Weltraumroboter
bekommen einen halben Liter oder einen ganzen, je nachdem. Versucht ihr das mal, wenn ihr eine Nachfüllung braucht ... Apropos Nachfüllung – wo bleiben die Drinks?«
McDermott grollte: »Sie wären längst da, wenn es mir bloß gelingen würde, in diesem halbdunklen Stall einen Kellner herbeizuwinken.«
»Ach, wenn es weiter nichts ist«, sagte ADAM, »da kann ich helfen.« Er richtete seinen rechten Zeigefinger gegen die Saaldecke. »Kein Problem für einen astrodynamisch adjustierten Weltraummann, alter Junge. Feuert einfach Alarmsignal ab!« Ein winziges Etwas schoß funkensprühend aus seinem Zeigefinger, schnellte gegen die Decke und sauste dort sekundenlang hin und her. Dann öffnete sich ein kleiner Fallschirm, und ein unerhört kräftig leuchtendes rotes Flämmchen kam langsam herabgeschwebt. Als es sich dem Boden näherte, fing ADAM es in einem leeren Glas, das gleich danach klirrend zerplatzte.
»Ende der Vorstellung«, sagte EVA.
Dank des Feuerzaubers kamen nun mindestens drei Kellner aus verschiedenen Richtungen herbeigehastet; selbst Buffalo Billie Lee hatte für einen Moment ihre Darbietung unterbrochen.
»Vier Martinis, bitte«, Bestellte McDermott, »und einen Brandy mit Sahne.«
»Wie im Märchen«, murmelte Melodie entzückt.
»Eine schlichte technische Notwendigkeit«, erläuterte ADAM. »Wir probieren noch daran herum. Es ist für den Fall gedacht, daß man oben im Weltraum aus irgendeinem Grund das Fahrzeug verläßt und im Dunkeln verlorengeht.«
Ein äußerst beflissener Kellner kam und servierte die Drinks.
Melodie hob ihr Glas: »Auf das verlobte Paar.« Die vier stießen miteinander an. Melodie und McDermott setzten ihre Gläser an die Lippen und nahmen einen Schluck, während EVA und ADAM ihre Gläser bis zur Nase hoben, um sie nach einigen Sekunden wieder auf den Tisch zu setzen.
»Wahrscheinlich wirke ich furchtbar neugierig«, sagte Melodie. »Aber warum trinkt ihr zwei nie von euren Martinis? Ihr scheint bloß daran zu schnuppern.«
»Genau das tun wir«, antwortete EVA. »Wir können das Zeug nicht schlucken, wir wüßten nicht, wohin damit. Es würde irgendwie in unserer Maschinerie herumschwappen. Das wäre unappetitlich. Außerdem könnte der Alkohol unsere elektronischen Anlagen gefährden. Wenn wir es unter die Nase halten, wird wenigstens etwas von dem Duft durch die Gehirnpumpenbelüftung eingesaugt.«
»Sehr besäuselt werden wir davon nicht«, fügte ADAM hinzu, »aber es ist immerhin etwas. Außerdem würdet ihr staunen, wie rosig ein Sonntagmorgen sein kann ohne einen Samstagkater.«
»Phänomenal«, wisperte Melodie.
»Neulich versuchte ADAM sogar zu rauchen«, kicherte EVA.
ADAM hörte demonstrativ weg.
»Er konnte wirklich ein bißchen Rauch einatmen«, fuhr EVA heiter fort, »denn wegen der Ventilation für die Gehirnpumpe ist in Mund und Nase ständig eine leichte Saugströmung. Aber als er auszuatmen versuchte, mußte er aufgeben.«
»Was geschah denn da?« fragte Melodie.
»Nun, schließlich«, lachte EVA, »schließlich fing der Rauch an, aus ADAMs Luftauslaß zu kommen! Das Komischste, was ich je sah.«
»Wieso komisch?«
»Ach, Melodie«, kicherte EVA, »Sie wissen eben nicht, wo ADAMs Luftauslaß sitzt!«
»Genug jetzt, Weib«, knirschte ADAM. »Ist denn gar nichts mehr heilig?«
»Wo sitzt er denn?« fragte Melodie – entschlossen, der Sache auf den Grund zu kommen.
»Ich muß es ablehnen«, sagte ADAM, tiefe Entrüstung heuchelnd, »meine Anatomie weiterhin als Thema betrunkener Konversation mißbrauchen zu lassen! Nimm dein Handtäschchen, EVA! Wir gehen!«
»Oh, muß das schon sein?« gurrte EVA. »Es ist ein so reizender Abend!«
»Es muß sein«, beharrte ADAM. »Sieh dir General Beauregard an. Der alte Krieger gehört ins Bett.« General Beauregard war, mit dem Kopf auf seinem leeren Glasteller, in Schlaf gesunken.
»Wenn er bloß nicht soviel trinken würde«, klagte EVA. »Morgen wird er wieder einen schrecklichen Katzenjammer haben!«
»Wie ist es nur zu diesen alkoholischen Exzessen gekommen?« fragte McDermott kopfschüttelnd.
»Ach, das begann vor Jahren, als wir noch in Kalifornien wohnten«, sagte ADAM. »Da entbrannte er in heißer Liebe zu Bathseba, der Bernhardinerhündin aus dem Nachbarhaus. Sie liebte ihn genauso innig. Doch war diese Romanze zum Scheitern verdammt. Denn wegen General Beauregards kurzen Beinen konnten sie einander kaum die Nasen reiben, von allem anderen ganz zu schweigen.«
»Oh, wie
Weitere Kostenlose Bücher