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Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Titel: Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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den Balkon für die Übertragung stimmungsvoll auszuleuchten.
    Über ihren Köpfen fahndeten fliegende Leibwächter mit ihren elektronischen Sonden nach etwaigen Gefahren für das Leben des ihnen anvertrauten Präsidenten.
    Joffrey Hastings, der ehemalige Gouverneur des Uranus, hatte sein schweres Amt in einer krisenreichen Zeit angetreten und es binnen kurzem verstanden, sich Achtung und Liebe seiner Mitbürger zu erwerben.
    Aber – Seebeck wußte das ebenso wie die Leibwächter – die Einwohnerschaft der EAAU bestand nicht nur aus rechtschaffenen Frauen und Männern, wenn diese auch die überwiegende Mehrheit darstellten. Doch neben ihnen gab es stets, gleich wer regierte, die Handvoll ewig Unzufriedener, gab es die Politfanatiker unter der Maske von Sitte und Ehrbarkeit – und es gab die machtgeilen Welterneuerer in der Nachfolge des unseligen Generals Smith, Leute, deren »Verkündigung« lautete: An unserem Wesen wird die Welt genesen!, und die jeden umzubringen bereit waren, der dem nicht vorbehaltlos zustimmte.
    Die Leibwächter zogen einen unsichtbaren Schutzwall um den Balkon, auf dem sich Joffrey Hastings binnen kurzem seinen Völkern zeigen würde.
    Wieder ließ sich die Stimme des Kommentators vernehmen, der seinen Text probte: » … Präsident Hastings hat noch einmal seine Entschlossenheit bekräftigt, sich nicht vom Energieminister vertreten zu lassen, sondern der Zuschaltung persönlich und in aller Öffentlichkeit beizuwohnen. Man muß diese Haltung um so mehr würdigen, als man weiß, daß bereits die haarfeine Abweichung von 0,0073 Grad in der Justierung des EBLs seinen Amtssitz in Sekundenschnelle verschmelzen ließe …«
    O ja, Seebeck musterte das Modell, hinter dem er Stellung bezogen hatte. Wenn schon eine solche Miniaturausgabe von Intersolar genügte …
    Wahrhaftig, ein neues Zeitalter brach an!
    In Seebecks Überlegung hinein platzte das Summen des Telefons, neben dem er saß. Ein technischer Assistent nahm das Gespräch entgegen und sah sich dann um.
    »Commander Brandis!«
    Brandis wandte den Kopf.
    »Ja.«
    »Das FK mit einem Anruf für Sie, Sir – auf der einzigen Leitung, die noch frei ist.«
    Brandis winkte ab.
    »Ich bin nicht zu sprechen.«
    Die Hand des Assistenten, die den Hörer hielt, blieb ausgestreckt.«
    »Es scheint wichtig zu sein, Sir.«
    »Sagen Sie, ich kann jetzt nicht. In einer Stunde …«
    »Roger, Sir. Andererseits – es ist wegen Ihrer Frau. Ein Doktor Geronimo von der Maintown-Klinik Venus.«
    »Geben Sie her!«
    Brandis kam heran und übernahm den Hörer. Seebeck zog sich noch tiefer in den Hintergrund zurück, um nicht unfreiwillig zum Mithörer privater Probleme zu werden, doch Brandis kümmerte sich nicht um seine Anwesenheit.
    »Brandis.«
    Die Verbindung war überlagert von den Übertragungen, die zur gleichen Zeit zwischen Intersolar und Metropolis hin und her gingen.
    »Doktor Geronimo von der Maintown-Klinik Venus, Commander. Wir haben es hier zu tun mit einer Patientin namens Ruth O’Hara. Sind Sie der Ehemann?«
    Brandis hielt sich das freie Ohr zu.
    »Meine Frau ist in Metropolis, Doktor.«
    »Ihre Frau ist hier, Sir. Und ihr Zustand ist nicht unbedenklich. Ist Ihnen nie etwas an ihr aufgefallen?«
    Brandis wußte nicht, wie er den Sinn der Frage enträtseln sollte. Bisher hatte ihm der Arzt nur die eine stichhaltige Information geliefert: daß sich Ruth auf der Venus befand. Was jedoch war der Anlaß dieser ärztlichen Behandlung? Ein Unfall? Brandis ließ sich nicht anmerken, daß er beunruhigt war.
    »Sie müssen sich schon klarer ausdrücken, Doktor!« sagte er ziemlich schroff.
    »Ich will Ihnen keinen langen Vortrag halten«, erwiderte der Arzt auf der Venus, »aber Ihre Frau ist hier eingeliefert worden mit allen Anzeichen einer schweren Psychose. Verfolgungswahn. Ich hielt es für meine Pflicht, Sie davon zu verständigen, Sir. Außerdem wäre es für die Beurteilung wichtig zu wissen, ob sich diese Symptome bei ihr schon früher gezeigt haben.«
    Brandis faßte einen raschen Entschluß.
    »Geben Sie sie mir an den Apparat.«
    »Was?«
    »Geben Sie mir meine Frau an den Apparat!«
    »Aber das geht nicht.«
    »O doch«, sagte Brandis, »das geht! Oder muß ich höhere Instanzen einschalten?«
    Am anderen Ende der Leitung mußte Dr. Geronimo schlucken.
    »Bleiben Sie dran, Sir!« sagte der Arzt.
     
    Es war ein Erwachen auf Raten. Ruth hörte Stimmen, sah weiße Kittel, sah Licht. Und dann fiel sie wieder zurück in wohltuende Stille

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