß nicht.
Ich stand auf und griff zur Mütze.
»Ladies, Gentlemen, die Frachterkapitäne haben inzwischen Order bekommen, sich bereitzuhalten. Wir starten, sobald alle Schiffe beladen sind.«
Captain Baroni stand wartend in der Schleuse.
»Sir?«
»Was gibt’s, Captain?«
Buschs Pilot war tief erregt. Ich sah es an seinen geballten Fäusten.
»Ich möchte eines klarstellen, Sir: Die Crew dieses Schiffes steht hinter Ihnen. Sie können auf uns zählen.«
Ich drückte ihm die sehnige, harte Hand
»Danke, Baroni.«
Um die Elsa Brandstroem brauchte ich mich folglich nicht zu sorgen. Busch hatte sich in eine einsame Ecke manövriert, sogar an Bord des eigenen Schiffes. Wie aber war es um die Fridtjof Nansen bestellt? Auch dort saß eine ehrliche Haut hinter dem Steuer. Aber würde Captain Fairbanks, dieser etwas linkische Kanadier, falls es im Verlauf der Reise zu neuerlichen Entscheidungen kommen sollte, seinem Vormann Weygand gewachsen sein? Weygand hatte sich dem Mehrheitsbeschluß unterworfen – aber offenbar nur zähneknirschend. In meinen Augen war er ein unsicherer Kandidat.
Mir wäre wohler gewesen, Gregor Chesterfield im FK der Fridtjof Nansen zu wissen. Der Junge war treu wie Gold. Aber in dem Hexenkessel Metropolis schien ihn die Kommandierung nicht erreicht zu haben. Auf jeden Fall war er zum Dienstantritt nicht erschienen.
Als ich in mein eigenes FK einkehrte, blickte Lieutenant Levy fragend auf. Ich setzte mich auf den Verstärker und erkundigte mich wie beiläufig: »Übrigens, Lieutenant, hätten Sie nicht Lust, der Fridtjof Nansen etwas zur Hand zu gehen? Lieutenant Stroganow würde mir behilflich sein, eine Weile ohne Sie zurechtzukommen.«
7.
Aus »Metropolis 2089«, 10. 12.
Der Uhrzeit nach hätte es hell werden müssen, es war später Morgen, doch der Übergang von der Nacht zum Tag ließ auf sich warten. Oder hatte er bereits stattgefunden?
In ihrem erleuchteten Büro im Direktionsflügel der VEGA stand Ruth O’Hara vor dem Fenster und blickte hinaus. Die Lichter, die durch das zähe Zwielicht schimmerten, wurden zusehends spärlicher.
Ein böser, böiger Wind fegte durch die Straßen der sterbenden Stadt und trieb Schwaden von Staub vor sich her, die Ackerkrume der öffentlichen Gärten.
Ruth preßte die Stirn gegen die Scheiben.
Blauer Himmel, Sonnenschein – nur noch Erinnerung? War dies schon die Dämmerung des unwiderruflichen Weltunterganges? Die Meteorologen gaben keine Vorhersagen mehr ab. Und Regen? Würde es je wieder regnen?
Anfangs war noch über die Schuldfrage gestritten worden. Wer trug die Verantwortung dafür, daß der Ikarus außer Kontrolle geriet? Und weshalb war so viele kostbare Zeit vergeudet worden, bevor man sich zur Sprengung entschloß? Die Leute von der Weltwacht sprachen von einem kriminellen Zusammenwirken von Pfusch und Politik. Inzwischen waren auch ihre Stimmen verstummt.
Ruth O’Hara schloß plötzlich die Augen. Ihr schwindelte. Sie fühlte sich schwach und elend. Aber auch diesen Tag würde sie nicht schlappmachen, nahm sie sich vor; sie wurde gebraucht.
Die Große Katastrophe hatte auch vor den Toren der VEGA nicht haltgemacht. Zwar traf es zu, daß es hier einen betriebseigenen Proviantbunker gab, aber davor waren auf Harris’ Befehl Jacksons bewaffnete Werkgardisten postiert. Um in den Genuß einer zusätzlichen Ration zu kommen, mußte man sich den Anspruch von einer ärztlichen Kommission bescheinigen lassen.
Ruth O’Hara war der Meinung, daß sie einen solchen Anspruch nicht geltend machen konnte. Andere waren schlimmer daran als sie.
Allerdings, seit gestern durfte man hoffen.
Dem persönlichen Botschafter des Präsidenten der EAAU, Staatssekretär Jasmer, war es gelungen, den Gouverneur von Südamerika zur Aufnahme der hungernden Einwohner der Hauptstadt zu bewegen.
Wie es schien, war die Evakuierung der 50
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