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Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Titel: Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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gewesen.
    Richtig!
    Sie mußte sich damit abfinden, in diesem Duell mit dem Homaten auf keine fremde Hilfe rechnen zu können. Nicht, daß es niemanden gab, den sie hätte anrufen können. Da gab es Freunde, da gab es Kollegen. Was sie davor zurückhielt, war bittere Erfahrung. Das Visiofon war zu einem Instrument geworden, das sie meiden mußte. Es konnte kein Zufall sein, daß ihr der Homat immer so dicht auf den Fersen war. Hinter ihm stand eine Verschwörung. Und die Verschwörer kontrollierten bereits einen der wichtigsten Nervenstränge der Stadt, die Kommunikation.
    Und nun warteten sie auf den Präsidentenmord als Signal, um aus ihren Löchern herauszukommen – all diese fanatischen Spießer, die sich in Uniform werfen mußten, um etwas zu sein.
    Wem überhaupt durfte sie trauen?
    Bevor Mascha den Kamin anzündete, hatte sie wirklich geglaubt, Boris Stroganow vor sich zu haben – wie er leibte und lebte.
    Und wie geschickt er gewesen war – im unauffälligen Abwehren ihrer Berührung, die ihn hätte entlarven können.
    In welcher Gestalt würde der Homat das nächste Mal auftauchen?
    Als Sicherheitsbeauftragter der VEGA, Henry Jackson?
    Als Direktor der VEGA, John Harris? Oder wieder als Taxifahrer?
    Ruth schauderte.
    Einmal würde sie ihn zu spät erkennen, und dann … Ruth schauderte.
    Er konnte ebenso gut jener alte Mann sein, der soeben an der nächsten Kreuzung über die verschneite Straße hinkte.
    Der Homat war im Vorteil.
    Er war von einer hochgradigen kriminellen Intelligenz und überdies wandlungsfähiger als jedes Chamäleon. Und die ihm aufgepfropften Elemente Haß und Rachsucht trieben ihn im Verbund mit seinem Programm voran.
    Ruth klammerte sich an den Faden der Überlegung.
    Das Risiko, noch einmal zu versuchen, Intersolar auf dem Visiofonweg zu erreichen, war zu groß – jedenfalls von Metropolis aus.
    Ruth hob langsam den Kopf.
    Den Anbruch der Dunkelheit hatte sie nicht bemerkt. Aber die schmale Sichel des Mondes hatte sie an etwas erinnert, was ihr schon wieder zu entgleiten begonnen hatte: den Gedanken an Las Lunas, an die dortige Raumnotwache der UGzRR, deren beurlaubter Erster Vormann ihr Mann war.
    Auf einmal wußte Ruth wieder, was sie zu tun hatte.
    Sie mußte sich durchschlagen nach Las Lunas, zur Raumnotwache, um von dort aus gefahrlos in Verbindung zu treten mit Intersolar. In der Raumnotwache würde sie auf gute Bekannte stoßen, auf Freunde ihres Mannes. Und wenn sie nicht schon völlig durcheinander war, dann startete die Astoria zu ihrem allwöchentlichen Mond-Venus-Flug in wenigen Stunden.
    Deswegen also stand sie, Ruth O’Hara, hier und beobachtete die Straße und das Reisebüro. Sie kam zu einem Entschluß.
    Die pelzvermummte Verkäuferin nahm maulend die Hände aus dem Muff.
    »Ja?«
    »Eine Buchung für die Astoria nach Las Lunas!« sagte Ruth.
    »Für heute abend?«
    »Für heute abend.«
    »Das Schiff startet um 21.15 Uhr. Wissen Sie, wie spät es jetzt ist?«
    »Ich weiß.«
    »Die Taxis sind uns gestrichen worden. Sie müßten schon selber sehen, wie Sie zum Flughafen kommen.«
    Ruth beherrschte sich, um nicht noch schärfer zu werden: »Ich brauche nur das Ticket.«
    Die Verkäuferin musterte die Kundin mit beleidigtem Blick.
    »Las Lunas. Und auf welchen Namen?«
    »Ruth O’Hara.«
    Die Verkäuferin machte sich über den Buchungsautomaten her.
    »Und die Zahlungsweise, Mrs. O’Hara?«
    Ruth warf ihr eine Kreditkarte hin.
    »Beeilen Sie sich!«
    »Also, wenn Sie mich fragen«, maulte die Verkäuferin, »Dann schaffen Sie’s sowieso nicht mehr. Aber das Ticket sollen Sie haben.«
    Eine Minute später hielt Ruth das bestätigte Ticket nach Las Lunas in der Hand und verließ das Reisebüro. Es war 18.04 Uhr, und der Raumflughafen lag ganz am anderen Ende der 50-Millionen-Stadt. Zu Fuß war das wirklich nicht zu schaffen – ein Viertagemarsch.
    Die Verkäuferin, die der seltsamen Kundin die Tür aufhielt, sagte jetzt etwas freundlicher: »Versuchen Sie’s mal mit dem City-Sub. Da soll so ‘ne Art Notdienst eingerichtet werden.«
    Ruth O’Hara wandte kurz den Kopf.
    »Danke«, sagte sie.
     
    Es war 21.11 Uhr, und der Herr im grauen Mantel, der den Schalter der Abfertigung blockierte, traf keine Anstalten, sich zu beeilen. Langsam und umständlich nahm er seine Bordkarte in Empfang.
    Er sah aus, als ob er solche Reisen häufiger unternähme. Er sah aus wie ein Mann mit Erfolg und Geld – gut gekleidet, parfümiert, mit einem Schuß Brutalität im Gesicht.

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