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Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Titel: Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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sich und riß ein Streichholz an.
    Boris wiegte den Kopf.
    »Und an morgen denkst du überhaupt nicht, Mutter? Wenn du heute schon alles Holz verfeuerst …«
    Mascha Stroganow blies die Flamme an.
    »Morgen ist morgen«, erwiderte sie. »Aber heute ist Ruth O’Hara bei uns zu Gast, und ich will nicht, daß sie sich den Tod holt.«
    Mascha stand auf.
    »Erledigt, was noch zu erledigen ist – ich werde in ein paar Minuten den Tisch decken.«
    Mascha kehrte in die Küche zurück.
    Ruth lächelte.
    »Ihre Mutter, Boris, ist eine Seele von Mensch.«
    Der Kamin begann wohlige Wärme auszustrahlen. Ruth stellte sich davor und wärmte ihre Hände. Dann fiel ihr ein, daß es noch etwas Wichtiges zu tun gab, und sie sagte: »Der Umschlag, Boris! Ich möchte, daß Sie ihn an sich nehmen. Kommen Sie!«
    Boris antwortete nicht, und Ruth blieb vor der Treppe stehen und sah sich um.
    Boris hatte gezögert. Nun, da er Ruths Ungeduld bemerkte, setzte er sich in Bewegung. Boris machte einen Schritt. Für den zweiten Schritt brachte er das Bein nicht hoch. Unmittelbar vor dem Kamin war sein Weg zu Ende.
    »Boris, kommen Sie endlich!«
    Boris wandte ihr mit ungeheurer Anstrengung das Gesicht zu. Sie sah seine Augen. Und sie sah, wie er vor dem Kamin dastand: stocksteif, wie festgenagelt.
    In seinen Augen glomm aller Haß der Welt.
    Schon einmal hatte Ruth in diese Augen geblickt. Sie schüttelte langsam den Kopf.
    »Sie sind nicht Boris!« sagte sie. »Sie sind …«
    Sie empfand es selbst als sonderbar, daß sie diesmal nicht in Panik verfiel, sondern einen klaren Kopf behielt. Die Erkenntnis, daß der Homat als hoher Polizeibeamter auftreten konnte, war ein Schock gewesen. Und nach ihrer stundenlangen Irrwanderung durch das Röhrenlabyrinth der Metro hatte sie kaum noch kaltblütig reagieren können. Diesmal blieb sie ruhig.
    Mit kühler Gelassenheit überprüfte Ruth die Situation.
    Dem Mann vor dem Kamin machte die Wärme zu schaffen. Sie lähmte ihn. Unter seiner Kunsthaut gingen gewichtige Veränderungen vor sich. Je länger die Hitze, die der Kamin ausstrahlte, auf ihn einwirkte, desto gründlicher verwandelte sich sein Inneres zu kompaktem Eis. Es war wie bei der ersten Begegnung. In der Wohnung. »Captain Goldmund«, der plötzlich in Schwierigkeiten geriet.
    Nur hatte es der Homat diesmal mit der direkten Wärmestrahlung eines offenen Feuers zu tun.
    Diesmal war die Lähmung total. Der Homat stand vor dem Kamin und konnte keinen Finger mehr rühren. Aber in seinem künstlichen Hirn rotierten die Befehle weiter.
    Mascha, die Ahnungslose, hatte seine Pläne durchkreuzt. Der Spieß war plötzlich umgedreht. Der Eismensch war enttarnt – und darüber hinaus verdammt, als sein eigenes Denkmal dazustehen. Und das bedeutete: Der Homat war ihr, Ruth, ausgeliefert. So lange jedenfalls, wie die Wärme im Zimmer vorhielt.
    Ruths Blick richtete sich auf den Kamin. Das Feuer war am Niederbrennen. Mit raschem Entschluß griff Ruth in den Korb und legte zwei, drei Scheite nach.
    Das Holz war frisch. Es zischte und qualmte und nahm die Flamme nur widerstrebend an. Schließlich begann es zu lodern.
    Der Homat, der immer noch aussah wie Boris Stroganow, machte den Mund auf.
    »Hören Sie auf!«
    »Heize ich Ihnen ein?«
    »Sie bringen mich um!«
    »Sie sind Chemnitzers böser Geist. Warum verfolgen Sie mich?«
    »Sie wissen zu viel. Aber wir könnten uns einig werden.«
    Die Worte kamen immer schleppender. Selbst die Stimme des Homaten litt unter der Lähmung.
    Ruth schürte die Glut.
    »Nicht!« sagte der Homat.
    Ruth ließ sich nicht beirren. Ein Funkenregen stob aus dem Kamin. Der Homat stöhnte. Ruth musterte ihn ohne Mitleid.
    »Reden Sie!« befahl sie. »Was ist Ihr Auftrag?«
    Der Homat zog es vor, keine Antwort zu geben. Ruth streckte die Hand aus nach dem nächsten Scheit. Das machte ihn gesprächig.
    »Hastings umbringen!« sagte er.
    »Wie?« forschte Ruth.
    Der Homat kämpfte um seine Existenz.
    » Intersolar «, brachte er hervor. »Commander Brandis.«
    »Wann?«
    Er gab keine Antwort, sondern starrte sie lediglich haßerfüllt an.
    Sie warf das Holz in den Kamin.
    »Beim Zuschalten!« stöhnte er. »Hören Sie endlich auf!«
    Er war nicht Boris Stroganow. Er war nicht einmal ein Mensch. Er war ein mit amorphem Eis gefüllter Homo automaticus auf Roboterbasis. Das einzige menschliche Element an ihm war ein mikroskopisch kleines Partikelchen Zellgewebe.
    Ruth mußte sich das immer wieder sagen, um sich nicht von unbegründetem

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