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Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Titel: Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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alles wieder in Frage.
    Die Ursache des Unfalls trieb unschuldig glitzernd durch den Raum – eine Handvoll Trümmerstücke, abgesprengte Spiegelfolie. Trümmerstücke, die spitz wie ein Dolch sein konnten und scharf wie ein Rasiermesser.
    Brandis blickte den Mordgeschossen mit trockenem Mund nach, wie sie sich da, von so gut wie keinem Widerstand gebremst, tiefer und tiefer im leeren Raum verloren, treibende Materie auf endloser Wanderschaft im Bannkreis der Sonne. Vielleicht würde eine spätere Raumfahrergeneration auf diese paar Fremdkörper im Raum aufmerksam werden, sie auflesen und analysieren, um aus ihnen Rückschlüsse zu ziehen auf eine längst untergegangene Kultur. Vielleicht …
    Die Kette der Unfälle riß nicht ab. Und fast immer lag es an der Untauglichkeit des angelieferten Materials und am Mangel an geeigneten Arbeitsrobotern, der einen zwang, Maschinen durch Menschen zu ersetzen. Drei dringende LTs – zwei an die Golim -Werke, eins an Professor Jakoby persönlich – waren unbeantwortet geblieben. Und auch die überholten Engineer-II -Roboter waren nicht eingetroffen.
    Brandis zog Bilanz.
    Es half nichts, daß man die verwundenen Platten immer wieder befestigte: Mit der Zeit splitterten sie doch. Wenn man den Zuschalttermin halten wollte, kam man an einer Radikallösung nicht vorbei: Den ganzen Plunder wieder abzureißen und durch geeigneteres Material zu ersetzen.
    Brandis’ Blick erfaßte die rote Kristallspur, die den Trümmerstücken folgte. Auch die roten Kristalle funkelten in der Sonne. Er sah eine solche Spur unter den Sternen nicht zum ersten Mal: kristallisiertes Blut. Brandis’ Blick wanderte weiter. Die Arbeit am Sektor Vier ruhte.
    Die Monteure hatten sich in sichere Entfernung zurückgezogen. Aus ihrer Schar löste sich nun der Vorarbeiter und kam heran. Es sah aus, als ritte er auf einem Feuerstrahl. Vor dem Scooter stoppte er das Antriebsaggregat auf seinem Rücken und hob den Kopf. Die Scheibe seines Helmes war von innen beschlagen – vor Aufregung? von zu vielem Reden? – das Gesicht dahinter ein verschwommenes weißes Oval.
    »Wir haben Mr. Hauschildt in die Schute geschafft, Sir. Erst einmal.«
    Auf jeden Fall war der verletzte Ingenieur aus der Kälte heraus. Brandis stimmte der getroffenen Maßnahme stillschweigend zu.
    »Wie ist es passiert?«
    Der Vorarbeiter wackelte mit dem behelmten Kopf.
    »Einfach so, Sir.«
    »Einfach so?«
    »Mr. Hauschildt wollte eine Verspannung beseitigen – wie wir’s alle naselang tun müssen –, und die Chose explodierte bei der ersten Berührung. Es hat ihn übel erwischt. Am Bein, an der Hüfte, an der Schulter – also, ich weiß nicht mal, wo überall. Er ist dann auch abgetrieben. Als wir ihn schließlich eingeholt hatten, haben wir ihn gleich abgedeckt.«
    Die Leute hatten Erste Hilfe geleistet und den jungen Hauschildt in eine Isolierdecke gehüllt, um zu verhindern, daß durch den zerfetzten Anzug noch mehr grausame Kälte in die Wunden eindrang, die, von eben dieser Kälte versiegelt, gerade einen Pulsschlag lang geblutet hatten.
    »War er bei Bewußtsein?«
    »Nein, Sir.«
    So war es meist. Der Kälteschock lähmte das Nervensystem. In gewisser Weise war das für die Betroffenen ein Segen. Bedauernswerter waren diejenigen, die ihr qualvolles Sterben mit wachen Sinnen verfolgen mußten. Die Fälle, in denen es der ärztlichen Kunst gelungen war, einen derart Verletzten durchzubringen, waren rar. Und das, obwohl die Medizin in den letzten Jahren rapide Fortschritte gemacht hatte – Fortschritte, die vor allem ihren Niederschlag fanden in der Ersatzteilchirurgie und der Biotechnik.
    Vor einem so simpel anmutenden Raumunfall jedoch mußte sie fast immer kapitulieren.
    Brandis schluckte. Er schluckte seine Erschütterung hinunter, seinen Zorn auf alle diejenigen, die ihn immer wieder im Stich ließen, seine vorübergehende Entschlußlosigkeit.
    Es lag an ihm, das letzte Wort zu sprechen.
    Was hier geschah, ließ sich nicht länger verantworten. Unfälle konnten sich zu jeder Zeit und an jedem Ort ereignen – doch hier hieß es, wider besseres Wissen und Gewissen Menschen für einen immer fraglicher werdenden Zeitgewinn zu opfern.
    »Schicken Sie die Leute in die Quartiere«, ordnete er mutlos an. »Für heute ist Schluß.«
    Nur für diesen einen Tag? Ohne den Sektor 4 würde es kein Zuschalten geben. Brandis sah die Konsequenzen, als er den Scooter startete, um Kurs zu nehmen auf die Schute. Dort war schon – er registrierte es

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