Weltraumroboter
Millimetern herumjongliere – Höhe, Gewicht Oberweite, Taillenweite, Unterweite, Beinlänge, Fußgröße! Und das nur, weil ich sie neulich zur Schneiderin begleitet habe und hörte, wie die Schneiderin die Maße nahm. Muß da ein Mann nicht verzweifeln? Ich brauche doch mein bißchen Verstand für die Leitsystemprobleme. Und wenn ich verheiratet wäre, würde es doppelt so schlimm sein.«
Mit heroischer Anstrengung hielt Melodie ihre Tränen zurück. »Jeff, willst du mir auf diese noble Art andeuten, daß es zwischen uns aus ist?«
»Ich denke, es wäre das beste, Melodie. Ich tauge zu nichts, bis wir ein Raumschiff auf dem Weg zum Mond haben. Vielleicht klingt das überspannt, aber es ist nun mal so.«
Melodie, jetzt völlig ernüchtert, funkelte ihn aus zornigen Augen an. »Jeffrey McDermott! Willst du damit sagen, daß wir nicht heiraten können, ehe ihr ein Raumschiff unterwegs zum Mond habt?«
»Ich fürchte, so ist es.«
»Und du nimmst an, daß ich bis dahin geduldig auf dich warte – Jahre vielleicht?«
»Nein, eben nicht. Das versuche ich ja klar zu machen.«
»Was du sagen willst, ist also, daß wir miteinander fertig sind.« Melodie gab sich große Mühe, ihr Kinn ganz straff zu halten. »Deutlicher brauchst du es nicht zu erklären – ich war ja nicht auf der Hilfsschule.« Trotz des Müheaufwandes begann ihr Kinn zu zittern, als sie ihr Feuerzeug und ihre Zigaretten vom Tisch nahm und in ihre Handtasche steckte. »Allerseits Dank für den reizenden Abend. Major McDermott – meine Glückwünsche zur Beförderung. Guten Erfolg weiterhin.« Nun brach der Damm. Melodie versuchte die Tränenflut mit dem Taschentuch aufzufangen.
»Warte, Melodie. Laß dich von mir nach Hause bringen.« McDermott machte Anstalten, aufzustehen.
»Nein, danke, Major. Ich hoffe, wir begegnen uns nie wieder. Gute Nacht.« Ehe McDermott auf die Füße kam, war sie davongeeilt und aus dem Saal entschwunden. Benommen starrte er auf die Schwingtür, die sich hinter ihr schloß. Dann sank er wieder auf seinen Stuhl und hockte da, das Kinn auf die Hände gestützt.
EVA ging hin und tippte ihn an. »Jeffrey, ein guter Wissenschaftler mögen Sie sein. Aber in Herzensdingen sind Sie ein Stümper.«
McDermott antwortete nicht.
ADAM zuckte die Achseln, schwang sich mit gekonnter Bewegung den reglosen General Beauregard über die linke Schulter und nahm mit der freien Hand EVA beim Arm. Still verließen sie den Club.
Draußen, als sie General Beauregard neben einem Laternenpfahl absetzen wollten, dem er bisher jedesmal seine Reverenz erwiesen hatte, erlebten sie eine schmerzliche Überraschung. Der wackere alte Krieger war aus seinem Rausch sanft ins Hundejenseits hinübergeschlummert.
19
Mit einem Gekreisch wie von tausend Ungeheuern schnellte sich die riesige Rakete aus den Halterungen ihres Startmastes. Empor, empor, empor donnerte sie, bis ihr entfesseltes Getöse nicht mehr vernehmlich war für die vielen, vielen Gaffer an Floridas Stränden. Als sie durch die höheren, immer kälter werdenden Zonen der Atmosphäre jagte, formte sich hinter ihr ein silbriger Kondensstreifen, der ihren Himmelsweg markierte. Mit der Präzision eines Geschosses gelangte ihre letzte Stufe in die vollendet errechnete Umlaufbahn. Dort löste sich der ›Brontosaurus‹ von ihr und flog allein weiter.
»Jetzt sind wir im Weltraum, Liebste«, sagte ADAM. »Du kannst den müßigen Versuch aufgeben, mich zu erwürgen.«
»Ist – ist alles in Ordnung?« fragte EVA durch die zusammengebissenen Zähne.
»Bestens. Ein vollendeter Aufstieg. Wie fühlst du dich?«
»Soweit gut, wie es scheint.« Sie zog gehorsam den Arm zurück, mit dem sie den Hals ihres Mannes umklammert hatte, und machte es sich auf ihrem Sitz bequem. »Bildlich gesprochen ist mir allerdings, als hätte ich meinen Magen irgendwo unten in den Wolken gelassen.«
ADAM war damit beschäftigt, Tabellen zu vergleichen, Schaltknöpfe zu drücken, Meßgeräte zu prüfen, Rheostaten einzustellen und Kontrolleintragungen zu machen. »Nun, wie fühlt man sich als erste amerikanische Frau im Weltraum?«
»Ich – ich kann noch nicht vernünftig reden, ADAM. Ich bin so überwältigt von all diesen Wundern.« Sie brachte den Mut auf, durch die Chintzvorhänge zu spähen, mit denen sie die Seitenfenster der Kabine geschmückt hatte. »Es ist atemberaubend! Einfach atemberaubend!«
»Jedenfalls schöner als die überfüllten Autostraßen.« ADAM beendete seine Eintragungen und
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