Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung
Und mit den Manieren eines Gentlemans.
»Nur ein Narr fliegt zur Venus«, sagte er, »wenn er sich mit der Venus in Person schon hier verabreden könnte.«
Das Mädchen in der blauen Uniform errötete.
»Laufband 17, Mr. Meier«, sagte sie. »Und gute Reise.«
Der Herr lüftete den Hut.
»Ich werde zurückkehren und Sie an unsere Verabredung erinnern.«
Ruth schob ihr Ticket durch den Schlitz.
»Bitte, machen Sie rasch!«
Das Mädchen in der blauen Uniform blickte auf.
»Haben Sie Gepäck, Mrs. O’Hara?«
»Nein.«
»Lassen Sie sich von der Stewardess einen Bordkimono geben, Mrs. O’Hara. Es wird kalt sein im Schiff.«
Ruth steckte den Bordchip ein.
Es war mittlerweile 21.14 geworden.
»Laufband 17, Mrs. O’Hara«, sagte das junge Mädchen in der blauen Uniform. »Ich sage an Bord Bescheid, daß man auf Sie warten soll.«
Das Laufband war mit der Gangway gekoppelt. Sobald man es verließ, befand man sich an Bord der Astoria .
Ruth entsann sich einer anderen Reise.
Damals war der Luxusliner, der schon seit Jahren mit der Regelmäßigkeit einer Fähre zwischen der Venus und der Erde hin und her pendelte, in einen riesigen funkelnden Diamanten verwandelt gewesen, und in seinem Inneren war man von wohltuender Temperatur und dezenter Musik empfangen worden.
Inzwischen reiste nur noch, wer unbedingt reisen mußte, meist in dienstlicher Mission. Das Reisen war zur Strapaze geworden, denn auch die Astoria sparte: Alle nicht unbedingt notwendigen Beleuchtungselemente waren abgeschaltet, und die strenge Kühle, die einem auf dem Empfangsdeck entgegenschlug, verriet, daß die meisten Heizungen gedrosselt waren.
Die Chefstewardess war vom Herrn im grauen Mantel mit Beschlag belegt.
»Und sorgen Sie dafür, daß ich unbelästigt bleibe. Ich möchte arbeiten.«
»Sie können sich darauf verlassen, Mr. Meier.«
Die Chefstewardess winkte einen der automatischen Bordpagen zu Mr. Meier heran und wandte sich an Ruth.
»Mrs. O’Hara, jetzt bin ich für Sie da.«
Ruth sah dem Herrn im grauen Mantel nach, der in Begleitung des Pagen seiner Kabine zustrebte.
»Wer ist das?«
Die Chefstewardess hob leicht die Augenbrauen.
»Oh, Mr. Meier? So viel ich weiß, hat er etwas zu tun mit der TOTAL-Film-Gesellschaft, ist dort Vizedirektor oder etwas in der Art. Er wohnt mit Ihnen auf dem gleichen Deck.«
Die Chefstewardess steckte den Bordchip in den Kontroll-Computer.
»Ist das richtig, Mrs. O’Hara – Sie steigen schon in Las Lunas aus?«
»Ja«, sagte Ruth. »Wann etwa kommen wir dort an?«
Die Chefstewardess der Astoria wiegte den Kopf.
»Kommt darauf an, was uns unterwegs erwartet, Mrs. O’Hara. Der Komet Daniel hat eine Menge Dreck im Raum abgeladen. Unter Umständen müssen wir ausweichen. Auf jeden Fall wecken wir Sie früh genug. Wenn Sie sich jetzt Ihrem Pagen anvertrauen wollen …«
Ruth ließ sich die Kabine zeigen.
Auf der Astoria gab es luxuriösere Kabinen als diese – aber wahrscheinlich waren die ebenso schlecht beheizt. Ruth fiel ein, daß sie vergessen hatte, sich einen gefütterten Bordkimono geben zu lassen. Sie setzte sich in den Sessel und zog die Knie an den Leib. So blieb sie sitzen, bis das Signal zum Anschnallen kam.
Wenig später hob die Astoria ab.
Ruth saß vor dem Fenster und blickte hinab auf die zurückbleibende Riesenstadt. Mitten im Atlantik war sie einmal ein gleißendes Lichtermeer gewesen – so strahlend, daß man sie an gewissen Tagen noch auf dem Mond mit unbewehrtem Auge erkennen konnte. Nun glich sie einer trüben Petroleumfunzel unmittelbar vor dem Erlöschen.
Würden die guten Zeiten je zurückkehren?
Ruth fühlte sich in den Sessel zurückgepreßt, als die Astoria auf vollen Schub schaltete.
Das Schiff tauchte ein in die Wolken, stieg höher, durch die Wolken hindurch, und klomm mit ständig wachsender Geschwindigkeit dem bestirnten Himmel entgegen.
Ruth atmete auf.
Sie hatte es geschafft, Metropolis zu verlassen, während der Homat noch nach ihr suchte. Sie war auf dem Wege nach Las Lunas.
Und dort, in der Raumnotwache der UGzRR, würde sie auf zuverlässige Mitarbeiter ihres Mannes treffen, denen sie sich anvertrauen konnte.
Ihr Mann mußte endlich erfahren, welche Rolle im Plan der Verschwörer Intersolar zugedacht war. Bislang war er ahnungslos.
14.
Vor dem Sektor Vier hatte Brandis die Fahrt aus dem Scooter genommen.
Noch vor ein paar Stunden war er davon überzeugt gewesen, den Erfolg fest in den Händen zu halten. Dieser Rückschlag stellte
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