Weltraumpartisanen 29: Zeitspule
den verbleibenden Spalt den runden Raum mit der elektronischen Arena übersehen konnte.
Mein alter Lehrer saß mit erloschenem Gesicht auf seinem Drehsessel vor dem Pult mit der geheimnisvollen Klaviatur, und der Mann mit der Zigarette hatte sich drohend vor ihm aufgebaut.
»Sie werden schon noch dahinterkommen, Professor«, sagte er, »daß Sie keine andere Wahl haben als die, mit uns zusammenzuarbeiten. Denken Sie an Ihre Gesundheit!«
Wer war der Mann? Sein Akzent war der eines gebürtigen Venerers, seine Stimme schroff und befehlsgewohnt, seine Haltung militärisch straff. Ein Geheimdienstler in Zivil? Auf jeden Fall sah ich ihn nicht zum ersten Mal. Als ich Roger Hausmanns Wohnung verließ, hatte er zusammen mit einem anderen unten im Treppenhaus gestanden und die Namensschilder studiert.
Damals war er zu spät gekommen.
Aber damals hatte ich ihm auch keine Beachtung geschenkt.
Professor Smirnoff begehrte plötzlich auf.
»Ich habe Ihnen schon einmal gesagt: Was Sie von mir verlangen, ist unmöglich. Verstehen Sie doch! Das Ereignis ist einfach zu frisch. Es läßt sich noch nicht abrufen.«
Der Geheimdienstler nahm die Zigarette aus dem Mund und drückte sie vor Smirnoffs Augen auf dem Pult aus. Danach schlug er blitzschnell zu.
»Das Wort UNMÖGLICH sollten Sie vergessen, Freund. Sir Oleg hat Ihnen eine Aufgabe gestellt, und diese Aufgabe werden Sie jetzt lösen. Also, noch einmal: Vor drei Tagen hat in Metropolis eine Konferenz stattgefunden, an der auch ein Sonderbotschafter der VOR teilgenommen hat. Wahrscheinlich wurde dabei Sir Olegs Ultimatum erörtert. Sie werden für uns das Ergebnis der Konferenz abrufen.«
Mich überlief es kalt. Das, was Smirnoff befürchtet hatte, war eingetreten. Politiker und Militärs hatten die Macht des Wissens erkannt, die sich in der Praeteroskopie verbarg, und nun setzten sie die friedliche Plattform rücksichtslos als Waffe auf dem Weg zur absoluten Weltherrschaft ein.
Smirnoff berührte seine blutende Oberlippe. Seine Hand zitterte.
Wie lange wollte ich noch dabeistehen und zusehen? Der Geheimdienstler war sicherlich bewaffnet; man durfte ihn nicht unterschätzen. Andererseits ahnte er nichts von meiner Anwesenheit, so daß ich zum Ausgleich das Moment der Überraschung auf meiner Seite hatte. Also? Die Tür aufstoßen, fünf, sechs rasche Sätze tun, zuschlagen – es sollte möglich sein. In der Enge meines Verschlages spannte ich mich zum Sprung.
»Ich kann es nicht abrufen, weil Sie mich daran hindern!« Professor Smirnoffs Stimme klang vorwurfsvoll. »Sie können nur befehlen, aber von der Praeteroskopie verstehen Sie nicht das Geringste. Sie erwarten ein Wunder von mir – und gleichzeitig machen Sie es mir unmöglich, mich zu konzentrieren! Wie soll ich arbeiten, wenn Sie mir wie ein Hornochse auf den Zehen ‘rumtrampeln?«
Professor Smirnoff kehrte noch einmal die Respektsperson heraus, aber in Wirklichkeit war sein Widerstand schon gebrochen. Er lehnte den Auftrag nicht länger ab. Er feilschte nur noch um eine Verbesserung seiner Arbeitsbedingungen.
Der Geheimdienstler wandte mir den Rücken zu. Die Gelegenheit war günstig.
Ich stieß die Tür auf.
»Der Professor hat recht, Major. So kann er nicht arbeiten. Er hat, uns die Gregorius-Formel beschafft. Er wird uns auch das Ergebnis der Konferenz beschaffen. Alles, was er dazu benötigt, ist Ruhe. Darum lassen wir ihn jetzt allein und kommen in zwei, drei Stunden wieder.«
Ich erstarrte mitten in der Bewegung: gerade noch rechtzeitig, um auch weiterhin unbemerkt zu bleiben.
Wäre ich losgestürmt – es wäre mir übel bekommen.
Bisher hatte ich Sir Olegs Anwesenheit nicht wahrgenommen. Der frischgebackene Asterator lehnte im Schatten und überließ die Schmutzarbeit seinem Folterknecht im Majorsrang. INTERPLANAR XII tauchte vor meinem inneren Auge auf. Ich mußte an mich halten, um nicht laut zu stöhnen. War der elegante Sir Oleg auch damals mit von der Partie gewesen, als seine Kreaturen, möglicherweise auch derselbe Major, sich über Commander Busch hergemacht hatten? Wie viele Vorurteile mußte ich immer noch mit mir herumschleppen, daß ich hinter dieser Greueltat immer nur die VORs gesehen hatte!
Einstweilen war ich zur Untätigkeit verdammt. An Überrumpelung war nicht zu denken. Auch Sir Oleg dürfte bewaffnet sein. Behutsam, um mich nicht zu verraten, zog ich die Tür des Sicherungskastens wieder zu. Mit nichts als zwei leeren Händen durfte ich mich auf einen offenen Kampf nicht
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