Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung
reißen drohten.
Von ihrem Versteck aus überblickte Ruth das ganze grandiose Panorama des Raumflughafens, aber ihre Aufmerksamkeit galt im wesentlichen einem einzigen darauf abgestellten Schiff. Seitdem sie dies entdeckt hatte, verfolgte sie einen völlig neuen Plan.
Die weiße Flagge mit dem roten Johanniterkreuz im gelben Sonnenball, die sie ganz im Hintergrund gerade noch zu erkennen vermochte, blieb für sie unerreichbar. Zur Raumnotwache der UGzRR führte kein Weg. Damit mußte sie sich abfinden.
Um ein Haar wäre sie den Town-Gendarmen in die Hände gelaufen, die nach ihr fahndeten, als sie nach ihrer Flucht aus dem Krankenhaus die Raumnotwache zu erreichen getrachtet hatte.
Bei der Gelegenheit hatte Ruth erfahren, weshalb man so fieberhaft bemüht war, ihrer habhaft zu werden. Ein Streifencab der Gendarmerie hatte mit eingeschaltetem Lautsprecher vor der Raumnotwache Stellung bezogen, von wo aus sich der Verkehr zum und vom Raumflughafen am besten überwachen ließ.
Ruth hatte die Fahndungsdurchsage gehört und war dann, bevor man auf sie aufmerksam wurde, in der Menge untergetaucht: … Geschlecht: weiblich. Hautfarbe: weiß. Haarfarbe: rot. Farbe der Augen: grün. Alter: cirka dreißig. Die geistesgestörte Person steht im Verdacht, bei ihrem Ausbruch aus der Maintown-Klinik eine Krankenschzvester ermordet zu haben. Vorsicht bei der Festnahme!
Ruth wußte nicht, weshalb sie plötzlich eines Mordes bezichtigt wurde – aber sie wußte mittlerweile nur zu gut, daß es sie unersetzliche Zeit kosten würde, falls sie darauf bestände, sich vor einer umständlichen Bürokratie von diesem Verdacht zu reinigen.
Und diese Zeit – daran zweifelte Ruth nicht – würde der Homat nutzen, um Mittel und Wege zu finden, die ihn dorthin brachten, wohin ihn das ihm eingespeiste Programm mit unbeirrbarer Beharrlichkeit trieb. Das Ziel des Homaten war die Baustelle unter den Sternen, war Intersolar.
Die Baustelle unter den Sternen mußte auch das Ziel des Schiffes sein, das Ruth O’Hara seit geraumer Zeit beobachtete.
Sie kannte es.
Es war ein schneller Tourenkreuzer vom Typ Rapido. Und den jungen Piloten, der das Verladen der Spiegelfolien überwachte, die die Goliathe aus der roten Wüste herankarrten, kannte sie auch.
Sein Name war Gregor Chesterfield.
Seit Stunden suchte Ruth O’Hara nach einer Möglichkeit, zu diesem Schiff zu gelangen, ohne entdeckt zu werden. Bisher war es ihr nicht gelungen. Anfangs hatte sie ihr Glück am Gütertor versucht, wo die Händler und Lieferanten mit ihren Transportfahrzeugen ein- und ausfuhren. Als sie die kontrollierenden Gendarmen erspähte, machte sie kehrt. Dort war für sie kein Durchkommen.
Auch ein weiterer Versuch war gescheitert – jener, auf dem Gelände des Schiffsreparaturbetriebes Bach mit Hilfe eines fahrbaren Gerüstes den elektronischen Zaun zu überwinden, der sich als unsichtbares Band rings um das eigentliche Rampengelände schlängelte und sowohl dafür sorgte, daß sich kein unbedarfter Spaziergänger in den Hitzeorkan eines startenden oder landenden Schiffes verirrte, als auch ausschloß, daß sich unbefugte Personen in eines der abgestellten Schiffe einschlichen.
Der Zaun war höher, als Ruth es angenommen hatte. Sie holte sich einen elektrischen Schlag, der sie sekundenlang in einen Zustand der totalen Lähmung versetzte, und überdies wurde man auf sie aufmerksam. Allein die Tatsache, daß die Arbeiter nicht eben begierig waren, sie zu ergreifen, rettete sie vor der Festnahme.
Und in der Wüste, in die sich Ruth schließlich zurückgezogen hatte, war der Zaun praktisch unüberwindbar – auch nicht, indem man sich unter ihm hindurchwand. Er reichte tief in den Wüstenboden hinein – tiefer, als ein Mensch graben konnte. Und Ruth verfügte ohnehin weder über Spitzhacke und Spaten, sondern lediglich über ihre nackten Hände.
Wenn es ihr irgendwie gelänge, die Aufmerksamkeit der Torhüter abzulenken …
Wie?
Ihr fiel nichts ein.
Und die Goliathe zogen mit einer Geschwindigkeit und in einer Höhe an ihr vorüber, daß an ein Aufspringen nicht zu denken war.
Und überdies – welchen Sinn hatte es?
Ruth spürte, wie sich Mutlosigkeit ihrer zu bemächtigen trachtete. Sie sei krank, hatte der Arzt zu ihr gesagt und ihr damit behutsam zu verstehen gegeben, daß alles, wovor sie floh und wogegen sie kämpfte, nur ein Produkt ihrer überreizten Nerven war, nichts als Einbildung. Fing sie wirklich an, den Verstand zu verlieren?
War alles nur
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